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11.01.02 , 14:36 Uhr
FDP

Wolfgang Kubicki: Wider die Rezession - 2002 kann das Jahr des Au fbruchs werden

FDP Landtagsfraktion Schleswig-Holstein 1



Presseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Vorsitzender Dr. Christel Happach-Kasan, MdL Nr. 006/2002 Stellvertretende Vorsitzende Dr. Ekkehard Klug, MdL Lübeck, Freitag, 11. Januar 2002 Parlamentarischer Geschäftsführer Christel Aschmoneit-Lücke, MdL Sperrfrist: heute, 18.00 Uhr Joachim Behm , MdL Dr. Heiner Garg, MdL Es gilt das gesprochene Wort! Günther Hildebrand, MdL



Wider die Rezession – 2002 kann das Jahr des



www.fdp-sh.de Aufbruchs werden
Rede des Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein, Wolfgang Kubicki, anlässlich des Neujahrsempfanges der Handwerkskammer Lübeck am 11.01.2002 in der Handwerkskammer Lübeck:

„Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen ein schönes Jahr 2002, mit Erfolg überall dort, wo Sie ihn sich wünschen. Und ich denke, gerade im Handwerk sind Erfolge derzeit besonders nötig.
Denn die wirtschaftliche Lage trifft die kleineren und mittleren Betriebe hart. Während die Schwierigkeiten der Großunternehmen stets ihren Weg in die Öffentlichkeit—sprich die Presse—finden, besonders wenn die Unternehmen börsennotiert sind, leidet der Mittelstand häufig ohne diese Aufmerksamkeit.
Aber der Mittelstand ist und bleibt das Rückrat der deutschen Wirtschaft: Der Mittelstand erwirtschaftet 75 % der Wertschöpfung und beschäftigt 80 % der Arbeitnehmer in Deutschland. Und in Schleswig-Holstein spielt der Mittelstand eine noch größere Rolle.
Diese Zahlen zeigen, dass der Mittelstand die Hauptlast der derzeitigen Wirtschaftsschwäche trägt. Und innerhalb des Mittelstandes wird das Handwerk—Ihre Betriebe, meine Damen und Herren—besonders getroffen, denn das Handwerk steht ja schon seit mehreren Jahren in einer Rezession.
Wenn es einem Großunternehmen schlecht geht, dann sind die Helfer schnell zur Stelle: Selbst die ruhige, oder besser: die lahme Hand des Kanzlers kann auf einmal zupacken—siehe Holzmann.

Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 2 Aber wenn ein Handwerksbetrieb an den Abgrund gerät, oder gar viele Handwerksbetriebe auf einmal, dann bleiben die Hände des Kanzlers ruhig im Schoße liegen. Dann redet er lieber, so wie im letzten Sommer: Da sagte er, der Arbeitsmarkt dürfe nicht flexibilisiert werden, das würde die Lebensplanung der Arbeitnehmer zu stark beeinträchtigen—und die Lebensplanung der Arbeitslosen und ruinierten Kleinunternehmer auch, aber das hat er verschwiegen.
das Handwerk wird heute aus mehreren Richtungen bedrängt:
• Erstens selbstverständlich von der Rezession: Bürger und Unternehmer drehen ihre Euros einmal öfter herum, bevor sie Aufträge vergeben. Zusätzlich strecken private und öffentliche Auftraggeber ihre Zahlungsziele und bringen dadurch gerade kleine Betriebe in noch größere Schwierigkeiten. • Zweitens vom Staat, genauer von den Regierungen: Rot-grün in Bund und Land lassen sich kaum eine Chance entgehen, den Menschen das Geldverdienen zu vermiesen. • Drittens von den absehbaren politischen Entwicklungen in Europa: Die Osterweiterung der Europäischen Union wird den Wettbewerb auch im Handwerk spürbar verstärken. • Viertens von der Entwicklung im deutschen Bildungswesen: Das Land der Dichter und Denker scheint immer weniger in der Lage zu sein, seinen Kindern grundlegende geistige Fähigkeiten zu vermitteln. Und das gilt besonders für die Haupt- und Realschüler, aus denen Sie einen Großteil Ihres betrieblichen Nachwuchses anwerben.
