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Anke Spoorendonk zu TOP 62 - Tragfähigkeit der Finanzen des Landes
Presseinformation Kiel, den 23.4.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 62 Tragfähigkeit der Finanzen des Landes Drs. 16/1865Sinn und Zweck dieses Berichtes ist es eine Analyse der aktuellen und zukünftigen Haushalts-situation des Landes vor dem Hintergrund der zunehmenden Alterung der Bevölkerung inSchleswig-Holstein darzustellen. Ausgangspunkt ist die jetzige Lage des Haushaltes, der mit ca. 22Milliarden Euro Verschuldung und mit Zinsausgaben von über 900 Mio. Euro bei Nettoausgabenvon knapp 8 Mrd. Euro in der Tat besorgniserregend ist. Diese finanziellen Eckdaten bedeuten,dass bedingt durch die jetzigen strukturellen Gegebenheiten des Haushaltes eine mittelfristigeKonsolidierung –also ein ausgeglichener Haushalt und ein Beginn der Rückzahlung der Kredite -trotz enormer Anstrengung seitens der Landesregierung auf absehbare Zeit nicht realistisch sind.Im Bericht stellt die Landesregierung nun dar, wie sich die finanzielle Situation des Landesentwickelt, wenn wir es in den kommenden Jahren mit einer niedrigen Geburtenrate und einersteigenden Lebenserwartung zu tun haben. Grundlage der Berechnungen der Landesregierung isthier ein Bericht des Bundesfinanzministeriums zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen ausdem Jahre 2005. 2Die Mitarbeiter des Finanzministers haben sehr anschaulich versucht, die Daten desBundesfinanzministeriums auf Schleswig-Holstein zu übertragen. Im Mittelpunkt dieserModellrechnungen stehen dabei die so genannten Tragfähigkeitslücken 1 und 2, mit denenaufgezeigt werden soll, um wie viel die Einnahmequote erhöht werden müsste oder um wie vieldie staatlichen Ausgaben bis 2050 eingeschränkt werden müssen, wenn man von dendemographiebedingten Belastungen des Landeshaushaltes im selben Zeitraum ausgeht.Für den Landeshaushalt sind die Beamtenversorgung, die Bildungsausgaben, die Familien- undSozialhilfe sowie der kommunale Finanzausgleich betroffen, wenn es darum geht, diedemographieabhängigen Landesausgaben zu definieren. Dies gilt insbesondere für dieBeamtenversorgung, wo der dramatische Anstieg der Versorgungsberechtigten von 2006 zueinem Kostenanstieg mit ca. 800 Mio. Euro auf über 2 Milliarden Euro in 2050 führen wird.Das gleiche gilt auch für die Gesundheitskosten, die durch die Alterung der Gesellschaftvermutlich stark ansteigen und sich im Beamtenbereich durch den Anstieg der Beihilfekosten aufden Landeshaushalt in diesem Bereich auswirken werden.Die Maßnahmen, die bisher zur Vorsorge in diesem Bereich getroffen worden sind - z.B. mit derVersorgungsrücklage - werden diesem Kostenanstieg überhaupt nicht gerecht. Aus heutiger Sichtmüssen wir uns daher alle die Frage stellen, ob die Verbeamtung der Lehrkräfte vor einigenJahren, die zwar kurzfristig den Haushalt entlastet hat, wirklich eine so gute Idee war. Denn dasdicke Ende kommt in einigen Jahren, und man fragt sich schon, wie der Landeshaushalt diesenBrocken der Beamtenversorgung bewältigen soll.Im Bildungsbereich kann der Rückgang der Schülerzahlen –trotz eines erwartenden Anstieges derStudierendenzahlen bei den Hochschulen – in Zukunft etwas zur Entlastung der Landeshaushaltebeitragen. Bei den Kosten für Familien, Sozialhilfe und für den kommunalen Finanzausgleich wirdes entscheidend auf eine weitere positive wirtschaftliche Entwicklung ankommen. Hier kann 3davon ausgegangen werden, dass sich der zukünftige Mangel an Arbeitskräften und damit derprognostizierte Rückgang der Arbeitslosigkeit positiv auf diese Kosten auswirken wird.Nach den verschiedenen Modellberechungen des Landesfinanzministeriums werden aberinsgesamt durch die demographische Entwicklung bis 2050 zusätzliche Belastungen auf denLandeshaushalt zu kommen. Je nach Schätzungen liegen die Tragfähigkeitslücken 1 und 2 desLandeshaushaltes bis 2050 bei 1,18% und 1,85%. Dies würde bedeuten, dass dieAusgabensteigerung des Haushaltes jährlich zwischen 1,18% und 1,85% vermindert werden odereben die Einnahmesteigerung in der gleichen Höhe jährlich verbessert werden müsste. Bei derTragfähigkeitslücke 1 geht man nur von einer Stabilisierung des Schuldesstandes aus, währendman bei der Tragfähigkeitlücke 2 sogar von einer Nullverschuldung in 2050 ausgeht.Was sagen uns nun aber diese Zahlen? Erst einmal ist aus unserer Sicht Skepsis angebracht, weildiese Prognosen auf ganz vielen verschiedenen Voraussetzungen beruhen, die sogar über 40Jahre in die Zukunft fortgeschrieben werden. Bei allem Respekt vor den tüchtigenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wäre es ja nicht das erste Mal, dass sich solche Prognosen alsein Irrtum erweisen. Man denke nur an die Fehlquote der Wirtschaftswissenschaften, wenn esdarum geht, so etwas relativ Einfaches wie das Wirtschaftswachstum für das nächste Jahrvorauszusagen.Dennoch geben uns einige der Daten und Modellberechnungen schon heute Hinweise auf dieAusgabenblöcke, auf die sich die Finanzpolitik in den nächsten Jahren konzentrieren sollte. Undnatürlich zeigen uns diese Berechnungen auch, dass die Aufgabe der Finanzpolitiker in Schleswig-Holstein bei allen Konsolidierungsbemühungen auch in nächster Zukunft nicht einfacher werdenwird. Aber dies, da bin ich sicher, war auch die Absicht des Finanzministers bei der Vorlage diesesBerichtes.