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Anke Spooorendonk zu TOP 19 - Neuordnung der Landesbankenstruktur
Presseinformation Kiel, den 10.12.2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 19 Neuordnung der Landesbankenstruktur Drs. 16/2340Die HSH-Nordbank muss bis Ende Februar 2009 ein Sanierungskonzept vorlegen. Daswar eine der Bedingungen, die mit der Inanspruchnahme des Sonderfonds zurFinanzmarktstabilisierung verbunden waren. Und wie der Presse zu entnehmen ist, wirdderzeit kräftig an Konzepten gearbeitet.Die Bank will- war nachzulesen - 50 Mrd. Risiken auslagern, sich aufs Kerngeschäftkonzentrieren und jeden sechsten Beschäftigten feuern. Die Auslagerung vonRisikopositionen ist laut HSH Nordbank vorerst nur eine Option – entschieden ist nochgar nichts. Dennoch ist klar, dass dies für die Bank ein attraktiver Weg sein könnte, umdie Kernkapitalquote auf mindestens 8 Prozent anheben zu können.Dabei steckt der derzeitige HSH-Chef Nonnenmacher mitten im Kassensturz, den erzusammen mit der Unternehmensberatung KPMG durchführt. Die Bank weiß alsofaktisch noch gar nicht, wie hoch die finanziellen Risiken und das Potenzial für weitere 2Verluste tatsächlich sind. Niemand kann also konkret einschätzen, was da auf unszukommt.Dennoch steht die Zeit nicht still, denn schon nach der Verabschiedung desFinanzmarktstabilisierungsgesetzes stand im Raum, dass sich die Landesbanken-Landschaft in Deutschland grundlegend ändern wird. Ein Szenario heißt zum Beispiel,dass Landesbanken künftig als Zentralbank der Sparkassen umfunktioniert werdenkönnten. Dies setzt aber einen Schrumpfungsprozess voraus, der viel mehr beinhaltet alsStellen zu streichen – zumal die Landesbanken im Durchschnitt nur rund acht Prozentihres bisherigen Gewinns dadurch absichern können. Hinzu kommt die Konkurrenz derjeweiligen regionalen Sparkassen, von den Genossenschaftsbanken und privaten Bankengar nicht zu sprechen. Zum anderen werden jene Stimmen immer lauter, die für dieFusion von Landesbanken eintreten.Daher sollten wir natürlich aufhorchen, wenn derniedersächsische Ministerpräsident Wulff sich öffentlich darüber auslässt, dass er - nundoch - einer Fusion der Nord/LB mit der HSH Nordbank einiges Positives abgewinnenkönnte. Die Zentrale des neuen Instituts müsse aber Hannover sein, so Wulff. Allerdingssei Niedersachsen derzeit „in der Rolle des offenen Abwarten“, da Niedersachsen keineVorteile darin sehe, aktiv auf andere zuzugehen.Aus der Sicht der HSH Nordbank scheint dies eine Option zu sein, die – immer noch lautPresseberichten – in Gesprächen geprüft wird. Hinzu kommt die Information, dass sichdie Ministerpräsidenten kürzlich im kleinen Kreis in Berlin getroffen haben, um über dieZukunft der Landesbanken zu verhandeln.Dabei waren anscheinend auch weitere Kooperationsmodelle im Gespräch. Eine Varianteschien gewesen zu sein, dass mehrere Landesbanken unter einem Dach zusammenarbeiten, um sich an ihrem jeweiligen Standort auf ein bestimmtes Geschäftsfeld zu 3konzentrieren. Entscheidungen wurden in dieser Runde aber anscheinend nichtgetroffen.Aus Sicht des SSW ist es daher zu begrüßen, dass die FDP diesen Berichtsantrag heutehier eingebracht hat. Denn es kann nicht sein, dass landauf landab alles diskutiert wird –nur hier in Schleswig-Holstein nicht.Der erste Schritt ist allerdings eine schonungslose Offenlegung der Lage der Bank. Dazugehört die Klärung der Fragen, wie viele Verluste überhaupt eingefahren sind und wieviele faule Kredite noch in der Bilanz stecken. Bevor wir das nicht wissen, können wir dieStabilisierung der Bank nicht in die Wege leiten. Das ist ja auch der Hintergrund dafür,dass der SSW den Vorstoß der Grünen unterstützt hat, in die Protokolle desAufsichtsrates Akteneinsicht zu erhalten.Denn es geht nicht nur um Zahlen: Es gilt, die Entscheidungswege der Bank zurekonstruieren. Das hat etwas mit der Verortung von Verantwortung zu tun und ist dieGrundlage für zukünftige Entscheidungen. Wer jetzt als ersten Schritt von Fusionenspricht, macht den zweiten Schritt vor dem ersten.Das ist außerdem der falsche Schritt, weil die schleswig-holsteinischen Interessen dabeivöllig aus dem Blick geraten. Ich meine damit weder die Anteile des Landes noch die derhiesigen Sparkassen, sondern die immerhin 1.557 Beschäftigten am Standort Kiel; davonallein 47 Auszubildende.Es wird doch niemand hier im Landtag glauben, dass eine Fusion – oder ein Börsengangder HSH Nordbank - ohne kräftigen Personalabbau abgehen wird. Ich spreche hier nichtvon den offenbar bereits beschlossenen Stellenkürzungen. Nach einer Fusion mit derNord LB, oder mit einer Bank, die eher der HSH-Stuktur entspricht, also zum Beispiel mit 4der baden-württembergischen Landesbank, wird der Standort in Kiel nicht mehr zuhalten sein.Wichtige Arbeitsplätze in der Landeshauptstadt Kiel würden dann wegfallen. Das würdedauerhaft nicht nur dem Kieler Stadtsäckel entscheidend schwächen, sondern demgesamten Standort Kiel schaden. Wir sprechen hier schließlich von jedem drittenArbeitsplatz der HSH-Nordbank und damit von einer Größenordnung wie bei einemIndustrieriesen, nur mit dem Unterschied, das es sich durchgehend um hoch qualifizierteJobs handelt. Know-how und Steuereinnahmen wären für Kiel und für das LandSchleswig-Holstein für immer perdu.Also, zurück auf Anfang! Zunächst müssen wir die Frage nach der weiteren Entwicklungder Bank klären, bevor wir die Fühler in Richtung potentieller Partner ausstrecken.Schleswig-Holstein braucht eine stabile Landesbank, die sich mit der regionalenFörderung auskennt. Eine Bank, die bereit ist, in hiesiges Knowhow zu investieren, sei esin der Schifffahrt, dem Bau von Windenergietechnik oder Immobilien. Die HSH Nordbankist in ihrem Heimatmarkt fest verwurzelt und Marktführer im Firmenkundengeschäft.Die Kunden nutzen ein innovatives Produkt- und Dienstleistungsangebot der kurzenWege. Die Finanzkrise sollte diesen Sachverstand und die professionelle Beratung nichtin Misskredit bringen. Ohne HSH-Nordbank wären nämlich mehrere große Projekte inSchleswig-Holstein gar nicht umgesetzt worden. Darum schätzt der SSW die HSH-Nordbank weiterhin als wichtige Säule der Wirtschaftspolitik ein.