An diesen vier Problemkreisen kommen wir alle nicht vorbei: Wegducken geht nicht. Wir müssen sie offensiv angehen und die Initiative ergreifen—in der Politik und in den Unternehmen. Nur so können wir die Entwicklung beeinflussen und werden nicht von ihr getrieben.
In diesen vier Feldern müssen wir endlich ran an den Speck und Butter bei die Fische packen, damit es für das Handwerk und auch sonst für die Menschen in Schleswig-Holstein und in Deutschland wieder aufwärts geht.
Denn darum geht es schließlich: Wir wollen wieder stärker vorne mitmischen. Das gilt für Schleswig-Holstein in Deutschland und für Deutschland in Europa. Die Spitze der Tabelle muss unser Ziel sein, nicht die Abstiegsplätze.
Es wäre schön, wenn auch Bundes- und Landesregierung das so sehen würden: Sie behaupten es ja zumindest sonntags auch immer wieder. Aber die Untaten von rot-grün in Berlin und Kiel sprechen eine andere Sprache, und die desolate wirtschaftliche Lage beweist uns täglich, dass die Regierungsuntaten ernster zu nehmen sind als die wohlfeilen Regierungsworthülsen.
Es wird höchste Zeit, dass aus den Untaten der Ministerien in Bund und Land endlich wieder Wohltaten werden.
Taten zum Wohle der Gesellschaft.
Taten, die Bürgerinnen und Bürgern mehr Raum geben, ihr eigenes Leben ohne ständige staatliche Bevormundung zu gestalten. Taten, die den Menschen zeigen, dass die Politik den Aufbruch in bessere Zeiten will— und zwar den Aufbruch jetzt und nicht am Sankt-Nimmerleinstag.
Selbstverständlich kosten viele dieser Taten auch Geld, und manche werden für die Betroffenen anfangs auch unangenehm sein. Aber so ist das bei Investitionen, das brauche ich Ihnen als Unternehmerinnen und Unternehmern nicht im Detail zu erläutern: Investitionen kosten anfangs und bringen die Erträge erst später.
Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 3
Und genau das brauchen wir jetzt: Investitionen in die Zukunftschancen unseres Landes und damit auch in die Zukunftschancen des Handwerks. Wir brauchen politische Entscheidungen, die eine Aufbruchstimmung anheizen, die uns nicht nur aus der Rezession heraus hilft, sondern uns auch darüber hinaus auf eine höhere Wohlstandsebene bringt.
Wenn man etwas grundlegend verändern will, dann muss man bei den Fundamenten anfangen. Deshalb beginne ich mit dem fundamentalsten Bereich, in dem wir nach oben aufbrechen müssen, im Bildungswesen.
Bildung ist die Quelle unseres Wohlstandes, und alle einschlägigen Untersuchungen zeigen eines: Die beste langfristige Kapitalanlage ist eine gute Bildung gepaart mit einer fundierten Berufsausbildung. Ganz besonders gilt das in unserem ansonsten rohstoffarmen Deutschland.
Und es sind die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen, die mittel- und langfristig über den Wohlstand von Nationen entscheiden. Und da hängt Deutschland leider zurück. Den neuesten Beweis brachte die PISA-Studie. PISA ist in kürzester Zeit zum Synonym für die Schieflage des deutschen Bildungswesens geworden:
Im Zeitalter der Informationsgesellschaft lernen zu viele Kinder im Land der Dichter und Denker nicht mehr richtig Lesen, Schreiben und Rechnen.
