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14.09.07 , 10:19 Uhr
SPD

Siegrid Tenor-Alschausky zu TOP 43: Hervorragende Grundlage für unsere künftige Kinder- und Jugendpolitik

Presseinformation der SPD-Landtagsfraktion

Kiel, 14.09.2007 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 43 - Kinder- und Jugendgesundheitsbericht (Drucksache 16/1517)

Siegrid Tenor-Alschausky:

Hervorragende Grundlage für unsere künftige Kinder- und Jugendpolitik

Das Robert-Koch-Institut hat uns im Rahmen des Kinder- und Jugendgesundheitsbe- richtes Daten, Fakten und Bewertungen zur Verfügung gestellt, die wir in fünf Minuten nicht ausführlich erörtern können.

Das gute Ergebnis zu Beginn: Der größte Teil der Kinder und Jugendlichen wächst bei uns gesund und unbelastet auf. Natürlich ist auch bei uns der Umgang mit Alkohol und Tabak, das Ernährungsverhalten und der Konsum illegaler Drogen ein Thema. Damit haben wir uns ja auch in der Vergangenheit wiederholt in Plenardebatten beschäftigt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigen die vermuteten Einschätzungen und wir sollten uns mit den Auswirkungen von Präventionsangeboten, aber auch dem Nichtrau- cherschutzgesetz natürlich weiterhin beschäftigen.

Ich möchte jetzt die Ergebnisse zum Thema „Früherkennungsuntersuchungen“ be- werten. Das Ziel, dass alle Kinder an den Untersuchungen teilnehmen, haben wir noch nicht erreicht. Die Teilnahme sinkt bei Kindern aus Familien mit niedrigem Sozialstatus kontinuierlich. Sie nehmen die U 8 nur noch zu 86%, die U 9 zu 77% in Anspruch, und Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund nehmen nur zu 40% an allen Terminen teil, 9% von ihnen haben sogar an keiner Früherkennungsuntersuchung ab der U 3 teil-



Herausgeber: Landeshaus SPD-Landtagsfraktion Postfach 7121, 24171 Kiel Verantwortlich: Tel: 0431/ 988-1305/1307 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Petra Bräutigam Fax: 0431/ 988-1308 Internet: www.spd.ltsh.de -2-



genommen. Wir haben im Entwurf eines Kinderschutzgesetzes Vorschläge gemacht, um zu einer höheren Teilnahmequote zu gelangen.

Bei den Einschulungsuntersuchungen 2004 wurde festgestellt, dass 8 von 100 Kin- dern bereits Unfälle erlitten hatten, vor allem zu Hause oder in der näheren Umgebung. Die Schul- und Schulwegeunfälle lagen 2005 in Schleswig-Holstein deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Programme zur Unfallprävention und zum Schutz beim Sport und Fahrradfahren sollten wir überprüfen und gegebenenfalls ausweiten.

Zwar liegt die Rate für Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen um 3 % unter dem Bundesdurchschnitt; auffällig sind allerdings die erhöhten Neuerkrankungsra- ten für kindliche Leukämien in der Region Elbmarsch/Geesthacht. Trotz vielfältiger Un- tersuchungen konnte die Ursache für dieses Cluster noch nicht gefunden werden. Es bedarf weiterhin aller Anstrengungen, hier Ursachen zu finden.

Betroffen gemacht haben mich die Aussagen zu Schmerzen. 76% der Befragten gaben an, in den letzten 3 Monaten unter Schmerzen, besonders Kopfschmerzen, gelitten zu haben. Das müssen wir gemeinsam mit Ärzten erörtern, denn der Griff zur Schmerztab- lette schon bei jungen Menschen muss Ausnahme bleiben.

Der Bericht setzt sich erfreulicherweise auch mit der Selbsteinschätzung der Betroffe- nen zu ihrem körperlichen und emotionalen Wohlbefinden auseinander. Der über- wiegende Teil der Kinder und Jugendlichen beantwortete die Fragen nach dem körper- lichen Wohlbefinden eher positiv, etwa die Hälfte der Befragten gab an, in der letzten Woche über viel Kraft und Ausdauer verfügt zu haben, jeder fünfte der 11- bis 18jährigen hatte aber selten oder nie viel Kraft und Ausdauer. Jungen berichten häufiger über körperliches Wohlbefinden als Mädchen, ältere Kinder und Jugendliche machen weniger positive Angaben als jüngere. -3-



Auch die Fragen nach dem emotionalen Wohlbefinden wurden von der Mehrheit der Befragten positiv bewertet. Aber: 5,7% berichteten, manchmal, oft oder immer Angst gehabt zu haben, 8,5% gaben an, sich manchmal, oft oder gar immer allein gefühlt zu haben. 17,2% der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, für den Befragungszeit- raum selten, nie oder nur manchmal gelacht oder Spaß gehabt zu haben. Ein Ergebnis, das uns alle, aber auch die Familien, Freunde, Mitschüler und Lehrkräfte nachdenklich stimmen sollte.

Der Bericht geht auch auf gruppenspezifische Präventionsmaßnahmen ein. Gerade weil, wie schon erwähnt, der Zugang von Menschen mit Migrationshintergrund zu be- stimmten Angeboten auf Schwierigkeiten stößt, ist es umso wichtiger, die Zugangs- schwelle für sie dadurch abzusenken, dass sie z.B. von Migrantinnen und Migranten als „interkulturellen Gesundheitslotsen“ angesprochen werden können.

Ebenso möchte ich das Programm zur Gewaltprävention hervorheben. Ein Teil des seelischen Leidens von Kindern und Jugendlichen hat seinen Hintergrund nicht in erster Linie in der Familie, sondern darin, dass sie in der Schule ausgegrenzt und gemobbt werden. Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass körperliche Misshandlun- gen auch schwere seelische Schädigungen zur Folge haben.

Mein Fazit: Der Kinder- und Jugendgesundheitsbericht ist eine hervorragende Grundla- ge für unsere künftige Kinder- und Jugendpolitik. Vielen Kindern und Jugendlichen – aber eben leider nicht allen - geht es gut in Schleswig-Holstein, wir haben auf dem Weg zu einer kinder- und jugendfreundlichen Gesellschaft schon manches erreicht, dürfen aber mit unseren Anstrengungen nicht nachlassen. Insbesondere die Kinder und Ju- gendlichen, deren Eltern nicht oder nur eingeschränkt für ein gesundes Aufwachsen sorgen können, bedürfen unserer Aufmerksamkeit und Unterstützung. -4-



Ich bitte um Überweisung in den Sozialausschuss, mitberatend in den Innen- und Rechtsausschuss sowie in den Bildungsausschuss.

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