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Lars Harms zu TOP 49 - Situation der Nord- und Ostseefischerei
PresseinformationKiel, den 12.09.2007 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 49 Situation der Nord- und Ostseefischerei Drs. 16/1553Mit dem vorliegenden Bericht der Landesregierung bekommen wir einen guten Einblick über dieEntwicklung und die Situation der Fischerei in Schleswig-Holstein. Er macht deutlich, wievielschichtig die Probleme der Fischerei in Schleswig-Holstein, aber auch in Europa sind.Wir müssen erkennen, dass ein großer Teil der im Bericht angesprochenen Problembereiche ineiner verfehlten europäischen Fischereipolitik gründen. Und dabei wird deutlich, dass wir dasProblem in Schleswig-Holstein allein nicht lösen können, da die maßgeblichen Gesetze undVorgaben aus Brüssel kommen. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht neu. Bereits in früherenDebatten wurde deutlich, dass die formulierten Ziele zur Nachhaltigkeit, der rentablen Nutzungder Fischereiressourcen und Flottenpolitik wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben.Der Bericht spricht hier eine deutliche Sprache. Nicht ausreichende Kontrollen und fehlendeSanktionen in einzelnen Mitgliedstaaten haben dazu geführt, dass die EU immer mehr undkompliziertere Regeln aufgestellt hat. Die kaum noch überschaubare Vielzahl von EU-Regelungen ist das Ergebnis, mit dem die EU immer wieder den Versuch unternommen hat 2gegen Verstöße einzelner Mitgliedstaaten anzugehen. Dort wurde ein Bürokratiemonsteraufgebaut, das nicht nur seinen Zweck nicht erfüllt, sondern den Kontrollaufwand ständigerhöht und die ordnungsgemäße Fischerei immer stärker einschränkt.Aber bei aller Kritik sollten wir uns auch vor Augen halten, was wäre, wenn wir keine europäischeFischereistrategie hätten. Das Resultat wäre Raubbau in den Meeren, der unkontrolliert undungehemmt vonstatten geht. Dies will natürlich auch keiner.Es ist daher notwendig, dass die EU handelt und endlich dort einschreitet, wo es Verstöße gegendas Fischereirecht gibt. Die unterschiedliche Umsetzung des Fischereirechts in einigenMitgliedstaaten führt nicht nur zu einer Ungleichbehandlung und Wettbewerbsverzerrung, siemissachtet jeglichen Gedanken der Nachhaltigkeit. Und dann ist es unseren Fischern nicht mehrvermittelbar, dass sie sich an Gesetze und Richtlinien halten müssen, wenn der Umgang mit demeuropäischen Fischereirecht in einigen Mitgliedstaaten mehr als lax gehandhabt wird.Um die bestehenden Vorschriften besser einhalten zu können, hat die EU eine neueKontrollstelle und Strategie entwickelt. Dafür hat sie eigens eine Fischereiaufsichtsagenturerrichtet, die vor einem Jahr ihre Arbeit aufgenommen hat. So soll für eine bessere Koordinationder Fischereiaufsicht in den Mitgliedstaaten gesorgt werden. Dabei bedient sich die Agenturauch des Kontrollpersonals und der Kontrollfahrzeuge der Mitgliedstaaten selbst und setzt sieauch außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs ein. Inwieweit die Agentur und die Mitgliedstaatenerfolgreich sein werden, hängt nun maßgeblich davon ab, inwieweit die Personalstärke und -strukturen an die erhöhten Anforderungen angepasst werden. Der Bericht macht hierbeideutlich, dass erste Prüfungen der EU ergeben haben, dass Schleswig-Holstein seineHausaufgaben gemacht hat. Dies ist erfreulich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wirunbedingt im Focus der Fischereiaufsichtsbehörde gestanden haben.Ein erster Erfolg der Agentur dürfte das von der EU-Kommission verhängte Dorschfangverbot fürPolen sein. Es bleibt aber abzuwarten, wie umfangreich die von der EU verhängten Sanktionen 3sein werden. Polen hat sich genauso an die Fangbestimmungen zu halten wie alle anderenMitgliedstaaten auch. Dies ist eine logische Konsequenz, die man dort vielleicht erst lernen muss.Bei der Ostseefischerei darf aber nicht übersehen werden, dass Russland auch zu denOstseeanrainerstaaten gehört, dass es dort aber keine EU-Regelungen zu Fangquoten gibt. Diesist ein dringliches Problem, dass es unbedingt zu lösen gilt. Denn nur wenn alleOstseeanrainerstaaten an einem Strang ziehen können sich die Fischbestände dort erholen.Abschließend möchte ich hervorheben, dass wir den Schritt der norddeutschen Küstenländer,sich zu einer fischereipolitischen Allianz zusammenzuschließen begrüßen, um somit gestärktgegenüber Berlin und insbesondere Brüssel auftreten zu können. Dies ist eine logischeKonsequenz, wenn man sich dort Gehör verschaffen will. Es bleibt nun abzuwarten, inwieweitdas von den norddeutschen Küstenländern ausgearbeitete 9-Punkteprogramm Zustimmungfindet, damit künftig die Belange der Norddeutschen Küstenländer besser berücksichtigt werden.Aber es wird in jedem Fall darauf ankommen, dass alle EU-Mitgliedstaaten die Regeln, die auchihre eigenen Regierungen mit aufgestellt haben, auch einhalten und dass wir es schaffen hierRussland mit ins Boot zu holen. Für den zweiten Punkt sollten wir überlegen, ob unsereBeziehungen in die Region Kaliningrad und die Ostseezusammenarbeit auf den verschiedenenEbenen hier genutzt werden können.