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Dr. Henning Höppner zu TOP 20: Qualitätssicherung an den Schulen
Sozialdemokratischer Informationsbrief Kiel, 16.05.2002 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuellTOP 20 – Qualitätssicherung an den SchulenDr. Henning Höppner:Qualität des Unterrichts wird wesentlich durch Lehrkräfte bestimmtDie öffentliche Diskussion um den Unterricht an unseren Schulen ist wesentlich durch den quantitativen Aspekt der Unterrichtsversorgung bestimmt gewesen, getreu nach dem Motto: „möglichst viel Unterricht ist das, was eine gute Schule ausmacht“. Wir werden vor Ort in den Podiumsdiskussionen sehr häufig auch mit Meinungsbildern konfrontiert, die sich verkürzen auf Formeln wie: - junge Lehrer gleich gute Lehrer, - alte Lehrer gleich krankheitsanfällige Lehrer, Unterrichtsausfall-Verursacher, altbackener Unterricht, minderwertige Unterrichtsqualität.Ich kann, das muss ich an dieser Stelle offen gestehen, derartig schlichte Urteile nur noch schwer ertragen, weil sie generell einfach nicht zutreffend sind. Und ich kann daneben, bei allem Verständnis für den schweren Beruf des Lehrers, die Haltung von Lehrerverbänden hinsichtlich ihrer Bedenken-Trägerschaft gegenüber allen Formen der Evaluierung des Unterrichtes mit Hinweis auf die Überforderung dieses Berufs- standes nicht mehr nachvollziehen.Schleswig-Holstein ist das Bundesland, das (abgesehen von den neuen Ländern, die unter einem dramatischen Bevölkerungsverlust und einem ebensolchen Schülerrück- gang leiden) nach wie die niedrigsten Klassenfrequenzen in fast allen Schularten hat. Auch die Arbeitszeiten der Lehrerinnen und Lehrer sind trotz der Erhöhung von 0,5 Schleswig- HolsteinHerausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-Wochenstunden bei Gymnasien, Gesamtschulen und Beruflichen Schulen immer noch geringer als in fast allen anderen Bundesländern - schauen Sie sich bitte die seinerzei- tige Antwort auf die Anfrage der Kollegin Heinold an.Wir haben uns im vorangegangenen Tagesordnungspunkt mit dem Problem der Ge- winnung von Lehrkräften auseinandergesetzt. Die Perspektiven des Lehrerberufes in Schleswig-Holstein wurden seitens der Opposition und einzelner Lehrerverbände so dargestellt, dass es uns nicht gelingen könne, den notwendigen Lehrernachwuchs zu rekrutieren, weil Schleswig-Holstein ein unattraktiver Standort sei und bleiben werde - eine halbe Stunde mehr Unterrichtsverpflichtung in den Gymnasien, Gesamtschulen und Beruflichen Schulen werde eine abschreckende Wirkung haben. Was von der Konkurrenz in Hamburg zu halten ist, hat der Kollege Jacobs ja schon gesagt.Hier in Schleswig-Holstein fühlt sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft aufgefordert, in einer Plakataktion von einer Stellenlüge der Bildungsministerin zu re- den. Mit ihrem Plakat versucht die GEW den Eindruck zu erwecken, dass von den 200 zugesagten Lehrerstellen 78, da nicht ausfinanziert, abzuziehen sind. Diese Aktion der GEW ist nicht nur befremdlich, sondern als gezielte Desinformation für die Lehrerkol- legien in den Schulen und die betroffenen Eltern zu bewerten.