Muss uns das wundern? Nein, es muss uns nicht wundern. Seit Jahren wird allerorten über das nachlassende Bildungsniveau von Berufs- und Studienanfängern geklagt. Ich bin überzeugt, die meisten von Ihnen haben auch schon Ihre negativen Erlebnisse auf diesem Gebiet gehabt.
Und wer sind die Verantwortlichen, die es verschlafen haben? Diejenigen, die für die Bildungspolitik verantwortlich sind.
Bildungspolitik ist Ländersache, folglich ist die Landesregierung verantwortlich. 13 Jahre SPD- Regierung und 5 Jahre grünes mitwursteln: 13 Jahre vernachlässigte Bildungspolitik.
Was haben die roten und grünen Bildungspolitiker denn in den letzten dreizehn Jahren gemacht? Anscheinend geschlafen.
Am Montag sagte die Bildungsministerin zu den Ergebnissen von PISA lapidar:
„Wir haben damit gerechnet.“
Stellen Sie sich bitte einmal folgendes vor: Ein Malerbetrieb bekommt den Auftrag, ein Haus zu streichen, streicht das Haus, und bei der Abnahme durch den Auftraggeber blättert die Farbe schon wieder ab.
Und der Malermeister sagt dann zum Kunden: „Wir haben damit gerechnet.“
Der Kunde wird wahrscheinlich nicht mehr fragen, was der Maler dagegen zu unternehmen gedenkt. Und der Malerbetrieb wird wahrscheinlich auch nicht mehr viele Häuser anstreichen dürfen—und damit hat unser fiktiver Maler dann wohl hoffentlich auch gerechnet.
Aber eine Bildungsministerin darf ungestraft sagen, sie hätte damit gerechnet, dass die Ergebnisse ihrer Politik miserabel sein werden? Da stellt sich sofort die Frage, wie vielen Kindern diese Sorte Bildungspolitiker noch die Zukunft versauen darf.
Was ist zu tun? Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 4
Weder gute noch schlechte Bildung fallen vom Himmel: Bildung wird produziert. Produziert mit Hilfe von Arbeit und Kapital. Und da haben wir die Ansatzpunkte für den Aufbruch im Bildungssystem:
• Personal und Kapital im Bildungssektor müssen in ausreichender Menge vorhanden sein. • Personal und Kapital müssen den qualitativen Anforderungen genügen, die wir an die Ausbildung unserer Kinder stellen. • Und Personal und Kapital müssen effizient eingesetzt werden.
Deshalb fordert die FDP einen dreifachen Aufbruch zu neuen Bildungsufern:
• Erstens brauchen wir wieder mehr Unterricht, damit unsere Kinder besser ausgebildet werden. • Zweitens brauchen unsere Kinder und ihre Lehrer besser ausgebaute und ausgestattete Schulen. • Und drittens sollte weder die Zeit unserer Kinder noch die der Lehrer verschwendet werden.
Mehr Unterricht für unsere Kinder:
Hierzu haben wir für den Haushalt 2002 zusätzliche Lehrerstellen vorgeschlagen, insbesondere für die Hauptschulen. Ferner haben wir 2 Millionen Euro für den Einstieg in einen Unterrichtsergänzungsfonds für unsere Berufsschulen gefordert. Aus diesem Fonds sollen Vertretungen zur Vermeidung von Unterrichtsausfall bezahlt werden.
Mehr Lehrer für Hauptschulen, weil hier die gravierendsten Bildungsdefizite auftreten.
Wenn es uns nicht gelingt, gerade in den unteren Segmenten des Bildungssystems das Niveau zumindest auf ein erträgliches Niveau zu heben, dann verbauen wir den Schwächsten die Chance auf ein erfolgreiches Berufsleben.
Zum Ergänzungsfonds: Was sind schon zwei Millionen Euro könnte mancher sagen. Ein einfaches Beispiel mag es verdeutlichen:
Nehmen wir an, eine Vertretungsstunde kostete 100 Euro inklusive aller notwendigen Maßnahmen, z. B. Personalsuche. Dann könnten mit diesen 2 Millionen Euro 20000 Unterrichtsstunden bezahlt werden. Bei acht Stunden pro Unterrichtstag wären das 2500 zusätzliche Tage Unterricht, und bei 20 Berufsschülern pro Klasse 50000 zusätzliche Schülertage Unterricht pro Jahr.
