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Anke Spoorendonk zu TOP 42 - Verfassungsschutzbericht 2007
PresseinformationKiel, den 30.05.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 42 Verfassungsschutzbericht 2007 Drs. 16/1997Der Bericht macht einmal mehr deutlich, dass rechtsextremes Denken längst keine bloßeAngelegenheit pöbelnder Skinheads ist, es hat sich vielmehr am rechten Rand des politischenSpektrums festgesetzt. Die NPD hat sich bundesweit zur mitgliederstärkstenrechtsextremistischen Organisation entwickelt. Es ist daher auch nicht wirklich beruhigend, dasses der NPD nicht gelungen ist, sich in Schleswig-Holstein nennenswert zu verbreiten.Im Vorfeld der Kommunalwahl konnten wir wieder einmal erleben, womit wir es bei der NPDund ihren Schergen zu tun haben. Bei der Anreise zu einem NPD-Aufmarsch in Hamburg, habenNeonazis einen Regionalzug besetzt und ausländerfeindliche und menschenverachtendeHetzparolen skandiert. Damit ist wieder einmal das Konzept der NPD aufgegangen, mitderartigen Maßnahmen öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen, um in die Presse zu kommen.Fünf Tage nach der Kommunal- und Kreistagswahl in Schleswig-Holstein, müssen wir feststellen,dass die NPD in zwei Parlamenten eingezogen ist. Angetreten waren sie mit 102 Kandidaten indrei Landkreisen und in der Landeshauptstadt. Es reichte für ein Mandat im Lauenburger Kreistag 2und für einen Sitz in der Kieler Ratsversammlung. Dieses Ergebnis ist schlimm genug und darfuns nicht ruhen lassen.Angesichts der Tatsache, dass die Wahlbeteiligung einen neuen Tiefststand erreicht hat, ist eszwar beruhigend, dass der Wähler in den anderen beiden Kreisen nicht auf die Rattenfänger vonder NPD herein gefallen ist. Es bedeutet aber auch, dass wir weiterhin die demokratische undpolitische Auseinandersetzung mit den Nazis aufnehmen müssen. Insbesondere dort, wo sie indie Kommunalparlamente einziehen konnte, ist es Aufgabe aller demokratischen Parteien, dieNPD mit demokratischen Mitteln zu bekämpfen und sie zu entlarven. Wir müssen es auf unsereAgenda setzen, dem extremistischen Gedankengut die Stirn zu bieten, um ihm somit keineHoheitsrechte über den Stammtischen zu geben.Wie man damit umgehen kann, hat dieses Haus ja schon einmal bewiesen, als dieRechtsextremisten 1992 bis 1996 im Landtag vertreten waren. Damals haben sich dieDemokraten geschlossen gegen die rechtspopulistische Propaganda gewehrt, indem jeweils nurein Sprecher der anderen Parteien inhaltlich auf die abstrusen Initiativen der DVU, der DLVH undder übrigen Einzeltäter reagiert hat. An dieser Gemeinschaft der Demokraten können sich dieKolleginnen und Kollegen in den betroffenen Kommunalparlamenten ein Beispiel nehmen.Ein NPD-Verbot ist aus Sicht des SSW nicht das geeignete Mittel, um Rechtsextremismusnachhaltig zu bekämpfen. Mit einem Parteiverbot gelangen wir nicht in die Köpfe der Nazis undihrer Mitläufer. Damit wird das Problem verlagert aber nicht gelöst. Die demokratischen Kräftemüssen sich viel stärker mit den Themen befassen und sich damit inhaltlich auseinandersetzen,mit denen die Rechtsradikalen auf Stimmenfang gehen. Nur so können wir sie als das entlarven,was sie sind: Finstere Gestalten, die die Sorgen der Menschen für ihre Zweckeinstrumentalisieren. Die Herausforderung aller demokratischen Parteien ist daher, ihnen diesenNährboden zu entziehen. 3Es bleibt weiterhin Aufgabe aller demokratischen Parteien, sich mit jeglichem extremistischenGedankengut auseinanderzusetzen. Hierzu gehören natürlich auch der im Bericht genannte„Linksextremismus“ und die „extremistischen Bestrebungen von Ausländern“.Die linksextremistische Szene hat sich laut Bericht in den letzten Jahren überwiegend mit derPlanung und Organisation von Protesten zum G8 Gipfel in Heiligendamm beschäftigt. DasErgebnis des G8-Gipfels ist auch für die linke Szene im Nachhinein ernüchternd anzusehen. DieBemühungen neue Bündnisse aus gewaltbereiten und friedlichen Demonstranten zu schmieden,um nachhaltig eine einheitliche Protestfront aufzubauen, sind kläglich gescheitert. Aus diesemGrund sind die Demos gegen den G8-Gipfel nicht als Front gewaltbereiter Linker anzusehen.Gleichwohl sind die gewalttätigen Aktionen der linksextremistischen Szene nicht hinnehmbar.Der Bericht unterscheidet die „Extremistischen Bestrebungen von Ausländern“ in zweiKategorien; den Islamistischen und den nicht islamistisch motivierten Ausländerextremismus.Festzustellen bleibt, dass in Schleswig-Holstein keine islamistisch-terroristischen Strukturenerkennbar sind. Angesichts der Erfahrungen die wir mit islamistischen Terroristen bishergemacht haben, wissen wir, dass diese sich extrem unauffällig verhalten. Es macht aber auchdeutlich, dass die verschärften Polizeigesetze bisher keinen Erfolg verzeichnen bei derTerrorismusbekämpfung.Unsere Bestrebungen müssen darauf ausgerichtet sein, die ausländischen Mitbürger besser zuintegrieren. Wir müssen sie in unsere Gesellschaft mit einbinden – ohne sie zur Assimilation zuzwingen.