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13.07.07 , 16:18 Uhr
B 90/Grüne

Karl-Martin Hentschel zum Unterrichtsfach Informatik

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort! Claudia Jacob Landeshaus TOP 36 – Informatik als Unterrichtsfach Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Dazu sagt der Vorsitzende Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Telefax: 0431/988-1501 Karl-Martin Hentschel: Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.sh.gruene-fraktion.de

Nr. 331.07 / 13.07.2007
Lernfelder statt Fächeritis
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren,
der Antrag behandelt ein sinnvolles Anliegen. Ich kann das vielleicht ein bisschen be- urteilen, denn ich habe als Mathematiker Informatik im Nebenfach studiert und 20 Jah- re als Computerexperte gearbeitet. Trotzdem stimme ich dem Antrag nicht zu. Ich will das begründen:
Das Wissen explodiert – die Schule wird mit immer größeren Erwartungen konfrontiert. Sie soll wirtschaftswissenschaftliche und politische Zusammenhänge vermitteln – frü- her reichte Geschichte und Erdkunde. Sie soll medizinische und psychologische Kenntnisse vermitteln. Früher reichte Biologie. Sie soll einen Einblick in moderne Technik und Ingenieurskünste vermitteln, damit wir wieder mehr Ingenieure bekom- men. Früher reichte Physik. Man könnte dies sicher noch erweitern.
Ich glaube jedoch nicht, dass die Zukunft der Schule darin liegt, immer neue Fächer hinzuzufügen. Es gibt sogar gerade unter den besonders erfolgreichen Schulen sol- che, die die Fächer insgesamt radikal abgeschafft haben. Statt dessen müssen die SchülerInnen in solchen Schulen im Lernbüro oder in der Projektwerkstatt fachbezo- gene Module bearbeiten. Solche Module können aber häufig auch fachübergreifend sein.
Was bedeutet das für die Informatik? - Zunächst sollte man bezüglich der Informatik zwei Dimensionen trennen:
1. Die Benutzung des Computers ist heute eine Kulturtechnik wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Bedienung des PC, der Umgang mit e-mails, Textverarbeitung, Ta- bellenkalkulation und Recherche im Internet und in Datenbanken muss elementarer Bestandteil des Unterrichts sein und sollte von klein auf gelernt werden.
1/2 2. Ganz davon zu trennen ist die eigentliche Informatik. Dabei handelt es sich um eine Ingenieurswissenschaft, die im 21. Jahrhundert die gleiche Bedeutung hat, wie der Maschinenbauingenieur im 20. Jahrhundert.
Ich bin deshalb unbedingt der Meinung, dass Grundkenntnisse im Programmieren im Physik- oder Mathematikunterricht genauso vorkommen sollten, wie der Umgang mit Grafikprogrammen und die Gestaltung von Homepages im Deutsch oder Kunstunter- richt. Ich halte aber nichts davon, den Weg fortzusetzen, Informatik als zusätzliches volles Fach zu kreieren. Ich stimme vielmehr denen zu, die immer mehr dahin tendie- ren, die klassischen Fächer in der Schule durch Lernfelder zu ersetzen. Ein solches Lernfeld wäre dann Mathematik-Physik-Technik-Informatik. Ein anderes wäre Biologie- Chemie-Medizin-Meereskunde. Ein Lernfeld wäre Deutsch, Literatur, Theater. Ein an- deres wäre Politik-Geschichte-Erdkunde-Wirtschaftswissenschaft.
Ich glaube auch, dass in einer solchen Lernfeldorientierung die Zukunft der Leh- rerausbildung liegen muss. Je mehr wir den Stoff in Modulen und Projekten gliedern, die häufig die Grenzen der heutigen Schulfächer überspringen, desto mehr stellt sich auch für die Lehrerinnen und Lehrer die Herausforderung, fächerübergreifend zu ar- beiten. Ein eigenes Fach Informatik würde dazu genauso wenig beitragen wie ein Fach Maschinenbau oder ein Fach Medizin.
Die bisherigen Informatik-Kurse an den Schulen waren meines Erachtens nur deswe- gen nötig, weil die nötigen Kenntnisse im Mathematik und Physik-Unterricht nicht aus- reichend integriert sind und es immer noch LehrerInnen in diesen Fächern gibt, die nicht programmieren können. Insofern erwarte ich auch von den Hochschulen Kon- zepte, die über die jetzigen fachbezogenen Studiengänge hinweg denken. Die Debatte halte ich allerdings für ausgesprochen wichtig. Deshalb schlage ich vor, den Antrag in den Bildungsausschuss zu überweisen.

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