Was springt fürs Handwerk dabei heraus:
• Mehr Auszubildende, die Arbeitsaufträge besser lesen und auch verstehen können. • Mehr Auszubildende, die einen einfachen Dreisatz oder die Maße für ein Werkstück berechnen können. • Mehr Auszubildende, die den Anforderungen ihrer Ausbildung besser gewachsen sind. • Mehr Menschen, die mit dem Leben besser zu Recht kommen werden—und dafür lohnt es sich zu kämpfen, zumindest für uns Liberale.
Wir brauchen besser ausgestatte Schulen für unsere Kinder: Jeder investierte Euro wird sich in diesem Bereich doppelt und dreifach bezahlt machen. Deshalb sollten wir hier klotzen und nicht kleckern.

Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 5 Hier können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits brächten wir den Zustand und die Ausstattung unserer Schulen auf ein angemessenes Niveau; andererseits bedeutete dies eine Auftragswelle—besonders für das Baugewerbe.
Wir Liberalen sind wahrlich keine Freunde staatlich finanzierter Konjunkturprogramme. Neben allen ökonomisch begründeten Problemen solcher Maßnahmen fehlen nämlich in der Regel die sinnvollen Projekte, in die man das Geld stecken könnte.
Aber bei unseren Schulen, da können wir das Geld nicht nur gut gebrauchen—da brauchen wir es sogar ganz dringend, wenn wir die Zukunft nicht weiter verschlafen wollen. Und ich denke, Sie könnten das Geld auch gut gebrauchen.
Geld ist das Stichwort: Man spricht dem Handwerk seit je her einen goldenen Boden zu, und der gründet sich ja bekanntlich auf die Chancen des Geldverdienens. Ja, wenn das denn so einfach wäre.
Nicht nur, dass man für sein Geld arbeiten muss—das ist ja normal: von nichts kommt nun einmal nichts. Aber in Deutschland ist es inzwischen auch normal, dass man ständig Hindernisse überwinden muss, um überhaupt Geld verdienen zu können—ja zu dürfen!
Eine kleine Geschichte aus dem Landeshaus verdeutlicht dieses Dilemma: Vor kurzem hat sich die Ministerpräsidentin mit zwei Maurermeistern auf dem Flur unterhalten und geschwärmt. Wenn sie nicht Regierungschefin sei, so soll sie gesagt haben, dann würde sie gerne Häuser entwerfen und bauen. Einer der Meister hat geantwortet: „Wenn Sie nicht mehr an der Regierung wären, dann könnte ich vielleicht auch wieder Häuser bauen!“
Rot-grüne Hindernisse verstellen den Weg zum Gewinn. Und die Gewinne von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen. Und diese Gewinne verhindert rot-grün mit ganzer Kraft:
Betriebsverfassungsgesetz, Gesetz über die Scheinselbständigkeit, Gesetz über die geringfügigen Beschäftigungen, gesetzliche Einschränkungen befristeter Arbeitsverhältnisse, gesetzlicher Anspruch auf Teilzeit. All das verteuert die Arbeit. Und was teurer wird, wird weniger nachgefragt: Also werden weniger Menschen beschäftigt.
Jede Menge Vorschriften und Regulierungen schreiben vor, was Unternehmen dürfen, wie sie etwas machen dürfen und vor allen Dingen, was sie nicht dürfen. All das verteuert die Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Und was teuerer wird, wird weniger nachgefragt: Also wird weniger produziert.
Zumindest offiziell wird weniger produziert. Denn wir wissen es ja aus der Werbung: „Ein Haus zu bauen liegt in der Natur des Menschen ...“. Und wenn es offiziell zu teuer ist, dann bauen viele eben schwarz. Und der Wirtschaftsminister schickt dann seine Leute aus, um die Schwarzarbeiter zu fangen, die seine Regierung vorher in die Schattenwirtschaft getrieben hat.
