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Anke Spoorendonk zu TOP29 - Bericht 2007 "Schleswig-Holsteinische Landesmuseen"
PresseinformationKiel, den 8.10.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 29 Bericht 2007 „Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen“ (Drs. 16/2235)Es ist schon erstaunlich, was heute alles dazu gehört, ein modernes Museum zu betreiben. Ginges vor 10 oder 20 Jahren noch um eine ansprechende, zeitgemäße Aufmachung vonAusstellungen, so muss heute schon ein spektakulärer „Zirkus“ veranstaltet werden, um genugMenschen anzuziehen, so jedenfalls könnte man den Bericht des Stiftungsrates „StiftungSchleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf“ auch lesen. Dass unsere Landesmuseen– mit sehr viel Engagement, einer äußerst dünnen Personaldecke und sehr viel Kreativität infinanzieller Hinsicht – hier mithalten wollen und können, zeigt der vorliegende Bericht aber auch.Dafür sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landesmuseen zu großem Dankverpflichtet.Ich möchte nicht wiederholen, was alles getan wird, um die Menschen für die Geschichte, fürKultur und Kunst in unseren Museen zu begeistern. Das kann man im Bericht nachlesen. Ichmöchte heute aber gern die Gelegenheit nutzen, um eine kleine Mahnung auszusprechen. Denn 2trotz aller Überlegungen in Richtung Wirtschaftlichkeit und touristischer Nutzung darf nichtvergessen werden, wozu wir die Museen haben. Die Landesmuseen sind vor allem das kollektiveGedächtnis der Gesellschaft in Schleswig-Holstein. Dazu sind sie da, und deshalb sollte dieVielschichtigkeit der Kulturen in unserem Land und der kulturellen Einflüsse auf das Land immernoch das vorrangige Koordinatensystem der Museumspolitik im Lande sein. Vor diesemHintergrund kann es einen aber schon bedenklich stimmen, dass viele der „Highlights“ dervergangenen Jahre nur einen geringen Bezug zum Land aufwiesen. Dies gilt nicht so sehr für denBereich der Volkskunde und der Archäologie. Aber immer mehr Kunstausstellungen zeigtenKünstler und Sammlungen, die zu Schleswig-Holstein keine besondere Verbindung hatten. Dabeimöchte ich nicht einer kulturellen Nabelschau das Wort reden. Die Vermittlung vonüberregionaler Kunst und Kultur an die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner istauch einen Wert an sich. Nicht zuletzt als Vertreterin der dänischen Minderheit und desRegionalen möchte ich aber Bedenken äußern, dass die Besonderheiten unseres Landesangesichts einer immer überregionaleren und internationaleren Museumskultur zu stark in denHintergrund rücken könnten.Es ist eine besondere Herausforderung für das Landesmuseum, das zu pflegen, was wir inunserer Region nun einmal an künstlerischem Reichtum hervorgebracht haben – auch wenn essich in den Augen der Kunsthistoriker nicht immer mit einem Anselm Kiefer oder einem Rem-brandt messen lassen kann. Es ist schon auffällig, dass die Ausstellungen in Schleswig immerwieder aus wenigen süddeutschen Sammlungen bestückt werden, während regionale Künstlerim schönen aber provinzielleren Kloster Cismar gehängt werden.Ich möchte auch daran erinnern, dass die Kulturgeschichte dieses Landes über viele Jahrhunderteeine dänische war. Daher gehört es zu den Aufgaben des Landesmuseums, die Sammlungen indiesem Bereich zu pflegen, auszubauen und diesen Teil der Kunstgeschichte zu präsentieren. Ichhabe offen gestanden den Eindruck, dass dieser Aspekt in den vergangenen Jahren zu kurzgekommen ist. Dass die einzige Sonderausstellung der letzten Jahre aus diesem Bereich gerade 3aktuell wiederum „nur“ im Kloster Cismar stattfindet, ist für mich daher symptomatisch. Für dasLandesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte könnte eine Perspektive darin liegen, diesenBereich wieder zu verstärken. Dazu gehörte dann auch, dass nicht nur die Archäologen, sondernauch die Kunsthistoriker die Bande zu Einrichtungen und möglicherweise auch Stiftern inSkandinavien deutlich verstärken. Diese Chance muss aber aktiv gewollt, ergriffen und durchgute Beziehungspflege eröffnet werden.Gerade vor dem Hintergrund, dass die angesprochenen Bereiche der Landesmuseen gerade jenesind, die sinkende oder zumindest stagnierende Besucherzahlen zu verzeichnen haben – nämlichGottorf und Cismar –, denke ich, dass auch solche Fragen an die generelle Konzeption und dieZiele der Landesmuseen eine erneute Erwägung wert wären. Dieses ist eine große Heraus-forderung, der sich eine kommende neue Leitung auf der Schlossinsel in Schleswig stellen muss.Eine Herausforderung ganz anderer Art stellt für Stiftung die Initiative des ArchäologischenLandesmuseums zur Gründung eines Instituts für baltische und skandinavische Archäologie imRahmen der Leibnitz-Gemeinschaft dar. Der SSW begrüßt ausdrücklich, dass die Landesregierunghinter diesem Vorhaben steht. Denn fest steht aus unserer Sicht, dass sich die archäologischeForschung in Schleswig damit zu einem echten Exzellenz-Cluster entwickeln wird – was letztlichauch der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes zugute kommt.