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Lars Harms: Schleswig-Holstein schafft energiepolitische Grundlage für Atomausstieg
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82 SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74PRESSEINFORMATION D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, den 11.03.2004 Lars Harms Es gilt das gesprochene Wort„Schleswig-Holstein kann mit dem Ausbau der regenerativen Energien eine Erfolgsgeschichte aufweisen, die den Atomausstieg unterstützt und ihn nicht unrealistisch macht.“TOP 27 Zukünftige Energiepolitik in Schleswig-Holstein (Drs. 15/3281)Seit der Liberalisierung des Strommarktes und insbesondere seit des getroffenen Atomkon-senses hat sich auf dem Energiemarkt viel getan. Insbesondere der beschlossene Ausstieg ausder Atompolitik hat nachhaltige Auswirkungen auf unseren Strommarkt. Für uns in Schles-wig-Holstein bedeutet dies, dass die Ära der schleswig-holsteinischen Kernkraftwerke vor-aussichtlich im Zeitraum 2009 bis 2018 zu Ende geht. Und dies begrüßt der SSW ausdrück-lich.Aber was bedeutet dieser Ausstieg für uns in Schleswig-Holstein? Da gibt es durchaus Vertre-ter, die den Teufel an die Wand malen und ein Szenario aufzeichnen, dass in Deutschland dieLichter ausgehen. Dies halte ich für eine unverantwortliche Panikmache. Denn gerade dieseVertreter versäumen es schlicht weg immer wieder, auch auf die enormen Gefahren hinzuwei-sen, die von der Atomkraft ausgehen und auf die Chancen einzugehen, die neue Energiefor-men beinhalten. 2Natürlich ist uns aber auch bewusst, dass wir derzeit nicht in der Lage sind, den Ausfall derAtomenergie durch regenerative Energieformen zu kompensieren. Daher begrüße ich die imBericht genannten Maßnahmen, wie der Atomausstieg begleitet wird.Nämlich: • die Mobilisierung vorhandener Energieeinsparpotentiale, • die Erhöhung der Effizienzsteigerung, • und die kontinuierliche Erhöhung des Anteils an Erneuerbaren Energien.Die Durchführung dieser Schritte wird es uns ermöglichen, nachhaltig den Atomausstieg zuvollziehen. Wir wissen, dass insbesondere die Energiesparpotentiale noch lange nicht ausge-schöpft sind. Gerade in diesem Bereich, kann noch sehr viel getan werden. Doch wenn dieserWeg nicht gesteuert wird, wird sich auch nichts ändern. Daher sehe ich in den politischenSteuerungsinstrumenten, wie Stromsteuer, Einführung des Erneuerbare Energien Gesetzesund des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes durchaus Instrumente, die deutlich machen, dassStrom nicht nur aus der Steckdose kommt, sondern dass Strom ein „wertvolles Gut“ ist, mitdem sparsam und effizient umgegangen werden muss.Dass die genannten gesetzlichen Regelungen nicht den Untergang des Abendlandes bedeuten,geht deutlich aus dem Bericht hervor. Für einen Stromverbrauch von 3000 kWh im Jahr istder Stromtarif von 1995 bis 2004 um durchschnittlich 1% pro Jahr gestiegen, das heißt dieseSteigerung liegt unterhalb der Inflationsrate.Seit Einführung der Stromsteuer hat eine Steigerung im Zeitraum von 1999 bis 2004 von ins-gesamt 1,03 Cent/kWh stattgefunden. Seit Einführung des EEG hat es von 2001 bis 2004 eineSteigerung von 0,26 Cent/kWh gegeben und das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz ist seit2001 bis 2004 um 0,1 Cent/kWh angestiegen. Das ist jeweils verschwindend gering. Zwarwirken sich diese Steuerungsinstrumente auf alle aus, aber keiner wird hierbei besonders be-nachteiligt – auch nicht die Wirtschaft. Das Gegenteil ist der Fall. Aus der Antwort der Lan- 3desregierung auf meine Kleine Anfrage von November 2003 ging schon deutlich hervor, dassdie Preise für Sondervertragskunden nach einem Strompreisvergleich auf Bundesebene von8,71 Cent auf 7,08 Cent im Durchschnitt gesunken sind. Somit konnten die stromintensivenUnternehmen