Diese widersinnige Politik muss aufhören. Auch in diesem Bereich müssen wir endlich aufbrechen: Erst die verkrusteten staatlichen Regulierungen und dadurch automatisch auf den Weg zu mehr Wohlstand.
Auch hier schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens, das Problem Arbeitslosigkeit und zweitens das Problem fehlenden Wachstums. Denn es ist wie bei den Schulen: Es sind die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital, die unseren Wohlstand und dessen Wachstum erschaffen.
Wer sich also hinstellt und sagt, wir brauchen endlich mehr Wachstum, damit die Arbeitslosigkeit zurückgeht, der lebt in der falschen Welt—sozusagen in der rot-grünen Welt. Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 6 Wir müssen es für die Unternehmen einfacher machen, mit zusätzlichen Arbeitskräften mehr Geld zu verdienen. So senken wir die Arbeitslosigkeit, dann steigt auch das Wirtschaftswachstum—und Schwarzarbeit wird sinken.
Deshalb stehen wir von der FDP für mehr Freiheit für unternehmerisches Handeln—im Bund und in Schleswig-Holstein.
Vor über anderthalb Jahren hat meine Fraktion ein Gesetz zur Standardöffnung in den Landtag eingebracht. Jede Verwaltungsvorschrift und jede Rechtsverordnung soll auf den Prüfstand. Der Amtsschimmel soll gezähmt werden.
Die Landesregierung arbeitet noch dran. Wahrscheinlich findet sie sich im eigenen Vorschriftendschungel nicht zu recht.
Ein Zwischenergebnis ergab, dass die Landesregierung sich vorstellen könnte, 2% der Vorschriften in absehbarer Zeit zu lockern—von Streichung keine Rede.
Das kein Aufbruch, das ist Abbruch. So entfesselt man keine Wachstumskräfte.
Und gefesselt sind unsere wirtschaftlichen Kräfte schon viel zu lange. Jetzt wird es Zeit, dass wir die Fesseln nicht nur lockern, sondern durchschneiden. Nur so kommen wir aus der Rezession heraus und auch langfristig zu mehr Wachstum. Und wir brauchen beides.
Denn der Wettbewerb wird nicht einfacher werden.Erstens verstärkt der Euro den innereuropäischen Wettbewerb noch weiter. Zweitens wird die Osterweiterung der EU zusätzliche Anbieter auf den Markt locken, deren Produktionskosten weit unter denen deutscher Unternehmen liegen.
Gerade hier in Lübeck und Umgebung haben sie schon seit Jahren einen—teilweise sehr herben—Vorgeschmack auf das bekommen, was uns und Ihnen bevorsteht. Ich meine den Wettbewerb zwischen westdeutschen und ostdeutschen Handwerksbetrieben.
Und dagegen wird sich von staatlicher Seite wenig ausrichten lassen. Wer sich darauf verlässt, dass der Staat noch ein paar Fesseln drauflegt, um den Wettbewerb zu unterbinden, macht sich falsche Hoffnungen.
Glaubt wirklich jemand, dass irgendeine Bundesregierung die Wettbewerbsbedingungen für ostdeutsche Betriebe absichtlich weiter verschlechtern wird—bei 20% Arbeitslosigkeit im Osten? Oder das wir überhaupt die Chance hätten, den europäischen Binnenmarkt auszuhebeln? - Ich nicht.
Aber Wettbewerb bietet auch Chancen, und wer immer nur versucht, die Risiken zu umgehen, verpasst leider zu viele Chancen.
Wenn es also nichts bringt das Glas als halbleer zu beurteilen, dann kann man es sich ja einmal als halbvoll vorstellen.
