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Anke Spoorendonk zu TOP 20 - Einsetzung einer deutsch-dänischen Medienkommission
PresseinformationKiel, den 28.02.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 2 0 Deutsch- Deutsch-dänische Mediengespräche 16/18 1873 Drs. 16/1873Als die dänische Minderheit im Herbst 2006 aus den Medien erfuhr, dass die dänischenFernsehprogramme DR1 und TV2 nach dem 15. Oktober des Jahres aus dem Kabelnetz inSchleswig-Holstein entfernt werden sollten, war dies für uns wirklich ein Stich ins Herz.Der SSW ergriff seinerzeit die Initiative, das Problem auf die politische Plattform zu heben. Eswurde hierzu im Landtag ein interfraktioneller Antrag eingereicht, der denn auchfraktionsübergreifend beschlossen wurde.Wie wir heute wissen, hatte die Initiative Erfolg. - Ein Erfolg, der insbesondere für die dänischeMinderheit von immenser Bedeutung ist. Denn die Verbreitung des dänischen Fernsehens imLandesteil Schleswig ist die kulturelle und sprachliche Verbindung nach Dänemark. Daher ist derfreie Zugang zu dänischen Rundfunkmedien unverzichtbar für den dänischen Bevölkerungsteilim Landesteil Schleswig.Durch die wirtschaftspolitische und arbeitsmarktpolitische Weiterentwicklung im Bereich dergrenzüberschreitenden Zusammenarbeit hat der freie Zugang zum dänischen Fernsehen aberauch für die Mehrheitsbevölkerung in der Region an Attraktivität gewonnen. Denn er trägt dazubei, die Sprachkenntnisse zu verbessern und die dänische Kultur den Menschen südlich der 2Grenze näher zu bringen. Nur so lässt sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wirklichvoran bringen.In der Debatte hatten wir auf ein Problem hingewiesen, das uns einholen könnte, wenn künftigvon der analogen terrestrischen Ausstrahlung umgestellt wird auf die digitaleVerbreitungstechnik DVB-T. Die Verbreitung der analogen Übertragung hat bekanntlich denVorteil, dass es einen natürlichen „spill-over“ der Programme gibt. Dadurch ist es bis jetzt ja auchmöglich, die dänischen Programme über die Landesgrenze hinaus empfangen zu können. Mit derUmstellung auf DVB-T und der Abschaltung der analogen Sender wird das dänische Fernsehennur noch im grenznahen Bereich per Antenne zu empfangen sein. Eine Abdeckung des dänischenFernsehens im gesamten Landesteil Schleswig wird es dann so nicht mehr geben. Auf diesesProblem weist auch die von der ULR bei der Universität Flensburg in Auftrag gegebenen Studievon 2006 hin.Auch die deutsche Minderheit in Dänemark befürchtet, dass sie durch die Entwicklung imMedienbereich in Zukunft Probleme bekommen könnte – auch, wenn das Land hier vorerst etwasanders liegt. Denn der freie Zugang zum deutschen Fernsehen ist dort immer noch überSatelliten-Empfang möglich. Über einen freien Zugang zu dänischen Sendern via Satellit verfügtdie dänische Minderheit leider nicht. Es ist dem SWW aber wichtig, dass wir diese Medien-Problematik in einem grenzüberschreitenden Kontext betrachten. – Wobei ich in Klammernhinzufügen möchte, dass es kein Zufall ist, dass sich auch die FUEV in diesem Jahr mit derThematik „Minderheiten und Medien“ befasst. Denn letztlich haben wir es auch mit einemeuropäischen Problem zu tun.Die Einspeisung ins Kabelnetz steht aus unserer Sicht in unmittelbarem Zusammenhang mitdem eben genannten Problem. Bisher wird im Kabelnetz verbreitet, was ortsüblich über Antennezu empfangen ist. Durch eine geografisch begrenzte Ausstrahlung des digitalen dänischenFernsehens, könnte somit auch die Einspeisung ins Kabelnetz in Gefahr geraten und denTotalausfall der dänischen Sender in weiten Bereichen des Landesteils Schleswig mit sich führen.Die Studie der Uni Flensburg macht vor dem Hintergrund der Kabelkrise deutlich, dass der Dialogmit allen Parteien im Folketing gesucht werden muss, um eine langfristige Lösung 3herbeizuführen. Und wir entnehmen nicht nur der Studie – sondern auch persönlichenGesprächen mit Abgeordneten des dänischen Folketing – das Wohlwollen auf dänischer Seitegegenüber der dänischen Minderheit. Man ist sich dort der Problemlage bewusst, jedochmangelt es an konkreten Strategien.Daher sollten – so die Studie – dringend Ziele und Umsetzungsstrategien entwickelt werden.Empfohlen wird, eine Absprache zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein auf hohemministerialem Niveau über die Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe zu treffen - mit dem Ziel,Lösungsmodelle zu entwickeln.Auch wenn dieser Lösungsansatz wünschenswert wäre, wissen wir, dass die Wirklichkeit etwasanders aussieht. Denn bevor eine deutsch-dänische Medienkommission eingerichtet werdenkann, bedarf es im Vorfeld entsprechender Gespräche zwischen den verantwortlichenRegierungen, die die Zielbestimmung definieren und eine gemeinsame Vorgehensweisefestlegen.Die Rolle Kopenhagens ist aus Sicht des SSW klar. Neben dem Land Schleswig-Holstein – indessen Verantwortungsbereich die Medienpolitik des Landes fällt – sehen wir weiterhin Berlin alsdritten politischen Partner für eine gemeinsame Medienkommission. Auch wenn dies kein Punktdes Antrages ist, sind wir der Auffassung, dass Berlin die Chance nutzen muss, die Bonn-Kopenhagener Erklärung von 1955 im Medienbereich langfristig zu sichern und im Sinne derMinderheiten weiter zu entwickeln.Hinsichtlich der im Antrag genannten Forderungen begrüßen wir ausdrücklich, dass wir esgemeinsam hinbekommen haben, einen interfraktionellen Antrag einzubringen. Das stärkt unserAnliegen und auch die Position der Landesregierung. Damit macht Schleswig-Holstein deutlich,dass Landtag und Landesregierung an einem Strang ziehen, um das Problem im Sinne derMinderheiten zu lösen.