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Anke Spoorendonk zu TOP 8 - Europabericht
Presseinformation Kiel, den 9.5.2007Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 38 Europabericht 2007 Drs. 16/1214Der von der Landesregierung vorgelegte Europabericht 2007 gibt einen guten Überblick über dieeuropapolitischen Schwerpunkte der Landesregierung in diesem Jahr. - Wobei natürlich dieTatsache, dass die Bundesrepublik sowohl die EU-Ratspräsidentschaft als auch den Vorsitz der G8-Staaten innehat, eine wichtige Rolle spielt.Im Mittelpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 steht natürlich dieimmer noch ungeklärte Frage der europäischen Verfassung. Die Bundesregierung soll im Juni demEuropäischen Rat einen Bericht über den aktuellen Stand und die möglichen künftigenEntwicklungen vorlegen, der als Grundlage dafür dienen soll, wie der Reformprozess der EUfortgesetzt werden kann.In diesem Zusammenhang kann man nur diejenigen EU-Politiker warnen, die der Meinung sind,man kann den Bevölkerungen in Holland und Frankreich oder auch in anderen EU-Ländern einfach 2nur einen wenig veränderten Verfassungsvertrag oder einen Zusatz zur Verfassung vorlegen. Derneue französische Präsident Nicolas Sarkozy hat ja auch schon deutlich gemacht, dass er sichallenfalls eine sehr abgespeckte „Light-Version“ des ursprünglichen Vertrages vorstellen kann. InLändern wie Großbritannien, Dänemark, Tschechien oder Polen sieht man dieses ähnlich. Diegroßen Träume von einer europäischen Verfassung als Wegbereiterin eines europäischenBundessstaates sind damit wohl endgültig gescheitert. Dies ist gut so, weil die Politik damitGelegenheit bekommt, sich mit den konkreten Sorgen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürgerzu beschäftigen. Nur so lässt sich letztlich das ramponierte Ansehen der EU verbessern.Die Landesregierung schreibt zu Recht in ihrem Europabericht, dass in vielen Staaten dieEuropaskepsis in der Bevölkerung weiterhin stark anwächst – das gilt sicherlich auch für diedeutsche Bevölkerung. Ich freue mich deshalb darüber, dass es uns allen Unkenrufen zum Trotzgelungen ist, den Vorschlag des SSW für eine Bürgeranhörung in Schleswig-Holstein in einengemeinsamen Antrag zu gießen. Wir sind also weiterhin der Meinung, dass wir unbedingt einenDialog mit den Bürgerinnen und Bürgern darüber brauchen, wie sich die EU in Zukunft entwickelnsoll. Die wichtigen Fragen des Demokratiedefizits, der Erweiterung und der Grenzen der EU oderder Zuständigkeiten Brüssels müssen kontrovers und offen diskutiert werden.Wir versprechen uns also von der Anhörung, die der Schleswig-Holsteinische Landtag nun am 6.Juli durchführen will, ein Stimmungsbild, das aus unserer Sicht auch in die Bewertung derdeutschen Ratspräsidentschaft über die Fortführung des Reformprozesses mit einfließen sollte.Aus unserer Sicht ist das für 2007 eine der wichtigen landespolitischen Aufgaben in derEuropapolitik.Ein weiterer für den Landtag wichtiger Punkt der Europapolitik ist die Frage einesFrühwarnsystems bei EU-Initiativen. Es geht schlicht und einfach darum, dass wir auf regionalerEbene frühzeitig über Details in der EU-Gesetzgebung diskutieren und uns somit in denEntscheidungsprozess in Brüssel mit einbringen können - bevor zum Beispiel eine EU-Richtlinie 3verabschiedet wird. Der Landtag hat bisher an zwei Testläufen des Ausschusses der Regionen zurVerbesserung der Subsidiarität teilgenommen.Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass die bisherigen Ergebnisse ernüchterndsind, weil die Zeitfenster im Kompetenzgewühl zwischen der EU, der Bundesregierung und demBundesrat so eng sind, dass der Landtag Schwierigkeiten hat, sich vernünftig mit den Vorlagenaus Brüssel zu befassen. Hier gibt es also noch dringenden Handlungsbedarf, wenn wir alsLandtag vernünftig auf den europäischen Gesetzgebungsprozess einwirken wollen.Mit dem landespolitischen Schwerpunkt „Europäische Meerespolitik“ haben wir uns bereits imRahmen der Ostseeparlamentarieerkonferenz beschäftigt. Der im Bericht erwähnte und imLandtag bereits beschlossene interfraktionelle Antrag – die Innovationsinitiative „European CleanShip“- macht noch mal deutlich, worum es geht. Natürlich müssen diese Initiativen mit der EUabgestimmt werden, und hier hat die Landesregierung die Aufgabe, koordinierend zwischenBrüssel und den Ostseeanrainerstaaten tätig zu sein.In der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Dänemark, die im Europabericht alsvorbildlich dargestellt wird, erwarten wir aber von der Landesregierung mehr als einekoordinierende Tätigkeit – hier fordern wir eine aktive Rolle des Landes ein. Mit denvorgeschlagenen deutsch-dänischen Leuchtturmsprojekten und der finanziellen Unterstützungfür das Regionalmanagement der IHK Flensburg sind wir auf einem guten Weg. Dabei wird in2007 die gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit zwischen Schleswig-Holstein und derRegion Süddänemark ein wichtiger Eckpfeiler der Europapolitik des Landes sein. Diese Erklärungwird ja noch im Juni von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und dem Vorsitzenden derRegion Syddanmark Carl Holst verabschiedet werden.Aus Sicht des SSW ist auch zu begrüßen, dass die Landesregierung die soziale Dimension der EUund insbesondere das Vorbild der dänischen Arbeitsmarktpolitik als weitere Schwerpunkte ihrer 4Europapolitik ansieht. Es ist aber entscheidend, dass man sich das dänische Arbeitsmarktmodellals ganzes ansieht. - Und dies umfasst dann auch die relative hohe soziale Sicherung, zumBeispiel bei der Arbeitslosenversicherung, und das hervorragende Weiterbildungssystem undnicht nur die Lockerung des Kündigungsschutzes. Denn gerade vom dänischen Weiterbildungs-und Qualifizierungssystem können wir sehr viel lernen. Zwar schreibt das auch dieLandesregierung in ihrem Bericht – der SSW vermisst hier aber klare Handlungsanweisungen, wiewir ein ähnlich erfolgreiches Weiterbildungsmodell in Schleswig-Holstein etablieren können. Hiergibt es also für die Landesregierung noch sehr viel zu tun, wenn dieser Schwerpunkt sich im Alltagfür Unternehmen und Beschäftigte positiv auswirken soll.