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09.10.08 , 16:13 Uhr
B 90/Grüne

Detlef Matthiessen zur nationalen Biodiversitätsstrategie

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort! Landtagsfraktion TOP 25 – Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie Schleswig-Holstein Pressesprecherin Dazu sagt der umweltpolitische Sprecher Claudia Jacob der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Detlef Matthiessen: 24105 Kiel
Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53
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Nr. 368.08 / 09.10.2008 Biodiversitätsstrategie: Diagnose okay – Umsetzung mangelhaft
Auch wir danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ministeriums für Ihren Be- richt. Er liest sich auf den ersten Blick wie aus grüner Feder diktiert und dokumentiert in eindruckvoller Weise gleichermaßen die Gefährdung unserer Natur, als auch gute Gründe für deren Schutz. Sehr gute Gründe. Gründe, die selbst den hartgesottensten Betonkopf überzeugen müssen.
Die Ökosysteme der Erde liefern Jahr für Jahr einen ökonomischen Mehrwert von 64 Billionen Dollar. Davon könnte man rund 100 Mal den Turbokapitalismus der US- Banken vor dem Untergang retten.
Der Schutz der biologischen Vielfalt muss also nicht nur das Anliegen grüner Gutmen- schen sein, sondern er hat auch eine ganz harte ökonomische Komponente.
Und es bedarf in einigen Fällen auch mal harter Entscheidungen und Maßnahmen, um diesen Schatz, diese unendlichen Werte, vor der Zerstörung zu retten.
Die Situation der biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein ist – wie aus dem Bericht hervorgeht – mehr als besorgniserregend: Jede dritte Säugetierart, jede zweite Vogel- art, zwei Drittel aller Amphibienarten und beinahe jede zweite Gefäßpflanze ist bereits ausgestorben oder davon bedroht.
Das ist ein dramatischer Verlust, ein Aderlass den wir uns nicht länger leisten können und dürfen. Was wir jetzt brauchen, sind ganz konkrete Maßnahmen und
Seite 1 von 2 Zielvereinbarungen mit definierten Etappenzielen. Wie auch beim Klimaschutz haben wir kein Wissensproblem – wir haben ein Umsetzungsproblem!
Herr Minister, sie erwähnen eine ganze Reihe durchaus lobenswerter Maßnahmen und Projekte. Das wollen wir gar nicht kleinreden oder schmälern. Schließlich sind ja viele dieser Projekte und Schutzmaßnahmen unter grüner Leitung Ihres Hauses erst zustan- de gekommen.
Was wir aber vermissen sind konkrete und überprüfbare Programme und Aktionen und nicht nur Absichtserklärungen. So fordern wir zum Beispiel die Abkoppelung des Wirt- schaftswachstums vom Flächenverbrauch und Reduzierung des Flächenverbrauchs von derzeit zirka 120 Hektar pro Tag auf 30 Hektar pro Tag im Jahr 2020. Eine Land- schaft, die immer weiter in Stücke geschnitten wird, kann die Vielfalt der Arten nicht er- halten.
Sie schreiben das ja ganz richtig selbst in ihrem Bericht. Bis wann soll der Flächen- verbrauch und der Schwund von Arten und Ökosystemen denn gestoppt werden? Be- dauern allein hilft da leider nicht weiter!
Wir fordern die Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzrichtlinie, den Ab- schluss der Gebietsausweisungen bis 2010, die Erstellung von Managementplänen für alle Gebiete und Verbesserung des Erhaltungszustands aller Arten und Lebensraumty- pen bis 2020.
Wir fordern die Präzisierung und Ökologisierung bzw. Festlegung einer guten fachlichen Praxis in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft bis 2010 und die Schaffung eines Systems von Wäldern mit natürlicher Entwicklung auf fünf Prozent der Fläche.
Meine Damen und Herren, mein Fazit: Der Bericht analysiert die Bedrohung der biologi- schen Vielfalt und der Notwendigkeit ihres Schutzes durchaus richtig. Bei den Konse- quenzen bleibt er aber leider mutlos im Nebulösen:
Diagnose okay, Therapie mehr als mangelhaft. Schade.


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