Sie alle sind gestandene, kreative Unternehmerinnen und Unternehmer, Meisterin oder Meister ihres Fachs. Und mit diesen Pfunden können sie wuchern: Qualität, Flexibilität, Leistungsbereitschaft. Diese Tugenden zeichnen deutsche Handwerker seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt aus.
Jetzt wird es für Sie darauf ankommen, diese Pfunde noch stärker in die Waagschale zu werfen. Denn die Menschen sind bereit, unter sonst gleichen Bedingungen für mehr Qualität auch mehr Geld zu bezahlen.
Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ 7 Ein Beispiel verdeutlicht dies: Das Reinheitsgebot des deutschen Bieres war Jahrhunderte lang eine unumstößliche Regulierung. Weltweit galt deutsches Bier deshalb als das Bier überhaupt.
Als das Reinheitsgebot fallen sollte, ging ein Sturm der Entrüstung durch deutsche Brauhäuser, Kneipen und Wohnzimmer: Die Qualität des deutschen Bieres sollte auf dem Brüsseler Altar frevelhaft geopfert werden! Die schlimmsten Befürchtungen wurden laut: Bald werde es wohl nur alkoholisierte Chemiebrause geben, oder man müsse vielleicht sogar auf Wein umsteigen!
Und heute? Heute rechtfertigen deutsche und ausländische Brauereien im In- und Ausland Preisaufschläge mit dem Markenzeichen „Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot.“ Und sie verdienen gutes Geld damit.
Ein ebenfalls Jahrhunderte alte Regulierung ist der deutsche Meisterbrief. Er bürgt für verbriefte Qualität. Heute ist er noch staatliche Zwangsvorschrift. Aber wie lange wird er das im europäischen Binnenmarkt noch bleiben können?
Meines Erachtens wäre es für Sie als Handwerker bedenkenswert, ob Sie darauf warten wollen, bis Brüssel den Zwang des Meisterbriefes kassiert, oder ob Sie vielleicht selbst die Initiative ergreifen sollten.
Der Meisterbrief ist ein Siegel für Qualität. Aber ein noch größeres Marketingpotential liegt in einem freiwilligen Qualitätssiegel. Das wäre eines der Pfunde, mit denen sich im verstärkten europäischen Wettbewerb wuchern und Geld verdienen ließe—wie beim deutschen Reinheitsgebot.
Bildung, staatliche Fesseln, Europa: in allen drei Bereichen ergeben sich aus den Problemen Chancen für den Aufbruch und den Aufschwung. Und damit bin ich beim letzten und augenblicklich drängendsten der vier anfangs angesprochenen Problemkreise: der Rezession.
Was kann die Politik für den Aufschwung leisten? Vor allem eines: Aufbruchstimmung schüren. Nicht klagen, sondern aufbrechen. Positive Signale dafür setzen, dass Arbeiten und Geldverdienen sich wieder lohnen.
Wie?
Indem wir Fesseln durchschneiden und den Aufbruch ermöglichen. Wir müssen uns trauen, neue Wege zu beschreiten, neue Möglichkeiten zu eröffnen und zu nutzen.
Positive Signale setzt man nicht durch Worte, sondern durch Taten. Dadurch, dass man den Menschen etwas zutraut, und sie machen lässt. Dadurch, dass man ihnen die Chance gibt, an ihren selbstgewählten Aufgaben zu wachsen.
Dafür steht die FDP. Bei uns steht die Freiheit nicht nur im Parteinamen, sondern sie ist Programm.
Denn wir sind überzeugt, dass die Menschen sehr gut für sich selbst sorgen können und dass sie das auch wollen, und das ist die Quelle unseres Wohlstandes. Deshalb wollen wir ihnen die Chancen dazu geben und zwar so schnell wie möglich.
Dann wird dieses Jahr der Beginn des Aufbruchs in einen langen Aufschwung. Auch für das Handwerk.
Und wenn die jetzt Regierenden das anscheinend nicht wollen—am 22. September können Sie das ändern.“
Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/

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