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Anke Spoorendonk zu TOP 15 - Dopingbekämpfung im Sport
Presseinformation Kiel, den 9.5.2007 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 15 Dopingbekämpfung im Sport Drs. 16/1297Das Thema Doping ist natürlich vor allem seit der letzten Tour de France und dem Skandal umDeutschlands Radsport-Held Nr. 1 Jan Ulrich in aller Munde und daher auch von der Politik zumThema gemacht worden. Dabei zeigte bis vor kurzem gerade dieser Fall, wie schwer diesportpolitische und juristische Aufarbeitung den handelnden Akteuren, den Behörden und derÖffentlichkeit fällt. Dabei war es nicht so sehr die fehlende Rechtgrundlage – denn es läuft jatrotz allem ein Ermittlungsverfahren gegen Jan Ulrich – als vielmehr die etwas unklareBeweislage, ob nun gedopt worden ist oder nicht, die diesen Fall so schwierig machte. Nun scheintes aber auch im Fall von Jan Ulrich klare Beweise dafür zu geben, dass er wirklich amBlutdopingsystem des spanischen Arztes Fuentes teilgenommen hat. In der Spiegelausgabe derletzten Woche hob zum Beispiel ein ehemaliger Masseur des Teams Telekom hervor, dass esbereits in den 90-er Jahren organisiertes Doping mit EPO gab.Der Radsport scheint also besonders von der Doping-Seuche betroffen zu sein. Allerdings ist eseine Tatsache, dass wir es in vielen Sportarten – natürlich insbesondere dort, wo es um viel Geldgeht – mit gut organisierten und leider weit verbreitetem Doping zu tun haben. Trotz der vielen 2internen Anstrengungen seitens der Sportverbände, dieses Problem in den Griff zu bekommen,scheint die Ausbreitung der Dopingseuche immer weitere Kreise zu ziehen – nicht zuletztunterstützt von immer neuen medizinischen Landgewinnungen von skrupellosen Hintermännern.Es gibt also immer mehr Hinweise darauf, dass die Sportverbände allein diesem Problem nichtmehr Herr werden. Dieses wurde Anfang des Jahres dadurch unterstrichen, dass der Geschäfts-führer der Nationalen Anti-Doping-Agentur Deutschland zurücktreten musste, weil die NADA esversäumt hatte, ausreichend Kontrollen außerhalb von Wettbekämpfen bei den Athletendurchzuführen.Obwohl es natürlich immer noch eine Aufgabe der Sportverbände selbst bleibt, einen fairen undsauberen Wettbewerb in allen Sportarten zu sichern, stellt sich dennoch die Frage, ob die Politikmehr als bisher dafür tun kann, um den Dopingmissbrauch zu bekämpfen. Wir wissen ja alle, dassman zum Beispiel in Frankreich und jetzt auch in Spanien gesetzgeberisch zu sehr drakonischenMaßnahmen bei der Dopingbekämpfung gegriffen hat.Von daher ist es richtig, dass wir uns durch den vorliegenden Antrag der Grünen auch inSchleswig-Holstein damit befassen, was wir seitens der Landespolitik machen können undmachen sollen, um diesen massiven Dopingmissbrauch in den Griff zu bekommen. Denn es gehtja nicht nur um die Sportler allein, die sich durch verbotene Substanzen einen Wettbewerbsvorteilbeschaffen und sich vielleicht auch langfristig gesundheitlich selbst schädigen. Es geht auch umdie Vorbildfunktion dieser Sportler für die Jugendlichen, die Sport treiben, und für die Einstellungunserer Gesellschaft zum Sport und zum Fairnessbegriff insgesamt.Auch der SSW befürwortet deshalb, dass wir an die Gewährung von Sportfördermitteln noch mehrals bisher an bestimmte Bedingungen knüpfen, die dazu dienen, dass die Sportverbände dieDopingkontrollen verbessern und ausweiten. Auch in den Ausbildungsinhalten von Trainern odervon Lehrerinnen und Lehrern sowie Ärzten muss mehr Aufklärung über die Gefahren des Dopingsverankert werden. Wir müssen quasi an der Basis vor Ort mit der Dopingbekämpfung anfangen. 3So weit so gut. Schwieriger wird es mit der Forderung der Grünen, dass das Strafrecht zurBekämpfung des Dopings verschärft werden muss. Die Grünen haben auch im Bundestag eineentsprechende Initiative gestartet. Aber bisher scheint der Bundesinnenminister nicht gewillt,diesem Ansinnen nach zu kommen. Dabei wird der Vorstoß auch von vielen betroffenenSportverbänden unterstützt – allerdings nicht von allen.Der SSW ist offen für zwei Änderungen des Strafrechtes zur Bekämpfung des Dopings. Wir sinddafür, dass es bei organisiertem Doping eine Verschärfung des Strafrechts geben muss, weil essich in vielen Fällen um international tätige, kriminelle Dopingnetzwerke handelt und diese besserstrafverfolgt werden müssen. Auch der Sportler, der durch Doping den wirtschaftlichenWettbewerb im Sport verfälscht, sollte zukünftig mit strafrechtlichen Sanktionen rechnenkönnen, weil es sich im Profisportbereich, wo es um Millionen-Euro von Preisgeldern geht, bei derEinnahme von Doping quasi um Betrug handelt. Eine Verschärfung des Strafrechts in diesemBereich könnte abschreckende Wirkung für einige der potentiellen Täter haben.Im Rahmen der Großen Anfrage über den Sport in Schleswig-Holstein haben wir gemeinsambeschlossen, dass wir im Herbst eine Anhörung durchführen wollen. Der SSW regt an, dass dervorliegende Antrag in die Anhörung mit einbezogen wird, damit wir alle Aspekte – gerade auchdie rechtsstaatlichen Folgen des Vorschlages – in diesem Zusammenhang berücksichtigenkönnen, bevor wir eine Initiative im Bundesrat starten.Abschließend möchte ich aber noch unterstreichen, dass für alle der gemachten Vorschläge gilt,dass es auf lange Sicht wenig Sinn macht, wenn Deutschland zusammen mit wenigen anderenLändern wie Frankreich oder Spanien im internationalen Bereich allein bleibt bei der Verschärfungder Dopingbekämpfung. Wir brauchen gleiche Regeln in der gesamten EU und auch darüberhinaus. Gerade auch bei der Installierung eines modernen und funktionsfähigen Dopingkontroll-und Sanktionssystems müssen wir zu Grenzen überschreitenden Lösungen kommen.