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16.05.02 , 13:21 Uhr
SPD

Dr. Henning Höppner: Stellenwert der Gesamtschulen steigt

Sozialdemokratischer Informationsbrief

Kiel, 16.05.2002 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 30 – Entwicklung und Perspektiven der Gesamtschulen in Schleswig-Holstein


Dr. Henning Höppner:

Stellenwert der Gesamtschulen steigt

An der Gesamtschule in Faldera Neumünster gab es im Schuljahr 2001/02 doppelt so viele Anmeldungen, wie Kinder aufgenommen werden konnten, und an der Geschwis- ter-Prenski-Schule in Lübeck konnten bei 328 Anmeldungen 98 Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden. Zum Schuljahr 2002/2003 haben sich an dieser Lübe- cker Gesamtschule mehr als 420 Schüler angemeldet.

Insgesamt waren 2001 in Schleswig-Holstein die Anmeldezahlen mit 4.118 bei mögli- chen Aufnahmen von 2.428 Schülern so hoch wie nie zuvor. Es gab im laufenden Jahr noch eine weitere Steigerung. Man ist durchaus geneigt, dieses als Erfolgsstory der Gesamtschulen zu beschreiben, wenn nicht vor dem Hintergrund der PISA-Studie un- serem Bildungssystem allgemein ein eher schwach ausreichendes Zeugnis ausgestellt worden wäre, das die Gesamtschulen im Rahmen der Untersuchungen mit einbezieht.

Einem Phänomen, das auch die PISA-Studie unserem Schulsystem insgesamt zu- schreibt, der mangelhaften Chancengleichheit innerhalb des gegliederten Systems, begegnen die Gesamtschulen dagegen mit ihrem Konzept. Die Forderung nach einer Schule für alle Kinder wird aus diesen Gründen und wegen der Ergebnissen der Studie durchaus nachdrücklich gefordert.

Schleswig- Holstein

Herausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-



Wir haben zur Kenntnis zu nehmen, dass das, was wir eigentlich als Orientierungsstu- fe beschreiben, dort wo wir Schülerinnen und Schülern auch eine Orientierung für eine „höhere“ Schulart geben wollten, so in der Praxis nicht stattfindet. Die Orientierungs- stufe beschreibt in den unterschiedlichen Schularten de facto die Schulartklassen 5 und 6 und die Möglichkeiten oder Notwendigkeiten der Aussortierung nach unten. Dass dieses zu großen Anteilen aufgrund der Nichtbeachtung der Schulartempfehlung zustande kommt, wollen wir gar nicht bestreiten.

Aber Eltern wollen bei der Entscheidung der weiterführenden Schulart für ihre Kinder eine möglichst offene Chance für ihr Kind, das sich im Verlaufe seiner Entwicklung und in seinem Leistungsverhalten durchaus andersartig darstellen kann als das Grund- schulgutachten es vorhersagt.

Das machen die Aussagen des Berichtes zu den erreichten Abschlüssen an den Integ- rierten Gesamtschulen im Vergleich zu den Schulartempfehlungen der Schülerinnen und Schüler besonders deutlich; so erreichen 30 Prozent der Abgänger der Gesamt- schulen einen höheren Bildungsabschluss als das Grundschulgutachten vermuten ließ. Wir müssen das zwar in einer anderen Relation betrachten. Auf den Fachschulen, Fachoberschulen und Fachgymnasien findet ähnliches statt. Jeder Fachgymnasiast hat einen Realschulabschluss. Also erreichen auch Realschüler zu einem deutlichen Prozentanteil einen höheren Abschluss als es ihrem Grundschulgutachten entspricht.

Das ist im übrigen ein starkes Argument gegen die Kritiker, die immer wieder einen zu geringen Anteil an gymnasial empfohlenen Kindern in den integrierten Gesamtschulen bemängeln. Wir müssen eben zur Kenntnis nehmen, dass Realschulempfohlene zu einem großen Anteil erfolgreiche Oberstufenschüler sein können. Gesamtschulen bes- tätigen diese These genauso wie die Fachgymnasien.

Die Leistungsfähigkeit der Oberstufen an den Integrierten Gesamtschulen wird wesentlich durch die Aspekte der schulübergreifenden Oberstufenkooperation vor allem mit Gymnasien verwirklicht. So müssen wir den immer noch vorhandenen Kritikern der Gesamtschulen entgegenhalten, dass es keine grundsätzlichen -3-



Gesamtschulen entgegenhalten, dass es keine grundsätzlichen Unterschiede zwi- schen den Kursen an Gesamtschulen und Gymnasien gibt.

Die Ergebnisse der PISA-Studie lassen aufgrund der Tatsache, dass die vor uns in der Ranking-Liste liegenden skandinavischen Staaten, die wie Finnland, Schweden und Dänemark nur die Einheitsschule bis zur Klasse 9 vorhalten, den Ruf nach einer Re- form unseres Bildungssystems in Richtung Gesamtschulen nahelegen. Nur müssen wir feststellen, dass die skandinavischen Staaten die Einheitsschulen aus anderen Gründen vorhalten. Es sind vor allem die geografischen Bedingungen der dünnen Be- siedlung in großen, aus unserer Sicht riesigen Einzugsbereichen, die ein gegliedertes Schulwesen kaum zulassen. Und die Ganztagsbetreuung der Schülerinnen und Schü- ler mit Beköstigung findet aus den nämlichen Gründen statt.

Die Gesamtschulen sind zu ausgesprochenen Wunschschulen der Eltern geworden, das machen die Anmeldezahlen deutlich. Dennoch ist der Weg zur Gründung einer Gesamtschule ausgesprochen schwierig und mit vielen zu überwindenden Hürden versehen. Hier hat sich am Verfahrensweg in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht viel verändert.

Nach wie vor muss der Elternwille zum Besuch der Gesamtschule durch entsprechen- de schriftliche Erklärungen dokumentiert werden. Und selbst unter solchen Vorausset- zungen funktioniert der ganze Gründungsvorgang nur, wenn sich nach den schulge- setzlichen Regelungen ein entsprechender Schulträger findet. Dennoch haben wir in der letzten Zeit ein gestiegenes Interesse an der Gründung von Gesamtschulen zu verzeichnen. So wird mit Schuljahresbeginn 2003/2004 in Reinfeld eine 7-zügige Ko- operative Gesamtschule errichtet werden, das ist schon die sechste im Kreis Stor- marn. Daneben prüfen die Gemeinden Tornesch und Kropp die Errichtung einer Ko- operativen Gesamtschule und die Stadt Bad Bramstedt die einer Integrierten Gesamt- schule. -4-



Der Stellenwert der Gesamtschulen in Schleswig-Holstein steigt stetig. Sie ist ein fes- ter Bestandteil unseres Schulsystems geworden und wird ihre Position neben den Schulartschulen in Zukunft ausbauen. Dies müssen auch konservative Bildungspoliti- ker zur Kenntnis nehmen!

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