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Verabschiedung von Heide Simonis
41/2005 Kiel, 27. April 2005 Es gilt das gesprochene Wort!Landtagspräsident Kayenburg dankt der bisherigen Minister- präsidentin Heide SimonisKiel (SHL) – Zu Beginn der 2. Landtagstagung am 27. April sagte Land- tagspräsident Martin Kayenburg der bisherigen Ministerpräsidentin Heide Simonis unter anderem:„Vor Eintritt in die Tagesordnung will ich für das Haus und auch persönlich einige Worte an die scheidende Ministerpräsidentin und langjährige Landtagsabgeordnete Heide Simonis richten:Sehr geehrte, liebe Frau Simonis, mit Ihnen scheidet eine der profiliertesten und bekanntesten Politikerinnen Deutsch- lands aus Mandat und Amt. Sie waren in den vergangenen Jahren das politische Aushängeschild unseres Landes. Sie haben sich mit Herz und Leidenschaft, mit bundesweit bekannter flinker Zunge und mit viel Geschick für Schleswig-Holstein eingesetzt und für den guten Namen unseres Landes viel bewirkt. Ohne mich in Ein- zelheiten zu verlieren, kann ich feststellen: Ihnen gebührt für Ihre großen Leistungen der herzliche und aufrichtige Dank des ganzen Hauses und die Anerkennung der Mitbürgerinnen und Mitbürger des ganzen Landes!Sehr geehrte Frau Simonis, Sie sind eine der politisch erfolgreichsten Frauen der Nachkriegszeit. In jungen Jah- ren waren Sie schon Mitglied des Bundestages und haben sich dort dem für weibli- che Abgeordnete seinerzeit eher ungewöhnlichen Bereich der Finanzpolitik zuge- wandt. Ihre Arbeit auf diesem Gebiet war so überzeugend, dass Sie 1988 die erste Finanzministerin in der Geschichte der SPD und 1993 die erste Ministerpräsidentin in der Geschichte der Bundesrepublik wurden. Bis heute hat Ihnen keine Frau auf diesem Wege folgen können; das ist eine einzigartige politische Karriere. 2Und keiner Ihrer Vorgänger hat dieses Amt so lange ausgeübt wie Sie. Dieses zeigt auch, dass die Menschen in unserem Lande Ihre Leistung durchaus gesehen und anerkannt haben. In den fast zwölf Jahren, in denen Sie Ministerpräsidentin waren, haben Sie in diesem Landtag für viele rhetorische Höhepunkte und engagierte Dis- kussionen gesorgt. Aber auch außerhalb des Landtages haben Sie höchst bemerkenswerte rhetorische Eigenwilligkeiten bewiesen. Bisweilen waren es auch Gratwanderungen, die Sie mit Ihrem ebenso gewandten wie gekonnten Auftreten gemeistert haben und die Ihnen parteiübergreifend Sympathie bei den Menschen eingebracht haben. Sie haben Ihre politische Authentizität, Ihre Originalität und Einmaligkeit auch mit einer Tonart verbunden, die viele Menschen gerne mögen und die Nähe zur Politik hergestellt hat.Auch das wird vielen mit Ihrem Ausscheiden fehlen, und auch dafür gilt Ihnen unser Dank. Es mutet als Feststellung zwar kontradiktorisch an: Aber Schleswig-Holstein verliert mit einer Rheinländerin ein politisches Original.Liebe Frau Simonis, Sie engagieren sich seit vielen Jahren für das Kinderhilfswerk der Vereinten Natio- nen, für UNICEF. Im November 2002 wurden Sie in das Deutsche Komitee für UNICEF gewählt. Dieses Engagement hat Sie in viele Länder geführt und mit eini- gen berühmten Persönlichkeiten in Kontakt gebracht. So haben Sie vor zwei Jahren dann auch mit Sir Peter Ustinov die bundesweite Aktion ‚Friend-Ship’ in Kiel gestar- tet. Sie haben damit vielen Kindern in den ärmsten Ländern der Welt geholfen. Wenn Sie sich jetzt erneut und verstärkt diesem Engagement zuwenden, werden Sie noch mehr Kindern in den Entwicklungsländern helfen können. Für Ihr ohne Zweifel immer großes Engagement, das Sie auch mit der Wahrneh- mung dieser Aufgabe zeigen, danke ich Ihnen schon jetzt sehr herzlich.Sehr geehrte Frau Simonis, Sie haben Schleswig-Holstein über viele Jahre geprägt. Damit gehören Sie aber nicht nur zur Geschichte unseres Landes, nein, Sie gehören zur Gegenwart Schles- wig-Holsteins. Sie waren über ein Jahrzehnt ein - ich möchte sogar sagen – das Symbol der Politik Schleswig-Holsteins.Und wenn wir über Symbole reden, möchte ich Ihnen gleichermaßen als Symbol des Dankes und der Anerkennung und als Erinnerung an den Landtag ein Geschenk überreichen, das sich mittlerweile zu einem Symbol für das Schleswig-Holsteinische Parlament entwickelt hat - ich meine eine Miniatur unseres Patenschiffs, der ‚Gorch Fock’, die Sie an uns erinnern mag. Ganz persönlich wünsche ich Ihnen – wenn ich das im übertragenen Sinne so sagen darf – immer die notwendige Handbreit Wasser unter Ihrem Lebensschiff und – im homerischen Sinne – glückliche Winde, die Sie Ihren neuen Zielen näher bringen. 3In Kürze aber werden Sie – wie Sie mir erzählt haben – mit Ihrem Mann in der Tos- kana Entspannung und Ablenkung suchen. Für diese Zeit wünsche ich Ihnen das Maß an Muße und Distanz, das Sie sich davon erhoffen. Auch dazu will ich im Namen der Abgeordneten des Schleswig-Holsteinischen Land- tages gerne einen kleinen Beitrag leisten mit dem Buch von Jutta Stössinger „Toska- na – Ein literarischer Streifzug“. Eine Buchbesprechung in der „Frankfurter Rund- schau“ war überschrieben: Toskana, sommerselig - und das hat mich an unser kürz- liches kleines Gespräch erinnert. Als ich dann weiter las: Natürlich ist der gleichna- migen Fraktion ein eigenes Kapitel gewidmet - und weiter: Die Toskana ist „Arkadien seit 300 Jahren“, die Liste ihrer Besucher ist lang und illuster. – da wusste ich, das müsste etwas für Frau Simonis sein. Gänzlich überzeugt hat mich der Kritiker aber mit seinem Hinweis, die Autorin behaupte ihren eigenen Ton: mal frech, mal feierlich, eigensinnig und unverbraucht. – Ich hoffe, liebe Frau Simonis, Sie haben ein wenig Freude an der sommerseligen Stimmung, die sich nur in der Leichtigkeit der Toska- na spiegelt und finden Muße und Entspannung bei dem literarischen Streifzug.Sehr geehrte Frau Simonis, mit dieser Hoffnung verbinde ich unseren Dank für Ihre Arbeit für dieses Land und wünsche Ihnen für Ihre persönliche Zukunft alles Gute, viel Gesundheit und vor al- lem Glück und Zufriedenheit gemeinsam mit Ihrem Mann.Ich sage Ihnen ein herzliches ‚Glück-Auf’.“