Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Sandra Redmann zu TOP 27: Kormoranproblem wird durch Rumballern nicht gelöst
Sozialdemokratischer Informationsbrief Kiel, 23.09.2004 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell TOP 27 – Erlass einer KormoranverordnungSandra Redmann:Kormoranproblem wird durch Rumballern nicht gelöstWas wäre eine Legislaturperiode ohne einen Antrag der CDU zur Reduzierung von Kormoranen! Wenn man entweder sehr traditionsbewusst ist oder sich gerne Wiederho- lungen im Fernsehen anschaut, dann kann man sich über so was sogar freuen. Inhalt- lich ist das, was da im Antrag gefordert wird, allerdings nur politisches Aufplustern und Flügelschlagen. Und insofern kann man den Antrag nur als Wahlkampfgetöse auffas- sen.Jedoch den Vogel, Frau Kollegin Todsen-Reese, bei aller Sympathie, haben Sie damit wahrlich nicht abgeschossen. Und wenn Ihnen das hier schon nicht gelingt, werden auch die Vögel vom Antrag verschont bleiben können. Und wir alle können hoffentlich von weiteren Anträgen dieser Art verschont bleiben. Wenn Sie im Übrigen immer for- dern, wir haben zu viele Verordnungen und wir müssen in diesem Bereich kräftig aus- misten, dann überrascht so ein Antrag umso mehr.Es ist zutreffend, dass die schleswig-holsteinische Binnenfischerei ein Problem mit Fraßschäden durch Kormorane hat. Für die Binnenfischer ist das jedoch nur ein Prob- lem von vielen und schon gar nicht ursächlich für die schlechte wirtschaftliche Situation der Fischer. Die strukturellen Probleme der Binnenfischerei haben ihre Gründe in we- sentlichen in einem veränderten Verbraucherverhalten und in zunehmender Konkur- renz. Schleswig- HolsteinHerausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-Wir haben uns Gedanken zur Überwindung der Krise der Binnenfischerei zu machen. Und die SPD nimmt diese Problematik sehr ernst. Das haben wir zuletzt im August auch bei einem Besuch am Selenter See deutlich gemacht. Wir verweigern uns einer Diskus- sion um Lösungsansätze nicht, wenn es um sachlich fundierte Vorschläge geht.Wenn man allerdings meint, wir holen einfach ein paar Vögel vom Himmel und dann wird das Problem gelöst, dann erreicht das diese Qualität bei weitem nicht. Sie selbst, Frau Todsen-Reese, haben den Kormoran ja mal als plietsch bezeichnet. Mit diesem Antrag zeigen Sie, dass der Vogel Ihnen offensichtlich überlegen ist.Zunächst: Die Vergrämung von Kormoranen durch Abschuss ist bereits heute möglich - auf Antrag bei jeder unteren Naturschutzbehörde. Diese Möglichkeit jetzt auch auf die Schutzgebiete auszuweiten, wie in Ihrem Antrag vorgesehen, ist alles andere als durch- dacht, geschweige denn intelligent: Es ist bereits ein klarer Verstoß gegen europäisches Recht, in Schutzgebieten ein Jagdrecht einzuräumen. Das ist schlichtweg nicht möglich. Der Antrag ist rechtlich aber auch im Einzelnen so nicht haltbar. Er ist in wesentlichen Teilen inhaltlich unbestimmt und würde schon deshalb einer rechtlichen Überprüfung nicht standhalten. Auf den Punkt gebracht, steht dort nur: Feuer frei. Das kann´s nicht sein.Zudem bestehen erhebliche Zweifel, ob die Methode im Antrag auch erfolgreich sein würde: Zahlreiche Expertisen belegen, dass Vergrämungsabschüsse Kormorane nur kurzfristig von Gewässern abhalten. Zudem wird die Methode des Reduktionsabschus- ses als ineffektiv angesehen. Da müssen Sie jetzt keinen langen Hals machen. Das ist so und das wissen Sie auch.Wir bezweifeln im weiteren die Notwendigkeit der Maßnahme: Wir haben schon seit längerer Zeit einen Rückgang der Kormoranpopulation zu verzeichnen. Dies hängt auch -3-mit dem Populationsdruck innerhalb der Kormorankolonien zusammen, die eine natürli- che Regulation des Bestandes zur Folge haben. Ich will jetzt gar nicht auf die weiteren Gründe, wie zum Beispiel auch die Zunahme der Zahl von Seeadlern, eingehen. Inge- samt kann festgehalten werden: Eine weitere Verschärfung des Fischfraßproblems durch Kormorane ist also nicht zu erwarten. Es besteht somit überhaupt keine Notwen- digkeit für die die von der CDU beantragte Maßnahme.Wenn wir dennoch ernsthaft über effektive Vergrämung von Kormoranen sprechen wol- len, dann macht dies nur Sinn, wenn fachlich anerkannte Methoden zur Reduktion der Kormoranbestände zur Debatte stehen. Mit diesem Antrag steht hier aber lediglich par- lamentarische Zeitverschwendung zur Debatte. Die CDU zeigt mit ihrem Antrag, dass sie in ihrem Denken um die Lösung von Problemen offensichtlich im Wilden Westen ste- hen geblieben ist. Wir sagen: Es muss nicht immer gleich rumgeballert werden, um Probleme zu lösen. Wir sind hier im Parlament und nicht bei „Rauchende Colts“, und daher lehnen wir diesen Antrag ab.