mit Sonderverträgen in einem Zeitraum von 6 Jahren um 18,7% billigerenStrom beziehen. Dadurch haben die Unternehmen also in den vergangenen Jahren sogar einenStandortvorteil bekommen.Darüber hinaus, hat die Einführung der Stromsteuer – die überwiegend in die Rentenkassenfließt – auch noch dazu beigetragen, dass die Lohnnebenkosten gesenkt und stabilisiert wer-den konnten. Auch dies hat somit zu einem Standortvorteil für Unternehmen gesorgt. Wersich also hinstellt und behauptet, dass für unsere Unternehmen einseitige unverhältnismäßigeBelastungen durch die genannten Gesetze entstanden sind, sollte sich einmal mit allen Faktenbefassen. Und diese waren auch schon vor Antragstellung der CDU durch unsere Kleine An-frage bestens bekannt.Nur mit Energieeinsparung, Effizienz und gesetzlichen Regelungen werden wir es natürlichnicht schaffen, den Atomausstieg zu vollziehen. Der Bericht macht deutlich, dass mit demAusstieg in Deutschland bis zum Jahr 2020 sukzessive rund 22.000 Megawatt vom Netz ge-nommen werden. Davon in Schleswig-Holstein rund 3.500 Megawatt. Hinzu kommen imfossilen Kraftwerksbereich innerhalb des gleichen Zeitraums zwischen 30.000 und 40.000Megawatt bundesweit. Diese Zahlen machen die Dimension deutlich, mit der wir es zu tunhaben. Dass dies von der Landesregierung nur begrenzt steuerbar ist, dürfte allen klar sein,denn die rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür werden überwiegend von der EU und vorallem vom Bundesgesetzgeber vorgegeben. Trotzdem muss aber jedes Bundesland das seinigedazu beitragen, dass die Energiewende gelingt. Und das Land Schleswig-Holstein hat hierauch seine eigenen Stärken in der Vergangenheit ausgespielt, in dem wir hier bei uns beson-ders auf die regenerativen Energien gesetzt haben, die einen besonders hohen Arbeitsplatzef-fekt - auch im ländlichen Raum - versprechen. 4Die Einführung des EEG und des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz haben dazu beigetragen,den Standort Schleswig-Holstein im Bereich der regenerativen Energiewirtschaft nicht nurvoranzubringen, sondern Schleswig-Holstein hat hierbei mittlerweile eine Führungspositionam Markt eingenommen. Diese Führung gilt es zu erhalten und auszubauen.Auch wenn an Land die geeigneten und ausgewiesenen Flächen immer knapper werden undwir uns nun im Zeitalter des Repowering befinden, liegt die Zukunft der Windenergie aufdem Meer. Dies ist eine Herausforderung an die Technik, der wir uns stellen.Mit dem Ausbau des Husumer Hafens zum Offshore-Wind-Hafen, haben das Land Schles-wig-Holstein und die Stadt Husum einen großen Schritt unternommen, um die Strukturen zuschaffen, damit diese Herausforderung angenommen werden kann. Dies ist nicht nur ein Er-folg für die Stadt Husum, sondern für die gesamte Westküste, da die Offshore-Technologieerneut einen Anschub bekommt. Die Landesregierung hat es verstanden, hier einen Wirt-schaftsstandort zu unterstützen und zu fördern, der zukunftsweisend ist. Aber um diese Stär-ken auch weiterhin zu fördern, muss natürlich auch die Aus- und Weiterbildung im Bereichder Windkrafttechnik schwerpunktmäßig in Husum angesiedelt werden. Dies ist die logischeWeiterführung der bisherigen Politik, die sich bewährt hat.Neben der Förderung der Windenergie haben aber auch die Biomasse und die Kraft-Wärme-Kopplung in den letzten Jahren erheblich zugelegt, mit weiter steigender Tendenz. So liegtder KWK-Anteil in Schleswig-Holstein mittlerweile bei 20% des Stromverbrauchs. Damitliegen wir 10% über dem Bundesdurchschnitt. Auch diese Entwicklung ist ein Pfund mit demwir wuchern sollten.Unterm Strich ist also festzustellen, dass Schleswig-Holstein mit dem Ausbau der regenerati-ven Energien eine Erfolgsgeschichte aufweisen kann, die den Atomausstieg unterstützt undihn nicht unrealistisch macht.