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Anke Spoorendonk zu TOP 26 - Hochschul-Anreizbudget benachteiligt die kleineren Hochschulen
PresseinformationKiel, den 28.09.2005 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 2 6 Antrag auf Zustimmung des Landtages zu den Eckwerten für das Anreizbudget im Rahmen der Vergabe eines Anteils Leistung der Landesmittel an die Hochschulen nach Leistung Drs. 16/268Die Landesregierung legt einen Antrag vor, in dem sie um Zustimmung für dasAnreizbudget der Hochschulen bittet. Ich denke, dass diese massive Änderung derHochschulfinanzierung gerade zum Nachteil der Hochschulen im nördlichen Landesteilnachgebessert werden muss. Wir können das heute als letzten Tagesordnungspunktnicht einfach durchwinken. Ich appelliere an alle Abgeordneten, natürlich vor allem anjene aus dem nördlichen Landesteil, gegen die Vorlage zu stimmen.Wer die beiden Hochschulen in Flensburg kennt, weiß, dass sie in den letzten Jahrenenorme Zuwächse bei der Zahl der Studierenden erreicht haben. An der Fachhochschulehat Rektor Schurawitzki geradezu auf Wachstum gesetzt, in dem er die Fachhochschulegezielt attraktiver gemacht hat. Das wird jetzt mittels Anreizbudget bestraft. Ähnlichergeht es der Universität, die seit 12 Jahren kontinuierlich 10% mehr Studierende 2einschreibt. Sie hat sich dafür eingesetzt, die Absolventenzahlen im zeitlichen Verlauf zubewerten. Das wurde nicht berücksichtigt.Überflüssig zu sagen, dass die beiden Hochschulen für den Standort Flensburg eineenorme Wirtschaftskraft darstellen: Flensburg hat 86.000 Einwohner – die beidenHochschulen 7.000 Studierende; noch mit Tendenz nach oben. Die Kommunalpolitikbegrüßt ausdrücklich diese wachsende Entwicklung, aber das Land bestraft sie. Das passtdoch nicht zusammen.Genauso wie ein anderer Punkt: nämlich die Kritik der Erichsen-Kommission an dernotorischen Unterfinanzierung im Bereich der Grundfinanzierung, was die UniversitätFlensburg betrifft. Kommt jetzt noch die Streichung von umgerechnet dreiProfessurenstellen via Leistungsfinanzierung hinzu, ist die Belastungsgrenzeüberschritten.Das, was die Landesregierung vorlegt. ist keine Leistungsfinanzierung, sondern wird nurso genannt. Für den SSW ist Leistung, wenn man Jahr für Jahr besser wird. Das sieht dieLandesregierung anders. Sie belohnt weit überwiegend statische Strukturen. DieVerbesserung der Angebote wird zu wenig berücksichtigt. Warum ist vom Eigenvergleichkeine Rede mehr, also vom Vergleich der Leistungen der einzelnen Hochschulegegenüber dem, was sie im letzten Jahr gemacht hat? Damit würden die dynamischenHochschulen, die kontinuierlich ihr Angebot optimieren, ihre Kapazitäten vergrößernund die Kennzahlen verbessern, belohnt werden. Das ist ja eigentlich auch der Kern desAnreizbudgets. Falsch gedacht! So wird es nicht gemacht.Die Landesregierung wird einwenden: die Mehrheit der Unis hat das nicht gewollt. Wennalle Verfahren so laufen, dann brauchen wir immer nur die großen fragen. Ach ja, so hältman es ja generell in der Großen Koalition.Das Anreizbudget stellt die Fachhochschule Flensburg und die Universität Flensburggegenüber den anderen Hochschulen im Land schlechter. Dabei hat die Fachhochschule 3gerade den Maschinenbau von der Fachhochschule in Heide erfolgreich integriert. Zähltnicht!In der einen Debatte werden die Bemühungen der Universität zur Reform desLehramtsstudiums gelobt, weil die Uni die Vorgaben aus dem Bologna-Prozessweitgehend umgesetzt hat. In der anderen Debatte nehmen wir genau derselbenUniversität, die sich durch ihr Spezialangebot europaweit auszeichnet, Geld weg.Ich möchte hier nicht das hohe Lied eines einzigen Standortes singen, aber dieHochschulen in Flensburg kenne ich nun einmal sehr gut. Wo außerhalb Spaniens kannman Wirtschaftswissenschaften auf Spanisch studieren? Und bald auch aufPortugiesisch? An der Uni Flensburg. Welche Fachhochschule hat als erste die online-Bewerbung möglich gemacht? Die Fachhochschule Flensburg. Ich könnte die Listefortführen: grenzüberschreitender Studiengang, innovative Zusammenarbeit mit derWirtschaft und so weiter. Diese Tatsachen ignorieren die von der Landesregierungvorgelegten Eckwerte durchweg.Im Gegenteil, sie bestrafen sogar die Individualität der ehemaligen PädagogischenHochschule Flensburg, die aufgrund ihrer Ausrichtung niemals so viele Promotionenvorweisen kann, wie eine alteingesessene Voll-Universität. Aber trotzdem wird die Zahlder Promotionen pro Professoren über alle Universitäten mit 10% gewichtet. Das istschlichtweg unfair.Im Haushaltsentwurf muss Flensburg als Hochschulstandort den größten Beitrag zurKostendämpfung leisten: Ingesamt sind das 285 Tausend Euro. An den Hochschulenkonnte man mir nicht erklären, wie diese Summen, nämlich 144, 57 Tausend für die Uniund 240,64 Tausend Euro, also die faktische Halbierung des Anreizbudgets für dieFachhochschule, zustande gekommen sind. Die Kürzungen sind nicht nachvollziehbar,sagen mir die Experten in den Flensburger Hochschulen. Da wird doch nicht etwalangsam, aber stetig eine Umverteilung betrieben, von den neuen Hochschulstandortenzu den alten? Der Verdacht ist wohl nicht ganz von der Hand zu weisen, denn unter demStrich wird nur umverteilt, es kommt zu keiner Erhöhung. Ich kann verstehen, dass große 4Universitäten, die den Ranking-Vergleich mit Heidelberg oder München nicht zu scheuenbrauchen, adäquat gefördert werden wollen. Das darf aber keinesfalls zu Lasten derneuen Hochschulen gehen. Dann können wir aufhören, über die Hochschulpolitiküberhaupt noch zu debattieren.Die Verhandlungen mit der Landesregierung haben die Hochschulen noch nichtabgeschlossen. Sie wurden von dem Antrag genauso überrascht wie wir Abgeordneten.Nicht nur aus diesem Grund müssen die Eckwerte nach verhandelt werden.Es besteht Konsens, dass die Hochschulen am besten wissen, wie sie vor Ort ihre Mitteleinsetzen. Der SSW lehnt Budgetierung nicht ab, sondern nur, wie sie im vorliegendenFall gehandhabt wird, nämlich gegen einen Hochschulstandort.