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Anke Spoorendonk zu TOP 23 - Masterplan für den Norden
PresseinformationKiel, den 23.03.2006 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 23 Masterplan für den Norden Drs. 16/653Ich bin den Kolleginnen und Kollegen von Bündnis 90/Die Grünen dankbar dafür, dass sie mitdem vorliegenden Antrag das Thema Nordstaat heute wieder auf die Tagesordnung desLandtages gesetzt haben. Denn auch aus Sicht des SSW ist die bisherige Vorgehensweise derLandesregierung bei der Zusammenarbeit mit Hamburg noch lange nicht ausdiskutiert. Wobeiich sicherlich nicht zu erwähnen brauche, dass wir das Ziel des Grünen-Antrages - nämlich dieErstellung eines so genannten Masterplanes für einen Nordstaat - weiterhin entschiedenablehnen.Aber wir können zumindest Punkt 1 des Antrages inhaltlich voll mittragen. In den letzten Jahrenhaben Schleswig-Holstein und Hamburg in vielen Bereichen eine Zusammenarbeit eingeleitet. Esgab eine Reihe von Zusammenführungen von Behörden und Institutionen wie auch einegemeinsame Aufgabenwahrnehmung in den Bereichen Verkehr und Wirtschaftförderung. Mitdem Verwaltungsabkommen und dem Staatsvertrag vom 1. Dezember 2005 sind weitere 2Kooperationen geplant. Dabei stimmen wir ausdrücklich den Grünen zu, wenn sieargumentieren, dass durch diesen Staatsvertrag die Gefahr einer Abkopplung derMetropolregion vom Rest des Landes besteht - dass wichtige Zukunftsentscheidungen für dasLand dann nicht mehr im Parlament, sondern in den Gremien der Metropolregion getroffenwerden. Die demokratische Kontrolle dieses Prozesses gerät also in Gefahr.Fast könnte man dabei schon von Fusionseuphorie sprechen. Was bei den Kooperationsvorhabenhäufig fehlt, ist somit ein transparentes Verfahren und vor allem ein klar definiertes Ziel. Offiziellsagt uns die Landesregierung zwar, dass sie zurzeit keinen Nordstaat mit Hamburg anstrebt.Aber auf allen Ebenen und in allen Ministerien wird scheinbar begeistert eine Zusammenarbeitmit Hamburg angestrebt. Das gilt für die jetzt gescheiterte Zusammenlegung derFachobergerichte, von denen sogar die Hamburger völlig überrascht wurden, bis hin zu demVorschlag, gemeinsame Abiturprüfungsaufgaben zu formulieren. Es drängt sich also derEindruck auf, dass die Landesregierung bereit ist, eigene Möglichkeiten aufzugeben, nur um dieZusammenarbeit mit Hamburg noch mehr zu vertiefen.Aus Sicht des SSW wäre es vor diesem Hintergrund sinnvoll, einen externen Gutachter zubestellen, der den Auftrag hat zu untersuchen, wo eine Zusammenarbeit mit Hamburg unterhalbeines Nordstaates sinnvoll ist und zum Vorteil für beide Länder. Dann hätten wir endlich einmaleine fundierte Grundlage, auf der die Landesregierung und der Landtag entscheiden können. Beider bisherigen Vorgehensweise der Landesregierung drängt sich beim SSW jedenfalls weiterhinder Verdacht auf, dass der Nordstaat langsam, aber sicher durch die Hintertür eingeführt werdensoll.Wenn dies der Fall ist, dann finde ich den Antrag der Grünen ehrlicher, weil er das Endziel desNordstaates auch offen darlegt. Allerdings kann ich auch aus dem Antrag der Grünen nichtersehen, worin denn nun der große Vorteil eines Nordstaates für Schleswig-Holstein besteht.Denn die Problematik, die Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, insbesondere in 3Punkt 2 u. 3 ansprechen – und die man als Reaktion auf Schleswig-Holsteins Verlust anBedeutung bei einer möglichen Fusion umschreiben könnte - wird am Ende nicht aufgelöst.Auch wenn man in Papieren und Anträgen festschreibt, dass ein zukünftiger Nordstaat diestrukturschwachen Regionen Schleswig-Holsteins und die grenzüberschreitendeZusammenarbeit mit Dänemark oder die Ostseekooperation berücksichtigen soll, so wird sich inder Realität eines Nordstaates zeigen, dass die Hamburger Interessen durchsetzungsfähiger sind.Die politischen und wirtschaftlichen Gewichte würden sich aus Sicht des SSW dann erst recht aufdie Metropolregion um Hamburg und die Achse Lübeck/Kiel/Kopenhagen konzentrieren – unddies zulasten der anderen Regionen unseres Landes.Wir wollen also keinen Masterplan für den Norden, der zu einem Nordstaat führt. Das Wort„Masterplan“ ist ja übrigens vom Präsidenten des Unternehmerverbandes Nord, HerrnDriftmann erfunden und riecht aus meiner Sicht reichlich nach Businessplan undManagementsprache. Auch wenn der SSW also Punkt 1 und einige der Forderungen unter Punkt 2bis 4 unterstützen kann, werden wir den Antrag insgesamt ablehnen.