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08.10.08 , 15:43 Uhr
SSW

Anke Spoorendonk zu TOP29 - Bericht 2007 "Schleswig-Holsteinische Landesmuseen"

Presseinformation
Kiel, den 8.10.2008 Es gilt das gesprochene Wort



Anke Spoorendonk
TOP 29 Bericht 2007 „Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen“ (Drs. 16/2235)

Es ist schon erstaunlich, was heute alles dazu gehört, ein modernes Museum zu betreiben. Ging
es vor 10 oder 20 Jahren noch um eine ansprechende, zeitgemäße Aufmachung von
Ausstellungen, so muss heute schon ein spektakulärer „Zirkus“ veranstaltet werden, um genug
Menschen anzuziehen, so jedenfalls könnte man den Bericht des Stiftungsrates „Stiftung
Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloß Gottorf“ auch lesen. Dass unsere Landesmuseen
– mit sehr viel Engagement, einer äußerst dünnen Personaldecke und sehr viel Kreativität in
finanzieller Hinsicht – hier mithalten wollen und können, zeigt der vorliegende Bericht aber auch.
Dafür sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landesmuseen zu großem Dank
verpflichtet.


Ich möchte nicht wiederholen, was alles getan wird, um die Menschen für die Geschichte, für
Kultur und Kunst in unseren Museen zu begeistern. Das kann man im Bericht nachlesen. Ich
möchte heute aber gern die Gelegenheit nutzen, um eine kleine Mahnung auszusprechen. Denn 2
trotz aller Überlegungen in Richtung Wirtschaftlichkeit und touristischer Nutzung darf nicht
vergessen werden, wozu wir die Museen haben. Die Landesmuseen sind vor allem das kollektive
Gedächtnis der Gesellschaft in Schleswig-Holstein. Dazu sind sie da, und deshalb sollte die
Vielschichtigkeit der Kulturen in unserem Land und der kulturellen Einflüsse auf das Land immer
noch das vorrangige Koordinatensystem der Museumspolitik im Lande sein. Vor diesem
Hintergrund kann es einen aber schon bedenklich stimmen, dass viele der „Highlights“ der
vergangenen Jahre nur einen geringen Bezug zum Land aufwiesen. Dies gilt nicht so sehr für den
Bereich der Volkskunde und der Archäologie. Aber immer mehr Kunstausstellungen zeigten
Künstler und Sammlungen, die zu Schleswig-Holstein keine besondere Verbindung hatten. Dabei
möchte ich nicht einer kulturellen Nabelschau das Wort reden. Die Vermittlung von
überregionaler Kunst und Kultur an die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ist
auch einen Wert an sich. Nicht zuletzt als Vertreterin der dänischen Minderheit und des
Regionalen möchte ich aber Bedenken äußern, dass die Besonderheiten unseres Landes
angesichts einer immer überregionaleren und internationaleren Museumskultur zu stark in den
Hintergrund rücken könnten.


Es ist eine besondere Herausforderung für das Landesmuseum, das zu pflegen, was wir in
unserer Region nun einmal an künstlerischem Reichtum hervorgebracht haben – auch wenn es
sich in den Augen der Kunsthistoriker nicht immer mit einem Anselm Kiefer oder einem Rem-
brandt messen lassen kann. Es ist schon auffällig, dass die Ausstellungen in Schleswig immer
wieder aus wenigen süddeutschen Sammlungen bestückt werden, während regionale Künstler
im schönen aber provinzielleren Kloster Cismar gehängt werden.


Ich möchte auch daran erinnern, dass die Kulturgeschichte dieses Landes über viele Jahrhunderte
eine dänische war. Daher gehört es zu den Aufgaben des Landesmuseums, die Sammlungen in
diesem Bereich zu pflegen, auszubauen und diesen Teil der Kunstgeschichte zu präsentieren. Ich
habe offen gestanden den Eindruck, dass dieser Aspekt in den vergangenen Jahren zu kurz
gekommen ist. Dass die einzige Sonderausstellung der letzten Jahre aus diesem Bereich gerade 3
aktuell wiederum „nur“ im Kloster Cismar stattfindet, ist für mich daher symptomatisch. Für das
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte könnte eine Perspektive darin liegen, diesen
Bereich wieder zu verstärken. Dazu gehörte dann auch, dass nicht nur die Archäologen, sondern
auch die Kunsthistoriker die Bande zu Einrichtungen und möglicherweise auch Stiftern in
Skandinavien deutlich verstärken. Diese Chance muss aber aktiv gewollt, ergriffen und durch
gute Beziehungspflege eröffnet werden.


Gerade vor dem Hintergrund, dass die angesprochenen Bereiche der Landesmuseen gerade jene
sind, die sinkende oder zumindest stagnierende Besucherzahlen zu verzeichnen haben – nämlich
Gottorf und Cismar –, denke ich, dass auch solche Fragen an die generelle Konzeption und die
Ziele der Landesmuseen eine erneute Erwägung wert wären. Dieses ist eine große Heraus-
forderung, der sich eine kommende neue Leitung auf der Schlossinsel in Schleswig stellen muss.


Eine Herausforderung ganz anderer Art stellt für Stiftung die Initiative des Archäologischen
Landesmuseums zur Gründung eines Instituts für baltische und skandinavische Archäologie im
Rahmen der Leibnitz-Gemeinschaft dar. Der SSW begrüßt ausdrücklich, dass die Landesregierung
hinter diesem Vorhaben steht. Denn fest steht aus unserer Sicht, dass sich die archäologische
Forschung in Schleswig damit zu einem echten Exzellenz-Cluster entwickeln wird – was letztlich
auch der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes zugute kommt.

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