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13.09.06 , 16:48 Uhr
B 90/Grüne

Detlef Matthiessen zur Großen Anfrage "Weg vom Öl"

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 10 – Große Anfrage „Weg vom Öl“ Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Dazu sagt der energiepolitische Sprecher Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Telefax: 0431/988-1501 Detlef Matthiessen: Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.sh.gruene-fraktion.de

Nr. 371.06 / 13.09.06


Energiekrise als Chance begreifen: 100 Prozent erneuerbare Energien!
Die Einschätzung, dass wir noch viel Öl und Erdgas zur Verfügung haben, ist viel zu optimistisch und damit falsch. Das gilt für die Bewertung der Vorräte als auch für die ökonomische Theorie der Reservenverlängerung durch höhere Preise.
Die Verdoppelung des Ölpreises innerhalb von weniger als zwei Jahren mag ein Indiz für diese These sein. Die Preisprognosen, aufgestellt zu Beginn eines Jahres, unterschreiten den tatsäch- lichen Preisverlauf seit Jahren um 20 Prozent und mehr. Zu Anfang 2006 wurden 52 Dollar vor- hergesagt. Das haben wir in diesem Jahr bislang nicht ein einziges Mal beobachtet und liegen weit darüber.
Ab Beginn der 1980er Jahre liegt die jährliche Förderung über der Kapazität der neu entdeckten Reserven, so dass seit dieser Zeit die vorhandenen Reserven abnehmen. Deshalb wird von den meisten ExpertInnen mit einem Fördermaximum zwischen 2010 und 2020 gerechnet. Einige ge- hen sogar davon aus, dass das Maximum noch vor 2010 eintreten wird oder sogar schon einge- treten ist.
Auf der anderen Seite gab der Ölmulti Shell am 9. Januar 2004 bekannt, dass 20 Prozent seiner Reserven von „bewiesen“ zu „möglich“ umdeklariert werden müssten. Die mexikanische staatli- che Ölgesellschaft Pemex machte im September 2002 Abstriche bezüglich ihrer Reserven um 53 Prozent.
Alle aktuellen Förder- und Preisprognosen liegen systematisch optimistisch falsch. Der Bericht enthält jedoch abschließend den Satz: Gleichwohl darf, wie lange Erdöl und Erdgas zu welchen Preisen auch immer zur Verfügung ste- hen, die daran gekoppelte CO2-Problematik darf nicht aus den Augen verloren werden. Das ist richtig.
1/2 Zweite Bemerkung: Kohle als Energierohstoff bleibt nicht billig. Es ist eine Illusion zu glauben, wenn Öl und Gas verknappen, kann man aus Kohle noch preis- wert Strom machen. Alle Rohstoffe bewegen sich zurzeit nur in eine Richtung. Öl hat eine Eck- preisfunktion, ähnlich wie Weizen im Agrarsektor.
Drittens: Atomstrom substituiert kein Öl oder Erdgas. Strom wird aus Kohle und Uran sowie erneuerbaren Energien erzeugt, nicht aus Öl und nur zum Teil aus Erdgas. Die immer wieder bemühte Verknappung von Öl als Legitimation, AKW- Laufzeiten zu verlängern, hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Diejenigen, die Ressourcenver- knappung und Klimaschutz als Argument für Atomenergie verwenden, schweigen zu eben diesen Problemen.
Hätten wir genügend Vorräte, hätten wir weiterhin billige und sichere Preise, so dürften wir den- noch nicht weitermachen mit der Verbrennung fossiler Energieträger, weil wir mit dem Klimawan- del unverantwortlichen Schaden anrichten, den die Generationen nach uns mit keiner noch so großen Anstrengung beseitigen können.
In vier Generationen werden wir alle Vorräte aufgezehrt haben werden, in zwei Generationen ha- ben wir Atomstrom genutzt, aber die Menschheit ist auf ewige Zeiten mit radioaktivem Müll be- lastet.
Auf uns werden nachfolgende Generationen voller Verachtung zurückblicken, weil wir die Mög- lichkeiten nicht nutzen, die Gefahren ignorieren. Die unausweichliche Energiewende müssen wir schnell und radikal vollziehen, oder sie wird uns überrollen mit unangenehmsten Folgen.
Gestalten wir unsere Zukunft, die auf drei Säulen steht: Einsparung, Effizienz und erneuerbare Energien. Auf keine der drei Säulen können wir verzichten, keine Säule kann allein die Energie- wende tragen.
Begreifen wir die enormen Möglichkeiten, die sich auftun: Wir sind Exportweltmeister, wir sind ei- ne Technologienation, und wir haben vorgearbeitet mit dem EEG, der KWG, der ENEV und vie- lem anderen mehr, wir haben international große Anerkennung. Schon heute exportiert die Windenergiebranche 60 Prozent, also wie der Durchschnitt im Maschinen- und Anlagenbau mit steigender Tendenz, die Firma Haase Neumünster baut Anlagen zur Gewinnung von Gas aus Mülldeponien usw..
Was bedeutet solch eine Strategie? Keinen Cent und keine irgendwie geartete Unterstützung für harte Energieträger einschließlich so genannter Übergangstechnologien. „Übergangstechnolo- gien“ sind oft nur die Fortsetzung des Bestehenden. Ein „modernes, effizientes“ Kohlekraftwerk produziert in fünf Tagen das, was ein altes in vier Tagen an Emissionen in den Himmel schickt.
80 Prozent der Forschungsmittel der EU gehen immer noch in den Atombereich, das ist ein gro- ßer Fehler.
Wir haben erneuerbare Energien ohne Ende. Dies ist eine wirtschaftliche Chance für Deutsch- land.
Nur erneuerbare Energien haben das Potenzial, den zukünftigen Energiebedarf weltweit abzude- cken. Sie bleiben bezahlbar und sind geeignet auch in armen Ländern, z.B. ohne Netze, einge- setzt zu werden. Schleswig-Holstein hat von den natürlichen Voraussetzungen und auch techno- logisch-wirtschaftlich große Chancen, von einer ökologischen Energiewende zu profitieren.
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