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Detlef Matthiessen - Die Kuscheltiere lassen grüßen!
Fraktion im Landtag PRESSEDIENST Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 Telefax: 0431/988-1501 Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.gruene-landtag-sh.de Nr. 027.03 / 07.02.2003Die Kuscheltiere lassen grüßen!Zur Pressemitteilung der FDP anlässlich ihrer Fachtagung „Gesunde Landwirtschaft, ge- sunde Lebensmittel“ erklärt der agrarpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Detlef Matthiessen:Die Speerspitze agrarpolitischer Kompetenz der FDP Schleswig-Holstein Dr. Happach-Kasan hat eine bemerkenswerte Rede auf der FDP Fachtagung „Gesunde Landwirtschaft, gesunde Lebensmittel“ veröffentlicht: Eine Aneinanderreihung von Banalitäten gemischt mit Überheb- lichkeit und Zynismus.Als Gipfel gedanklicher und sprachlicher Entgleisung folgendes Zitat: „Die landwirtschaftliche Tierhaltung wird aus der Kuscheltierperspektive betrachtet. Diese scheint eher durch Kinder- buchlektüre geprägt zu sein als durch die Bedürfnisse der Haustiere.“Die Wirklichkeit des Nutztierlebens ist von einem Kuscheltierdasein allerdings weit entfernt: Ein Mastschwein von 100 kg Körpergewicht lebt auf weniger als einem Quadratmeter Beton- spaltenboden über dem Güllesee eigener Exkremente dicht gedrängt mit seinen Artgenos- sen. Zu Fressen gibt es zwei bis drei Mal am Tag Futterbrei. Wildschweine oder verwilderte Hausschweine verbringen fünfzig Prozent ihrer Tagesaktivität mit Nahrungssuche und – aufnahme.Es gibt Haltungsformen, die den Bedürfnissen der Tiere mehr entgegenkommen, mit Aus- laufmöglichkeiten, Teilspalten- oder Einstreuhaltung, mehr Platz, abwechslungsreicher Um- gebung und ad-libitum Rauhfuttergaben.Derartige tiergerechtere Haltungsformen haben es im Wettbewerb des anonymen Massen- marktes schwer. Der Absatz dieser Schweine erfolgt in der Regel über Direktvermarktung oder Sondermärkte. Ordnungspolitische Vorgaben, z. B. der Erlass einer radikal auf Tierbedürfnisse ausgerichte- ten Schweinehaltungsverordnung würde als isolierte Maßnahme wegen der damit verbunde- nen Wettbewerbsverzerrung ins Leere laufen. In diesem Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Tierschutz hat für die grüne Agrarpolitik eine tiergerechte Haltung hohe Priorität.In dem Zielkonflikt zwischen Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Tierschutz, Landschafts- und Naturschutz, Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch bedarf es konkreter Politik. Mit Schlagworten wie „Kuscheltierperspektive“ und „emotional befriedigend empfundene Mu- seumslandwirtschaft“ manövrieren sich Schlagwortproduzenten selbst ins Abseits.