Üblicherweise gehen wir Abgeordnete mit der Vielzahl der auf uns einregnenden In- formationen etwas oberflächlich um. Hierzu zählen vielleicht auch die mehr als 100 Kurzmitteilungen des Statistischen Landesamtes. Ich möchte aber Ihr Augenmerk auf die Kurzinformationen Nr. 54 vom 16.4.2002 und Nr. 58 vom 2. Mai 2002 lenken. Bei- de beziehen sich auf die zahlenmäßige Entwicklung der Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern und der Unterrichtsversorgung im Lande.So ist die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer an den allgemeinbildenden Schulen un- seres Landes im Schuljahr 2000/2001 um 237 gestiegen und im Schuljahr 2001/2002 um weitere 227. Bei den Beruflichen Schulen stieg die Anzahl der Lehrkräfte im lau- fenden Schuljahr um 65 Lehrkräfte. Das macht zusammen 292 Lehrerinnen und Leh- -3-rer - aus Fleisch und Blut. Das sind auch unter Berücksichtigung eines ausgewiesenen Drittelanteiles von Teilzeitbeschäftigten deutlich mehr als 200 Vollzeit-Lehrereinheiten.Ich kann an dieser Stelle den Eltern und den Schülerinnen und Schülern in Schleswig- Holstein nur deutlich machen: Die rot-grüne Landesregierung hat in den vergangenen beiden Schuljahren Wort gehalten und das im Jahre 2000 in der Regierungserklärung formulierte Ziel von jährlich 200 zusätzlichen Vollzeit-Lehrereinheiten konsequent ein- gehalten.Wer selbst Kinder an einer Schule hat, sieht sich wie sein Kind über viele Jahre mit den Fragestellungen der Qualität von Unterricht konfrontiert. Nicht so sehr die Schule im Allgemeinen und der eigentliche Unterrichtsstoff ist für die Eltern das zentrale Prob- lemfeld in der Schule, sondern in starkem Maße die Qualität des Unterrichts, die we- sentlich bestimmt wird durch die Lehrkräfte. Und es sind die Fragen nach der pädago- gischen Autorität des Lehrers, der altersgemäßen Vermittlung des Unterrichtsstoffes und auch die Fragen einer gerechten Behandlung und Beurteilung der einzelnen Schü- lerinnen und Schüler.Es gibt nämlich nach wie vor in den Lehrerkollegien diesbezüglich ungeheure Band- breiten: Denn es gibt sie, die engagierten Lehrerinnen und Lehrer, die es verstehen, Unterricht auf dem aktuellen Stand des Wissens zu vermitteln, Schülerinnen und Schüler zu begeistern. Es gibt aber auch nach wie vor, und unvermeidbar, diejenigen in den Lehrerkollegien, die den Elternkonferenzen als Schwachstellen mit ganz übli- chen Kommunikationsproblemen gegenüber Schülern und Eltern bekannt sind. Die Qualität von Unterricht ist eben auch stark durch die individuellen Eigenschaften von Lehrkräften bestimmt.Die TIMSS-Studie und auch PISA haben in den Lehrerkollegien zu einer neuen und in- tensiven Diskussion um die Verbesserung der Unterrichtsqualität geführt. Dies betrifft unterrichtsorganisatorische Veränderungen genauso wie die Verbesserung der Kom- munikation zwischen Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und den Elternhäusern. -4-Die Schulen sind angesichts der Erkenntnisse und Ergebnisse der PISA-Studie ge- nauso nachdenklich geworden wie wir Bildungspolitiker auch, und vieles, was wir oder die Schulen als sicheres und unverrückbares Prinzip eingestuft und für fast unantast- bar hielten, wird heute angesichts des internationalen Vergleiches durchaus anders bewertet.Ich denke, dass dies vor allem die Schulprogrammarbeit betreffen wird. Vor kurzem noch mit eher spitzen Fingern angefasst, sieht man heute doch die Chancen, das Schulprogramm zu einem wichtigen Instrument der Zielsetzung und Entwicklung der Schulen zu entwickeln, so wie wir es im Sinne der Stärkung der Eigenverantwortung der Schulen alle befürworten. Ich kann allen Bildungsinteressierten in diesem Hause nur empfehlen, die Ausgabe von SCHULE AKTUELL vom März dieses Jahres in die Hand zu nehmen und den Bericht der Heinrich-Heine-Schule aus Heikendorf über die Schulprogrammarbeit an dieser Schule zu lesen.Die PISA-Studie hat uns aufgefordert, die Qualitätsstandards von Schule und Unter- richt neu zu bestimmen. Nach dem Bericht der Ministerin bin ich mir sicher, dass dies in Schleswig-Holstein gelingen wird.