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Detlef Matthiessen zur Ernährungswirtschaft
Fraktion im Landtag PRESSEDIENST Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 50 – Ernährungswirtschaft Düsternbrooker Weg 70 24105 KielDazu sagt der agrarpolitische Sprecher Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Telefax: 0431/988-1501 Detlef Matthiessen: Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.gruene-landtag-sh.de Nr. 305.03 / 13.11.2003Marktorientierung und Qualität sichern ZukunftWACHSE ODER WEICHE – das ist das Motto, das auch für die Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein gilt. Aus dem vorliegenden Bericht der Landesregierung geht deutlich hervor, dass der Standort Schleswig-Holstein für diesen Zweig des verarbeitenden Ge- werbes zunehmend an Bedeutung verliert. Meiereien werden zunehmend konzentriert und in zum Teil in benachbarte Bundesländer verlagert – und das, obwohl unser Land auf hohem Niveau Milch produziert. In wenigen Wochen verfügt Schleswig-Holstein über keine Zuckerfabrik mehr, selbst in der traditionell bedeutsamen Fischverarbeitung sind die Zahlen von Betrieben und Beschäftigten rückläufig.Die Ministerin für Verbraucherschutz zeigte in der Plenarsitzung im Juni, dass sich die Preise für Lebensmittel wie hinlänglich bekannt weiterhin auf niedrigem Niveau bewegen, zum Teil auf Talfahrt sind. Der Trend zum Billigeinkauf ist ungebrochen. Solch ein insbe- sondere in Zeiten der Rezession besonders ausgeprägtes Verhalten forciert die ohnehin stattfindenden Konzentrations- und Monopolisierungsprozesse. Das führt, wie wir zur Zeit erleben, zu der Übernahme der Nordfleisch durch bestmeat, einen niederländischen Großkonzern. Wir hoffen, dass die Arbeitsplätze in den beiden Schlachthöfen (Lübeck und Bad Bramstedt) langfristig gesichert sind. Die kartellrechtliche Genehmigung steht noch aus.Die Massenmärkte Milch und Fleisch wandern also ab aus Schleswig-Holstein. Dabei spielte die Politik der Regierung Kohl mit der fehlgeleiteten Förderpolitik zur Wiederverei- nigung die Rolle einer Initialzündung. Da wurden blühende Unternehmen hier im Lande geschlossen, um die Kapazität in die neuen Bundesländer zu verlagern. Die Schließung der Molkerei Rendsburg fand in der riesigen Milchfabrik in Upahl ihre Entsprechung.2/2 Der Schließung der Schlachthöfe Fahrdorf, Rendsburg, Schleswig etc. standen in unmit- telbarem Zusammenhang mit Neubauten von Schlachthöfen z.B. in Anklam an der polni- schen Grenze. Für diese Verlagerung blühender Betriebe wurden 40 Prozent verlorene Zuschüsse in den neuen Bundesländern gezahlt. Das war Vernichtung öffentlicher Gel- der, Fehlallokationen, die keinen Arbeitsplatz mehr geschaffen haben, aber massive Schulden hinterlassen haben.Es gibt auch einen anderen Trend. Die andere Seite der Medaille ist die, dass – wie im Bericht ausführt - das Land auf die Erzeugung von qualitativ sehr hochwertiger Lebens- mitteln abzielt. Hergestellt und geprüft in Schleswig-Holstein ist ein Markenzeichen ge- worden. Die Qualitätstore sind ein weiteres Instrument. Dies soll weiter verfolgt werden.Marktorientierung und Spezialisierung werden mit Erfolg beschritten. Der Westhof bei Büsum mit Biomöhren ist so ein Beispiel.. In Silberstedt gibt es einen bundesweit be- kannten Verarbeiter und Abfüller (Zwergenwiese), der sich behutsam expandierend auf dem Markt positioniert hat. Der Verarbeiter müsste eigentlich Verarbeiterin heissen, weil eine tüchtige und pfiffige Frau den Betrieb leitet. Der Hofkäse-Hersteller Metzger- Petersen hat sogar einen eigenen Stand auf der Grünen Woche. Mit Küstennebel und kleinem Feigling seien nur zwei Produkte des Getränkeherstellers Behn in Eckernförde erwähnt. Qualitätsschienen wie Gutfleisch haben Erfolg. Das Bier, das plopp macht und teilweise ganz schön dunkel ist, gehört dazu. Es gibt also auch Lichtblicke, Qualität, Marktorientierung und Markenprodukte in Schleswig-Holstein.Dass dieser Weg - auch vor dem Hintergrund zunehmender Belastungen für die Kran- kenkassen durch Fehlernährung - zukunftsweisend ist, versteht sich von selbst. Der Hauptgrund falscher Ernährung ist die zunehmende Liebe zu Fastfood. Der schnelle Fraß ist fett-, zucker- und kalorienhaltig. Hochverarbeitete , tote Nahrungsmittel führen zu Massenkrankheiten. Das Deutsche Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (DIET) hat erschreckende Zahlen über den Zusammenhang von Gesundheit und falsche Ernährung vorgelegt. 64 Prozent aller Todesfälle in der Bundesrepublik Deutschland sollen direkt oder indirekt auf falsche Ernährung zurückgehen.Dies ist nicht unser Weg. Kompetenzstärkung der VerbraucherInnen, Frische, ökologisch erzeugte Nahrungsmittel sind auch wirtschaftlich eine Zukunftsperspektive. Ich weise in diesem Zusammenhang auch auf die Initiative des MUNL hin „Natürlich erleben“ in den Hüttener Bergen (www.umwelt.schleswig-holstein.de).Ich zitiere Dr. Felix Prinz zu Löwenstein: "Es gibt keinen Gegensatz, entweder die Agrar- wende betreiben oder die Landwirtschaft im Lande halten zu wollen! Vielmehr ist die Ag- rarwende die Voraussetzung, den Landwirten eine Zukunft in Deutschland zu sichern. Nur durch eine umweltgerechte Landwirtschaft, durch eine Landwirtschaft die von den Verbrauchern akzeptiert wird - und ich möchte an dieser Stelle hinzufügen: Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln - kann trotz aller globalen Wettbewerbs-Nachteile unseren Bauern eine Perspektive erhalten ".Dem ist wenig hinzuzufügen. ***