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Sport in Schleswig-Holstein
PRESSEINFORMATION Kiel, d. 14.12.2001 Es gilt das gesprochene WortTOP 14 Sport in Schleswig-Holstein (Drs. 15/1133 und 15/1329)Anke Spoorendonk:Das Jahr 2002 hat die Bildungsministerin zum Jahr des Schulsports in Schleswig-Holstein erklärt. Im kommenden Jahr wird es also viele Veranstaltungen zum ThemaSchulsport geben und – was noch wichtiger ist – es soll auch sehr viel Sport betriebenwerden. Nun kann man natürlich der Meinung sein, dass mit solchen „besonderen“ Jah-ren nichts erreicht wird. – Dass sie wie Feiertage wirken, wo es doch eher auf die Arbeitim Alltag ankommt.Mag sein, dass dies die Erklärung dafür ist, dass sich die Große Anfrage der CDU-Fraktion zum „Sport in Schleswig-Holstein“ weniger mit Projekten oder mit der Bewer-tung von Projekten befasst als mit dem Abfragen von Strukturen. Hinzu kommt, dass sichsechs von acht Fragenkomplexe mit dem Zusammenhang von Sport und Unterricht aus-einandersetzen. - Es geht um Lehrpläne, um Unterrichtsausfall, um Sport in den ver-schiedenen Schularten, um Lehreraus- und Fortbildung und um die Förderung von sport-lich hochbegabten Schülerinnen und Schülern. In den beiden letzten Abschnitten geht es 2dann noch mal um Kooperationen und um verschiedene Aspekte der Verbandsarbeit. -Mit anderen Worten: Aus der Sicht des SSW wäre es wünschenswert gewesen, wenn dieProblemstellung „Sport in Schleswig-Holstein“ nicht so eng definiert worden wäre.Dies hat zur Folge, dass das herausragende Projekt „Sport gegen Gewalt, Intoleranz undFremdenfeindlichkeit“ des Landessportverbandes in Zusammenarbeit mit der Landesre-gierung in der Großen Anfrage völlig unerwähnt geblieben ist. Darüber habe ich michgewundert, weil dies eine Initiative ist, die bundesweit Beachtung gefunden hat.Zurecht wies der damalige Sportpräsident Hans Hansen in der Ausgabe Dezember 2000von „Sport News“ darauf hin, dass sich Schleswig-Holstein gerne und selbstbewusst alsein weltoffenes und ausländerfreundliches Land darstellt – dass aber zunehmende Ge-waltbereitschaft, rechtsextremistische Ausfälle und gezielte Aktionen gegen Ausländerden Norden der Republik nicht unberührt lassen. Seine Konklusion lautet: „Der Sport istin der aktuellen Situation aufgerufen, seine Stärke und Möglichkeiten zum Erhalt derdemokratischen Werte aktiv darzustellen und einzusetzen“. Und er fügt hinzu: „Die Ex-perten sind sich in ihrem Votum einig: Gegen Ausländerfeindlichkeit undrechtsextremistische Gewalt hilft vor allem Vorbeugung. Diese Erkenntnis ist für denSport nicht neu – und sie wird durch Handeln umgesetzt. Kinder und Jugendliche lernenin ihrer Sozialisation durch eigenes Erleben und durch ihre Vorbilder. Eigenes Erlebenim Sport heißt, die Integration eines ausländischen Kindes als normalen Prozesswahrzunehmen, wenn es das erste Tor für die eigene Mannschaft schießt. Und Lernenüber das Vorbild? – Untersuchungen belegen, dass prägende Autoritäten immer seltenerin den Eltern oder Pädagogen gesehen werden, sondern deren Rolle zunehmend durchehrenamtlich wirkende Übungsleiter und Betreuer eingenommen wird. Im Sport –langfristig angelegt – können Brücken des Vertrauens als wesentliche Bausteinesinnvoller Vorbeugung gebildet werden.“ – Treffender kann nicht gesagt werden, was der 3den.“ – Treffender kann nicht gesagt werden, was der Kern des Projektes „Sport gegenGewalt“ ist.Es würde zu weit führen, auf weitere Einzelheiten einzugehen. Doch lassen Sie michnoch in Erinnerung rufen, dass dieses LSV-Projekt bereits seit 1994 existiert. Es sollteletztes Jahr auslaufen, wird aber nun als unbefristetes Programm weiterlaufen. Das be-deutet, dass mittlerweile über 2000 Jugendliche in mehr als 80 Gruppen – unter ihnenviele ausländischer Herkunft – betreut werden. In einer wissenschaftlichen Studie derKieler Universität ist zudem nachgewiesen worden, dass das Projekt auch seine „kriti-sche“ Zielgruppe erreicht.Das Bestechende an der Konzeption ist erstens die Vernetzung mit anderen gesellschaft-lichen Institutionen – das heißt: mit den Schulen, den Kirchen, den Trägern der Jugend-hilfe, den Gewerkschaften, der Polizei und den Kommunen. Zweitens werden dadurchKinder und Jugendliche aktiviert, die nicht – oder noch nicht – Teil des „Systems“, d.h.Mitglied eines Sportvereins sind. Neben der Präventionsarbeit wird dadurch also auch einStück Erziehung zur Demokratie geleistet.Auch dieser Ansatz ist wichtig, wenn man nämlich bedenkt, was sozusagen die Rahmen-bedingungen für viele Kinder und Jugendliche sind. Dazu gibt die Große Anfrage einigeAnhaltspunkte: Bis zu 10 Stunden täglich sitzen Kinder und Jugendliche in der Schule,vor dem Fernseher oder vor dem PC. Die Folgen sind Haltungsfehler, Übergewicht, Ko-ordinationsschwächen und „eine deutliche Zunahme im Bereich Depression und Aggres-sion“. Vor diesem Hintergrund ist das Projekt „Sport gegen Gewalt“ ein voller Erfolg. 4Wie gesagt befasst sich die Große Anfrage der CDU-Fraktion in erster Linie mit demThema Sport in der Schule. Ich begrüße, dass die Landesregierung ausdrücklich hervor-hebt, dass weder der Vereinssport noch Sportarbeitsgemeinschaften den Sportunterrichtder Schule ersetzen können. Sportunterricht wird in den kommenden Jahren noch an Be-deutung gewinnen, darin sind sich die Experten einig – nicht zuletzt auch, weil es erwie-sen ist, dass Defizite in der Motorik von Kindern ihre Lernfähigkeit beeinträchtigen. -Viele Lehrer und Lehrerinnen wissen ein Lied davon zu singen, dass Kinder montags da-zu neigen „auszurasten“, weil sie am Wochenende viel zu wenig Bewegung bekommenhaben. Hinzu kommt, wie gesagt, dass eine wachsende Anzahl von Kindern aus motori-schen Gründen Lernschwächen aufweisen. Für die Aus- und Fortbildung von Sportleh-rern heißt dies, dass auch neue Schwerpunkte gesetzt werden müssen.Die Anfrage macht deutlich, was die Situation des Sportunterrichts ist – auf Einzelheitenwerde ich jetzt nicht eingehen. Wesentlich fand ich, dass sie uns auch einen Überblickdarüber vermittelt, was in den letzten Jahren im Bereich Sport für behinderte Kinder undJugendliche gemacht worden ist. Das war beeindruckend. Dennoch bleibe ich dabei, dassich mir insgesamt eine andere Gewichtung der Fragestellungen gewünscht hätte.