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Anke Spoorendonk : Bekenntnis zum Förderalismus und zur Subsidiarität
Presseinformation Kiel, den 12.11.2004 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 42 Bekenntnis zum Föderalismus und zur SubsidiaritätDer SSW begrüßt den vorliegenden fraktionsübergreifenden Antrag zur Föderalismusre-form. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass sich der Schleswig-Holsteinische Landtaggerade jetzt noch mal in die Debatte einbringt, denn die von Bundestag und Bundesratgemeinsam eingerichtete Kommission zur Reform der bundesstaatlichen Ordnung soll janoch vor Weihnachten - hoffentlich mit einem positiven Ergebnis - beendet werden.Nach Presseangaben wurde ein mögliches Ergebnis zwischenzeitlich von der Bundesre-gierung in Zweifel gezogen. Das war aus Sicht des SSW völlig unverständlich, denn gera-de auch die Bundesregierung und der Bundestag sollten ein ureigenes Interesse an einerEntflechtung der Finanzströme und an eine Beendigung der Aufgabenvermischunghaben. Dies geschieht nur, wenn die Kompetenzen wieder klar abgegrenzt werden. Nurso wird die unsägliche Selbstblockade der deutschen Politik ein Ende haben und auch dieBundesregierung wieder handlungsfähiger als jetzt werden. Das gilt natürlich genau sofür die Bundesländer, deren langfristige Überlebenschance eng mit einer grundlegendenReform des Föderalismus zusammenhängt. Deshalb müssen Bund und Länder jetzt die Chance zur Reform des Föderalismus nutzenund vor Jahresende ein zukunftsweisendes Ergebnis erzielen. Denn das Zeitfenster füreine Reform ist leider nicht zuletzt wegen anstehender Landtagswahlen im nächstenJahr sehr eng bemessen.Wir begrüßen daher, dass die Bundesregierung jetzt den Ländern durch die Justizminis-terin Frau Zypries entgegengekommen ist. Die aktuellen Vorschläge der Bundesregie-rung zur Föderalismus-Reform sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung –auch wenn uns nicht alle Einzelheiten gefallen. Nach den Worten von Frau Zypries ist dieBundesregierung bereit, auf zahlreichen Gebieten Kompetenzen des Bundes abzugeben.Zypries nennt u.a. das Hochschulwesen, die Besoldung und Versorgung der Landesbeam-ten und interessanter Weise auch einige Steuerarten wie Erbschafts-, Schenkungs-,Vermögens- und Versicherungssteuern. Natürlich ist dies nicht umsonst zu haben. ImGegenzug fordert der Bund z.B., dass die Kompetenzen der Inneren Sicherheit – Stich-wort Bundeskriminalamt – zum großen Teil auf den Bund übergehen sollen. Wichtig istaber vor allem, dass nach dem Vorschlag der Bundesregierung die konkurrierende Ge-setzgebung stark eingeschränkt werden soll und der Bund z.B. keine Gesetze mehr erlas-sen darf, die die Länder finanziell belasten. Also insgesamt signalisiert die Regierung mit diesem Vorschlag, dass sie an einem Kompromiss ernsthaft interessiert ist.Am Ende wird hoffentlich ein tragfähiger Kompromiss dabei herauskommen, der denForderungen beider Seiten Genüge leistet. Eben deshalb ist es wichtig, dass der Schles-wig-Holsteinische Landtag mit dem vorliegenden gemeinsamen Antrag noch mal seinePositionen in dieser Frage konkretisiert. In diesem Zusammenhang unterstützt der SSWdie Münchener Erklärung der Landtagspräsidenten und der Mitglieder der Landtage vom18.10.2004.In dieser Erklärung heißt es u.a., dass die Bildungs- und Kulturhoheit der Länder unver-zichtbar ist. Das unterstützen wir nicht zuletzt deshalb, weil darunter auch der Bereich Minderheitenpolitik fällt. Für den SSW ist unverzichtbar, den Minderheitenbereich in derVerantwortung Schleswig-Holsteins zu belassen – was allerdings nicht heißt, dass nichtauch der Bund eine Verantwortung seinen Minderheiten gegenüber wahrzunehmen hat.Wichtig ist für uns auch, dass Sachverhalte, die einen regionalen Bezug haben, weiterhinTeil der Landespolitik bleiben, weil die Landtage einfach näher dran sind. Das ist einKerngedanke des Föderalismus, der aus unserer Sicht ganz entscheidend ist. Ein letzterwichtiger Punkt ,den ich heute hier erwähnen will, ist für den SSW die Stärkung derGestaltungsmöglichkeiten der Länderparlamente. Dies gehört für uns zu einem funktio-nierenden und fruchtbaren Föderalismus unbedingt dazu. Wir können nicht weiter ta-tenlos zuschauen, wenn Entscheidungen immer mehr auf EU- und Bundesebene oder beiden Ministerpräsidenten angesiedelt werden.Also: Im Interesse der Menschen unseres Landes fordern wir, dass sich die Bundesstaats-kommission noch in diesem Jahr auf einen tragfähigen Kompromiss einigt. Alles anderewäre ein weiteres Versagen der Politik. Angesichts der aktuellen Krise unseres Gemein-wesens können wir uns das einfach nicht leisten.