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Lars Harms zu TOP 40 - Situation älterer Menschen mit Behinderung
Presseinformation Kiel, den 14.09.2007 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 40 Situation älterer Menschen mit Behinderung in Schleswig- Holstein Drs. 16/1461Anders als sonst üblich in den Berichten der Sozialministerin werden im vorliegenden Berichtnicht die Institutionen aufgelistet und deren Anpassung an wahrscheinliche Bedarfehochgerechnet, sondern es werden gezielt die Menschen, um die es geht, nach ihren Wünschenund Bedürfnissen befragt. Der SSW begrüßt ausdrücklich diese Vorgehensweise, die einehervorragende Grundlage für Entscheidungen des Landtages sind.Die Menschen mit Behinderung wissen am besten, wie sie ihren Lebensabend verbringen wollen.Die Antworten zeigen, dass sich zwar Einige nur wenig Gedanken machen, aber Andere habendurchaus feste Vorstellungen darüber, wie sie leben wollen, wenn sie zu einem späterenZeitpunkt ihres Lebens nicht mehr täglich in die Werkstatt kommen. Mich würde aber dennochinteressieren, wer die Befragung durchgeführt hat. Das können wir aber im Ausschuss klären.Es ist der Sozialministerin ausdrücklich hoch anzurechnen, dass sie mit diesem Bericht invorbildlicher Weise zeigt, dass Menschen mit seelischer oder geistiger Behinderung durchausauskunftsfähig in eigener Sache sind. Es bedarf also keineswegs der sicherlich gut gemeinten 2Interpretationen über Sozialarbeiter oder Pädagogen, die sich nicht immer von ihrerprofessionellen Sichtweise lösen können. Direkte Befragungen sind allemal besser als indirekteVermutungen. Der SSW freut sich auf weitere Berichte in ähnlicher Qualität, wenn es inabsehbarer Zukunft um die Situation von Familien oder beispielsweise von Pflegebedürftigengehen wird. Nicht die Klienten müssen sich an die Bedürfnisse der Organisationen anpassen,sondern diese an ihre Klienten.Die Vorschläge zur Altersgestaltung der Menschen mit geistiger oder seelischer Behinderungbetreffen überwiegend die Innenorganisation der Werkstätten, Wohnheime und Wohngruppen.Dabei legt der Bericht den Finger in die Wunde: Information und Beratung zu allen Lebens-bereichen im Alter müssen teilweise von den Profis in den Einrichtungen erst neu in ihrenWerkzeugkasten aufgenommen werden, weil die Zahl der Menschen mit Behinderung, die dieAltersgrenze erreicht, noch gering ist. Das wird sich sehr bald ändern. Darum müssen die Wünschenach altersgemischten bzw. altersheterogenen Gruppen und einem begleitendem Tages-programm möglichst bald in den Einrichtungen angesprochen und umgesetzt werden.Angehörige und Freunde müssen in den Übergangsprozess eingebunden werden. Das allesbedeutet eine Mehrbelastung des Personals, das dafür entsprechend qualifiziert werden muss.Das Demenzrisiko der Menschen mit geistiger Behinderung ist ein weiterer handfester Faktor, derbislang in der Behindertenarbeit vernachlässigt wurde. Das muss sich schleunigst ändern.Politisch relevant ist die Bildung von Regionalbeiräten zwischen Leistungserbringern undLeistungsträgern auf der einen Seite und den Behindertenverbänden auf der anderen Seite. DieseBeiräte können die finanziellen Voraussetzungen schaffen, damit die Wünsche der Menschen mitBehinderung bezüglich der Gestaltung ihres Lebensabends möglichst umgehend umgesetztwerden. Da wir derzeit die Form und Kompetenz der schleswig-holsteinischen Landkreise nochnicht kennen, empfiehlt es sich, die Berufung der Beiräte auf die Zeit nach der Kreisreform zuverschieben. Das bedeutet aber keineswegs, dass damit die Gründung der Beiräte auf den SanktNimmerleinstag verschoben werden darf. Wer es ernst meint mit der Teilhabe von Menschen mitBehinderung, muss auch die entsprechenden Begleitstrukturen schaffen.