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Anke Spoorendonk zu TOP 41 - BKA-Gesetz im Bundesrat ablehnen!
PresseinformationKiel, den 10. Dezember 2008 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 41 Deutschland braucht kein FBI: BKA-Gesetz im Bundesrat ablehnen (Drs. 16/2053)Die Position des SSW zum BKA-Gesetz ist und bleibt klar. Das BKA-Gesetz geht in einer ganzenReihe von Bereichen darüber hinaus, was wir an Grundrechten für die Sicherheit zu opfern bereitsind. Eine ähnliche Klarheit und Standfestigkeit hätte ich mir auch von den Sozialdemokraten imLand gewünscht. Und eine Zeit lang konnte man ja auch den Eindruck gewinnen, dass die SPD inSchleswig-Holstein ihren alten liberalen Kompass wieder gefunden hatte.Als sich der Innen- und Rechtsausschuss mit dem BKA-Gesetz befasste, machte InnenministerLothar Hay erhebliche Bedenken gegen die Eingriffe des geplanten BKA-Gesetzes geltend undforderte wichtige Nachbesserungen ein. Auch Justizminister Uwe Döring hat in den Medien inbemerkenswerter Klarheit zu verstehen gegeben, dass die nähere Kenntnis dieses Gesetzes zuschlaflosen Nächten führt. Noch zu Beginn der vorletzten Woche konnte man aus den Medienden Eindruck gewinnen, Innenminister Hay sei ein scharfer Kritiker des BKA-Gesetzes. Doch seitEnde der vorletzten Woche wissen wir, dass Schleswig-Holstein nun doch dem Gesetz 2zustimmen wird. Lothar Hay hob am 28. November im Bundesrat die Hand für das BKA-Gesetz.Das es am Ende doch nicht für eine Verabschiedung reichte, lag nicht an Schleswig-Holstein.Mittlerweile haben die CDU und die SPD ja einen Kompromiss im Vermittlungsausschussausgekungelt und einige der Kritikpunkte sind entschärft worden. Klar gestellt worden ist, dassdas BKA ausschließlich bei der Gefahr durch internationalen Terrorismus automatisch zuständigist. Außerdem soll die Genehmigung und Auswertung von Online-Durchsuchungen nur unterBeteiligung eines Richters erfolgen dürfen.Was bleibt, ist aber noch schlimm genug: Das Bundeskriminalamt soll weiterhin so genannteTrojaner installieren dürfen, um über das Internet private Daten auf privaten Rechnernauszuspähen. Erst danach soll unter richterlicher Aufsicht geprüft werden, ob der Kernbereichprivater Lebensgestaltung betroffen ist, also ob zum Beispiel Tagebucheinträge, Krankenakten,private Kontodaten oder höchst private Fotos erfasst wurden. Darüber hinaus soll es bei derGefahrenabwehr weiterhin eine niedrigere Hürde für Eingriffe ins Zeugnisverweigerungsrechtgeben als bei der Strafverfolgung. Die Schweigepflicht und das Schweigerecht von Pfarrern,Ärzten und anderen Berufsgruppen soll geknackt werden. Angesichts dieses massiven Eingriffs indie Privatsphäre wird nicht zuerst bei den zu allem entschlossenen Terrorzellen die Angst vordiesem Gesetz ausbrechen, sondern bei Pfarrern, Anwälten, Journalisten und Ärzten. Sie geratenmit dem neuen Gesetz ungeschützt ins Visier der Fahnder, sobald sie nur einmal von vermeint-lich potenziellen Terroristen kontaktiert werden. Der Verhandlungsführer der SPD fürs BKA-Gesetz, der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch, hat gegenüber der Presse be-stätigt, dass eine einzige verdächtige E-Mail aus Pakistan umgehend das BKA auf dem Plan ruft.Für den SSW ist klar: Eine derartige Überwachung ist eine mindestens ebenso große Gefahr fürdie Freiheit. Die staatlichen Befugnisse sind in den letzten Jahren schon erheblich ausgeweitetworden. Statt einer zunehmend perfektionierten Überwachung der Bevölkerung stellt sich schonlängst die Frage der besseren Kontrolle und Beschränkung der Überwacher. Es ist höchste Zeitden Bürgerrechten wieder den Raum zu geben, den sie in den letzten Jahren einbüßen mussten. 3Denn nicht nur die Terroristen bedrohen unsere Freiheit; die politischen Reaktionen auf denTerror tun es mittlerweile ebenso.Die SPD hat nach ihrem späten Protest gegen das BKA-Gesetz schon wieder damit zufriedengegeben, dass sie den Richtervorbehalt durchsetzen konnte und den Rest um den liebenKoalitionsfriedens geschluckt. Dies ist nicht nur ein Pyrrhus-Sieg, wenn es um die Bürgerrechtegeht, es ist leider auch symptomatisch für diese Bundesregierung. Denn es ist schon bedenklich,dass die Große Koalition wie kaum eine andere Regierung ständig an der Grenze desGrundgesetzes spazieren geht – immer wieder mit einem Bein auf der anderen Seite. Erst gesternhat das Bundesverfassungsgericht bei der Pendlerpauschale die CDU und die SPD wieder auf dieSeite des Rechts verwiesen. Es ist vorherzusehen, dass sie beim BKA-Gesetz ebenso der Nachhilfeaus Karlsruhe bedarf um zu erkennen, dass selbst eine Große Koalition nicht allmächtig diefreiheitlichen Bürgerrechte mit Füßen treten kann. Es liegt auch in der Hand unsererLandesregierung, diese unheilige Tendenz zu brechen. Deshalb fordern wir vor allem dieSozialdemokraten in Schleswig-Holstein auf: schützen Sie die Werte des Grundgesetzes undstimmen Sie im Bundesrat gegen das BKA-Gesetz.