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Karl-Martin Hentschel zur Teilnahme an der OECD-Lehrer-Studie
PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 23 – Teilnahme an der OECD-Lehrer-Studie Düsternbrooker Weg 70 24105 KielDazu sagt der bildungspolitische Sprecher Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Telefax: 0431/988-1501 Karl-Martin Hentschel: Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.sh-gruene.de Nr. 331.05 / 10.11.2005Teachers are central to school improvements efforts” (aus “Teachers Matter” – Vorstudie der OECD 2005)Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren,„As the most significant resource in schools, teachers are central to school improvement efforts.” - frei übersetzt: LehrerInnen sind der wichtigste Faktor, um die Schulen zu verbessern.Eine Studie der Universität von Tennessee hat den Lernerfolg von unterschiedlichen LehrerInnen zehn Jahre lang verglichen. Die LehrerInnen wurden nach ihrem Lernerfolg in fünf Gruppen eingeteilt.Die Ergebnisse waren sensationell: Vergleicht man das erfolgreichste Fünftel der Lehre- rInnen mit der am wenigsten erfolgreichen Gruppe, so lernen die Kinder im Schnitt das Vierfache.Also: Nicht 10 Prozent mehr, nicht 30 Prozent mehr, nicht 100 Prozent mehr, sondern tatsächlich 300 Prozent mehr. Ich finde: Zu wissen warum das so ist, sollte uns einiges Wert sein.Meine Damen und Herren, die KultusministerInnen haben bei ihrem jüngsten Treffen einstimmig beschlossen, sich nicht an der OECD-Lehrer-Studie zu beteiligen. Begründung: Deutschland müsse sich nicht automatisch an jeder internationalen Studie beteiligen. Man wolle aber an einer zweiten Studie 2006 teilnehmen. Ministerin Erdsiek-Rave hat diese Begründung in der Sitzung des Bildungsausschusses letzte Woche wiederholt.1/2 Dazu sagte der Bildungskoordinator der OECD, Andreas Schleicher, am 16. Oktober zu dpa, dieser Hinweis sei „falsch“. „Es gibt keine zweite OECD-Lehrerstudie.“ Die abge- lehnte Untersuchung sei das „einzige große Projekt, was wir zu diesem Thema und mit dieser Fragestellung in den nächsten fünf bis zehn Jahren international planen.“Meine Damen und Herren, die Entscheidung der Kultusministerkonferenz ist nicht nur unverständlich in Hinblick auf unsere Schulen. Sie ist noch unverständlicher in Hinblick auf die Zukunft unserer Gesell- schaft.LehrerInnen sind die größte akademische Berufsgruppe. Sie sind die Schlüsselgruppe für die Vermittlung von Kompetenzen an die nächste Generation. Der Erfolg unserer Wirtschaft und unserer Kultur, und damit unserer Gesellschaft hängt in einer globalisier- ten ganz wesentlichen von der kommenden Generation von LehrerInnen ab.Wenn wir als ressourcenarmes Land unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen, dann müssen wir alles tun, um die fähigsten Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen und diese Menschen auf die bestmögliche Art und Weise zu qualifizieren.Meine Damen und Herren, wir reden über eine Studie, die die Bundesrepublik Deutschland insgesamt 130.000 Euro gekostet hätte.Umgelegt auf Schleswig-Holstein wären das 5.000 Euro gewesen. Ein lächerlicher Be- trag, angesichts der Probleme, vor denen wir stehen.Es geht also nicht ums Geld. Offensichtlich wollen die KultusministerInnen immer noch nicht die Wahrheit über unser Schulsystem wissen. Die Unionsländer nicht, weil die Not- wendigkeit, endlich unser System radikal zu überprüfen, mit jeder Studie klarer wird. Und die Sozialdemokraten, weil sie wieder mal Angst davor haben, dass Bayern gut ab- schneidet.In den kommenden zehn Jahren wird die Hälfte aller LehrerInnen an unseren Schulen ersetzt. Die Ausbildung, Auswahl und Motivation dieser LehrerInnen wird entscheidend sein für die Zukunft unserer Gesellschaft.Frau Ministerin, ich fordere Sie auf, alles zu tun, um die Entscheidung zu überprüfen und dass gegebenenfalls Schleswig-Holstein allein an der Studie teilnimmt. Ich bin sicher, der öffentliche Druck wird in kürzester Zeit so groß werden, dass sich keine KultusministerIn dem entziehen kann. ***