Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

10.09.08 , 17:46 Uhr
B 90/Grüne

Detlef Matthiessen zum Ökostrom für Landesliegenschaften

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort Claudia Jacob Landeshaus TOP 10 – Ökostrombeschaffung Landesliegenschaf- Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel ten Telefon: 0431 / 988-1503 Fax: 0431 / 988-1501 Dazu sagt der energiepolitiche Sprecher Mobil: 0172 / 541 83 53 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen: E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Detlef Matthiessen Internet: www.sh.gruene-fraktion.de


Nr. 328.08 / 10.09.2008

100 Prozent Ökostrom für unsere Landesliegenschaften
Mit diesem Antrag wollen wir erreichen, dass die Landesverwaltung in der Frage der E- nergieversorgung ein klares Signal an die Öffentlichkeit gibt und ihre Vorbildfunktion un- terstreicht. Das Signal lautet: ja, wir nehmen den Klimaschutz ernst und deshalb wollen wir unsere Liegenschaften nur noch mit zertifiziertem Ökostrom versorgen.
Die Nutzung von Ökostrom soll dabei keine reine Symbolleistung sein, sondern wir wol- len, dass mit dieser zusätzlichen Nachfrage auch neue Anlagen für Strom aus Erneuer- baren Energien entstehen. Ansonsten haben wir ja Dank der rot-grünen Bundesregie- rung das überaus erfolgreiche EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz), das sicherstellt, dass erneuerbarer Strom vorrangig in die Stromnetze eingespeist wird. Damit konnte er- reicht werden, dass bundesweit durchschnittlich mehr als 16 Prozent des Stroms inzwi- schen aus EEG-Strom besteht. Ein tolles Ergebnis, das jeden Monat weiter verbessert wird.
Erst recht wenn die Chancen der Windenergie intensiv genutzt werden. Also Ausbau der Onshore-Erzeugung durch Repowering auf vorhandenen Standorten und der Ausbau der Offshore-Erzeugung auf dem Meer, um die dort herrschenden höheren Windgeschwin- digkeiten zu nutzen. Im letzen Jahr, 2007, konnten die Erneuerbaren Energien schon 40 Prozent des in Schleswig-Holstein verbrauchten Stroms abdecken, eine neue Rekord- marke.
Ökostrom ist definiert als Strom aus 100 Prozent Erneuerbarer Energien wie Wasser- kraft, Wind, Sonne, Erdwärme oder Biomasse/Biogas. Und das muss sauber nachgewie- sen werden, um ein anerkanntes Zertifikat dafür zu erhalten. Die Energiebilanzen müs- sen regelmäßig überprüft werden, durch den TÜV und durch das OK-Power-Label, initi- iert durch das Öko-Institut gemeinsam mit dem WWF und der Verbraucherzentrale NRW.
1/2 Was macht ein Anbieter von zertifiziertem Ökostrom? Der Stromanbieter erzeugt selbst Strom aus Erneuerbaren Energien oder kauft diesen Strom von einem Erzeuger und verkauft ihn weiter an die KundIn. Entscheidend ist der Nachweis, dass die in einer Ausschreibung geforderten An- gaben und Erklärungen geliefert werden. Also die zur Stromlieferung genutzten Erzeugungsanla- gen sind genau zu benennen, die physikalische Verbindung der Energiequellen mit dem Netz der Landesliegenschaften muss gegeben sein und es muss eine Erklärung zum Ausschluss der Doppelvermarktung der Öko-Stromlieferung bzw. des Umweltnutzens abgegeben werden.
Es wird nun die Frage kommen, wie viel teurer wird denn dieser Luxus der Ökostromnutzung ge- genüber der Lieferung von konventionellem Strom aus Kohlekraft- oder Atomkraftwerken oder dem durchschnittlichen Strommix im deutschen Stromnetz? Das kann niemand beantworten, denn wir kennen ja das Ergebnis der Ausschreibung nicht.
Wir wissen nicht, welche Ökostromanbieter sich bewerben werden und wir wissen auch nicht, was einem Anbieter ein neuer Markteintritt wert ist, die Stromlieferung für die gesamten Liegen- schaften eines Bundeslandes zu übernehmen. Selbst wenn wir unterstellen, dass die Kilowatt- stunde vielleicht einen Cent teurer wird, muss das nicht real so kommen.
Ich nenne als Beispiel die Landeshauptstadt Kiel, wo die Grüne Ratsfraktion seit mehr als fünf Jahren in der Mehrheitsposition ist. Nach der Kündigung aller Stromlieferverträge mit der Lan- deshauptstadt Kiel durch die Stadtwerke hat die Stadtverwaltung die Stromlieferung in mehreren Losen europaweit ausgeschrieben. Und siehe da, bei der Ausschreibung des Stroms für die ge- samte Straßenbeleuchtung hatte der Ökostromanbieter Lichtblick – die Zukunft der Energie GmbH & Co.KG die Nase vorn gegenüber dem Angebot der Stadtwerke. Das kann ich so berich- ten, da diese Fakten durch die Kieler Stadtverwaltung veröffentlicht worden sind. Nicht veröffent- licht wurden die jeweiligen Angebotspreise. Es ging dabei nicht um Peanuts, sondern um ein Vo- lumen von 8,3 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Im Juni 2008 gab es eine aufgeregte Diskussion um Lichtblick, die Firma hatte mitgeteilt, dass die Nachfrageprognosen nicht auf die Minute oder die Kommastelle den tatsächlichen Bedarf nach Ökostrom abbilden können. Deshalb würden im Jahresdurchschnitt überschüssige oder fehlende Strommengen in Höhe von 0,5 Prozent des Lieferumfangs an der Strombörse verkauft oder angekauft. Inzwischen hat Lichtblick zugesichert, dass sie 101 Prozent Ökostrom herstellen und beschaffen um immer die 100 Prozent Nachfrage abdecken zu können. Andere renommierte Ökostromanbieter wie Naturstrom und GREENPEACE Energy hatten damals versichert, dass sie niemals fehlende Mengen an der Leipziger Strombörse beschaffen und immer den 100 Prozent Anteil an Ökostrom garantieren. Diese Frage muss in einer Ökostromausschreibung unzweideu- tig definiert werden.
Neben den genannten Anbietern gibt es aber noch viele andere Anbieter, wie auch Stadtwerke in Schleswig-Holstein. Was aber ausgeschlossen werden muss ist ein Angebot mit sogenannten RECS-Zertifikaten. Hierbei wird der Strom in zwei Produkte zerteilt: in den tatsächlich physisch hergestellten Strom und in einen virtuellen Strom in Form von RECS-Zertifikaten. So können die Etiketten vertauscht werden. Schmutziger Strom wird auf wunderbare Weise zum Ökostrom um- deklariert. Das muss ausgeschlossen werden. Wir wollen 100 Prozent Ökostrom für unsere Lie- genschaften, davon möglichst viel aus neuen Erzeugungs-Anlagen.
***

Download PDF

Pressefilter

Zurücksetzen