Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

12.12.07 , 10:39 Uhr
SSW

Anke Spoorendonk zu TOP 24 - Genehmigungsverfahren für Regional- und Gemeinschaftsschulen

Presseinformation Kiel, den 12.12.2007 Es gilt das gesprochene Wort



Anke Spoorendonk
TOP 24 Aktueller Stand der Genehmigungsverfahren für Regional- und Gemeinschaftsschulen Drs. 16/1760
In einer Pressemitteilung des Bildungsministeriums hob die Ministerin hervor, dass der Umbau
des Schulsystems in Schleswig-Holstein zügig voran geht. „Das zeigt uns“, sagt sie wörtlich laut
Pressetext, „dass die Verantwortlichen vor Ort die neue Schullandschaft aktiv mitgestalten und
mit einer Entscheidung nicht bis 2010 warten wollen“. Das sieht auch der SSW so. Dennoch
bleiben wir dabei, dass es nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Weiterentwicklung der
Schullandschaft in Schleswig-Holstein besser wäre, wenn alle Schulen in Gemeinschaftsschulen
umgewandelt werden. – Nicht, weil Gemeinschaftsschulen per se gute Schulen sind; sie haben
aber viel bessere Möglichkeiten, es zu sein, als Schulen des gegliederten Schulsystems. Sie geben
eben den Schülerinnen und Schülern mehr individuellen Freiraum - unterstützen Stärken und
gleichen Schwächen aus. – Soll heißen: Sie können im Rahmen ihrer pädagogischen Arbeit
wesentlich schneller auf Veränderungen reagieren


Daher sage ich auch zum wiederholten Male: Mit den Schulen des dänischen Schulvereins können
wir auf funktionierende Beispiele im Land verweisen, die Wankelmutige, die sich schwer tun, zu
neuen Ufern aufzubrechen, mit ihrer lebendigen Praxis ermutigen können. Man muss eben nicht 2
nach Finnland fahren, um mitzuerleben, wie sich Schüler gegenseitig stärken und vorurteilsfrei
zusammen lernen.


Die Eltern nehmen die neuen Angebote der Gemeinschaftsschulen auf breiter Front an: 56
Anträge lagen dem Ministerium Anfang Dezember zur Genehmigung vor. Wer allerdings meint,
dass nun allerorten die neue Struktur im Handumdrehen umgesetzt wird, sieht sich aber leider
getäuscht.


Ich sehe hier zumindest zwei Probleme: Zum einen wünsche ich mir, dass das
Bildungsministerium noch stärker als bisher den Entscheidungsprozess vor Ort positiv begleitet.
Ich propagiere hier durchaus keine Friede-Freunde-Eierkuchen-Politik, weil mir bewusst ist, dass
im Bereich der Schulpolitik einstimmige, also unstrittige Entscheidungen eher die Ausnahme
bilden; dennoch wird eine große Chance vertan, wenn die Betroffenen nicht ausreichend über alle
Entscheidungen informiert werden. Ansonsten ist es kein Wunder, wenn Eltern verunsichert sind.


Das zweite Problem ist die Missachtung des Elternwillens durch die Politik vor Ort. Die Eltern
machen sich ihre Entscheidungen nicht leicht: sie wissen um die Tragweite der Entscheidung und
möchten das Beste für ihre Kinder erreichen. Wenig hilfreich waren daher die Versuche einzelner
Kreistage, den Elternwillen zu kippen, weil er angeblich nicht mit der Schulentwicklungsplanung
des Kreises zu vereinbaren sei. Als wir vor der Sommerpause den Antrag des SSW zur Umsetzung
des Schulgesetzes hier im Plenum debattierten, ging ich ausführlicher auf dieses Problem ein, weil
es zu dem Zeitpunkt ganz aktuell war. Inzwischen haben sich die Wogen in dieser Hinsicht wohl
geglättet.
Dennoch gibt es weiterhin Beispiele im Land, wo der Elternwille nicht zum Zuge kommt. So hörte
ich aus Eckernförde, das sich ein Schulbeirat mit 24 zu eins für die Fusion mit der
Nachbarschaftsschule aussprach. Die Stadt will als Schulträger trotzdem anders verfahren und die
Schule mit einer anderen Schule zusammenlegen. Da geht viel Porzellan zu Bruch, wenn 3
denjenigen, denen die Entscheidungsrechte zugesprochen werden, dann doch nicht das letzte
Wort haben.


Das Schulgesetz will erklärtermaßen gerade nicht von oben eine neue Struktur auf oktroyieren,
sondern setzt auf die Kräfte von unten. Werden entgegen dieser Vorgabe eindeutige Voten so
massiv verletzt wie in Eckernförde, folgen daraus Enttäuschung und Frust. Denn es geht beileibe
nicht nur um ein schulpolitisches Problem, sondern um eine generelle Akzeptanz eines politischen
Verfahrens. Das zeigt übrigens die begleitende Berichterstattung in den Lokalzeitungen, die die
Unzufriedenheit der Eltern widerspiegeln.


Und daher wiederhole ich gern, was ich schon in der genannten Debatte sagte: Die Eltern sind
vielerorts weiter als mancher CDU-Kommunalpolitiker sich das eingestehen mag. Dass damit
einige Honoratioren ihre Schwierigkeiten haben, finde ich sehr bedauerlich. Die Schüsse auf das
Schulgesetz müssen aufhören: die breite Akzeptanz ist da und sollte endlich auch von
selbsternannten, konservativen Strukturwächtern anerkannt werden.

Download PDF

Pressefilter

Zurücksetzen