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14.09.07 , 11:37 Uhr
SSW

Lars Harms zu TOP 40 - Situation älterer Menschen mit Behinderung

Presseinformation Kiel, den 14.09.2007 Es gilt das gesprochene Wort



Lars Harms
TOP 40 Situation älterer Menschen mit Behinderung in Schleswig- Holstein Drs. 16/1461

Anders als sonst üblich in den Berichten der Sozialministerin werden im vorliegenden Bericht
nicht die Institutionen aufgelistet und deren Anpassung an wahrscheinliche Bedarfe
hochgerechnet, sondern es werden gezielt die Menschen, um die es geht, nach ihren Wünschen
und Bedürfnissen befragt. Der SSW begrüßt ausdrücklich diese Vorgehensweise, die eine
hervorragende Grundlage für Entscheidungen des Landtages sind.


Die Menschen mit Behinderung wissen am besten, wie sie ihren Lebensabend verbringen wollen.
Die Antworten zeigen, dass sich zwar Einige nur wenig Gedanken machen, aber Andere haben
durchaus feste Vorstellungen darüber, wie sie leben wollen, wenn sie zu einem späteren
Zeitpunkt ihres Lebens nicht mehr täglich in die Werkstatt kommen. Mich würde aber dennoch
interessieren, wer die Befragung durchgeführt hat. Das können wir aber im Ausschuss klären.


Es ist der Sozialministerin ausdrücklich hoch anzurechnen, dass sie mit diesem Bericht in
vorbildlicher Weise zeigt, dass Menschen mit seelischer oder geistiger Behinderung durchaus
auskunftsfähig in eigener Sache sind. Es bedarf also keineswegs der sicherlich gut gemeinten 2

Interpretationen über Sozialarbeiter oder Pädagogen, die sich nicht immer von ihrer
professionellen Sichtweise lösen können. Direkte Befragungen sind allemal besser als indirekte
Vermutungen. Der SSW freut sich auf weitere Berichte in ähnlicher Qualität, wenn es in
absehbarer Zukunft um die Situation von Familien oder beispielsweise von Pflegebedürftigen
gehen wird. Nicht die Klienten müssen sich an die Bedürfnisse der Organisationen anpassen,
sondern diese an ihre Klienten.


Die Vorschläge zur Altersgestaltung der Menschen mit geistiger oder seelischer Behinderung
betreffen überwiegend die Innenorganisation der Werkstätten, Wohnheime und Wohngruppen.
Dabei legt der Bericht den Finger in die Wunde: Information und Beratung zu allen Lebens-
bereichen im Alter müssen teilweise von den Profis in den Einrichtungen erst neu in ihren
Werkzeugkasten aufgenommen werden, weil die Zahl der Menschen mit Behinderung, die die
Altersgrenze erreicht, noch gering ist. Das wird sich sehr bald ändern. Darum müssen die Wünsche
nach altersgemischten bzw. altersheterogenen Gruppen und einem begleitendem Tages-
programm möglichst bald in den Einrichtungen angesprochen und umgesetzt werden.
Angehörige und Freunde müssen in den Übergangsprozess eingebunden werden. Das alles
bedeutet eine Mehrbelastung des Personals, das dafür entsprechend qualifiziert werden muss.
Das Demenzrisiko der Menschen mit geistiger Behinderung ist ein weiterer handfester Faktor, der
bislang in der Behindertenarbeit vernachlässigt wurde. Das muss sich schleunigst ändern.


Politisch relevant ist die Bildung von Regionalbeiräten zwischen Leistungserbringern und
Leistungsträgern auf der einen Seite und den Behindertenverbänden auf der anderen Seite. Diese
Beiräte können die finanziellen Voraussetzungen schaffen, damit die Wünsche der Menschen mit
Behinderung bezüglich der Gestaltung ihres Lebensabends möglichst umgehend umgesetzt
werden. Da wir derzeit die Form und Kompetenz der schleswig-holsteinischen Landkreise noch
nicht kennen, empfiehlt es sich, die Berufung der Beiräte auf die Zeit nach der Kreisreform zu
verschieben. Das bedeutet aber keineswegs, dass damit die Gründung der Beiräte auf den Sankt
Nimmerleinstag verschoben werden darf. Wer es ernst meint mit der Teilhabe von Menschen mit
Behinderung, muss auch die entsprechenden Begleitstrukturen schaffen.

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