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Bildungsausschuss setzt sich für Einstufung des Danewerks als Weltkulturerbe ein
138/2004 Kiel, 19. November 2004Bildungsausschuss setzt sich für Einstufung des Danewerks als Weltkulturerbe einKiel (SHL) – Mit den Stimmen aller Fraktionen hat der Bildungsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages in seiner gestrigen Sitzung be- schlossen, der Landtag solle die Landesregierung auffordern, sich bei der Kultusministerkonferenz und der UNESCO für die Aufnahme von in Schleswig-Holstein liegenden Kulturdenkmalen in die Liste des Weltkul- turerbes der UNESCO einzusetzen.Nach der erfolgreichen Anerkennung Lübecks sieht der Landtag sowohl die Nomi- nierung des Danewerks unter Einbeziehung Haithabus als Stätte des Weltkulturer- bes als auch des Ortskerns von Friedrichstadt als erforderlich an. Zunächst sollen für das Danewerk, sodann für Friedrichstadt die notwendigen Vorarbeiten durchge- führt werden; dann soll die Landesregierung in Zusammenarbeit mit den Betroffenen vor Ort ein entsprechendes Konzept entwickeln.„Der Bildungsausschuss ist sich bewusst, dass die Aufnahme neuer Denkmale in die Liste des Weltkulturerbes mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern kann“, so der Ausschussvorsitzende, Dr. Ulf von Hielmcrone. „Umso wichtiger ist es, bereits jetzt die Aufnahme dieser Denkmale in die UNESCO-Liste vor- zubereiten.“Nachfolgend der Wortlaut des interfraktionellen Antrages:„Der Landtag wolle beschließen: Der Schleswig-Holsteinische Landtag bittet die Landesregierung, sich bei der Kul- tusministerkonferenz und bei der UNESCO um die Aufnahme von in Schleswig- Holstein liegenden Kulturdenkmalen in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO einzusetzen. Der Landtag sieht nach der erfolgten Anerkennung Lübecks eine No- minierung des Danewerks unter Einbeziehung Haithabus als Stätte des Weltkultur- erbes als erforderlich an. Das Gleiche gilt für den Ortskern von Friedrichstadt. Im Interesse der Realisierbarkeit sollen dabei diese beiden Stätten unabhängig vonein- ander und auch zeitlich getrennt behandelt werden. Dabei sind zunächst für das 2Danewerk, sodann für Friedrichstadt die notwendigen Vorarbeiten durchzuführen, soweit die jeweils betroffene Bevölkerung eine solche Nominierung unterstützt.Die Landesregierung möge dazu in Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommu- nen, dem Kreis Schleswig-Flensburg, dem Archäologischen Landesamt, anderen öffentlichen Stellen am Danewerk sowie Vereinen und Verbänden ein Konzept ent- wickeln, das sowohl die für die Anmeldung erforderliche detaillierte Dokumentation des Danewerks als Instrument für zukünftige Planungsmaßnahmen als auch die Erstellung eines ‚Managementplans’ gemäß den Richtlinien der UNESCO, der die Zielvorstellungen für den zukünftigen Umgang mit diesem Kulturdenkmal bezüglich des Schutzes, der Erforschung und der touristischen Präsentation beinhaltet.Angesichts der von der UNESCO beschlossenen restriktiven Einbeziehung neuer Kulturdenkmale aus bereits stark repräsentierten Ländern in die Liste des Weltkulturerbes wird die Aufnahme neuer Objekte Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Jedoch ist es angesichts der historischen Bedeutung des Danewerks, aber auch dem besonderen Rang von Friedrichstadt als religiöser Freistatt des 17. Jahrhunderts wichtig, bereits zu einem frühen Zeitpunkt die Aufnahme die- ser Denkmale in die UNESCO-Liste vorzubereiten.Begründung:Das Danewerk ist das größte archäologische Denkmal Nordeuropas. Es ist der Na- me eines Wallsystems, das hauptsächlich in der schleswigschen Landenge zwi- schen der Schlei im Osten und den sumpfigen Flusstälern im Westen angelegt wur- de. Außerdem wurde zwischen der Schlei und dem Windebyer Noor ein östlicher Wall gebaut, der die Halbinsel Schwansen schützte. In diesem Gebiet wurden im 7. Jh. n. Chr. und im Mittelalter Wälle in einer Gesamtlänge von ca. 30 km angelegt. Heute kann man davon noch Abschnitte von insgesamt 20 km Länge in der Land- schaft sehen, allerdings in unterschiedlichen Erhaltungszuständen. Das Danewerk beinhaltet zudem das älteste nordeuropäische Bauwerk aus Ziegelsteinen, die Wal- demarsmauer. Bei einer Länge von 4 km, einer Höhe von ca. 7 m und einer Breite von bis zu 3 m wird die Waldemarsmauer in ihren Ausmaßen von keinem anderen nordeuropäischen Ziegelbauwerk übertroffen. Darüber hinaus ist das Danewerk das „dienstälteste“ Verteidigungsbauwerk der Welt. Von der ersten Bauphase um 690 n. Chr. bis 1945 ist es immer wieder von militärischer Bedeutung gewesen. In den letz- ten Jahren haben der Kreis Schleswig-Flensburg, Sydslesvigsk Forening als Träger des Museums Danevirkegården und die Arbeitsgemeinschaft Ochsenweg am Auf- bau eines Archäologischen Parks Danewerk gearbeitet - mit dem Ziel die wechsel- volle Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes besser dokumentieren zu können. Die gesamthistorische Bedeutung des Danewerks rechtfertigt die Einstu- fung dieses Denkmals als Weltkulturerbe. Dieses Prädikat eröffnet zudem neue Chancen und Möglichkeiten der touristischen Erschließung des Danewerks.Friedrichstadt wurde 1621, also während des Dreißigjährigen Krieges, als religiöse Freistatt für niederländische Siedler unterschiedlicher Konfessionen gegründet, die die Stadt nach niederländischem Vorbild mit künstlichen Wasserstraßen, giebel- ständigen Häusern und einem rechtwinkligen Stadtplan errichteten. Diese architek- tonische Sonderstellung entsprach der rechtlichen Ausnahmesituation Friedrichstadts, das nicht unter deutsches Reichsrecht fiel, welches eine so weit gehende religiöse Freiheit nicht zuließ. In Friedrichstadt konnte im Kleinen verwirk- licht werden, was in den amerikanischen Kolonien im 17. Jahrhundert im Großen begonnen wurde. Die unbeeinträchtigte Stadtanlage und die bis heute fortlebende konfessionelle Pluralität Friedrichstadts sollten daher als materialisierter Ausdruck von Toleranz und Koexistenz gewürdigt werden, wozu die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes ein wichtiger Schritt wäre.“