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18.06.09 , 12:40 Uhr
SPD

Ingrid Franzen zu TOP 27: Konkrete Angebote machen!

Presseinformation der SPD-Landtagsfraktion

Kiel, 18.06.2009 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 27, Situationen im Danfoss-Werk Flensburg (Drucksache 16/2709)

Ingrid Franzen:
Konkrete Angebote machen!
Da ich seit 1992 im SH Landtag die Stadt Flensburg vertrete, hat sich eine ganze Mappe zur Firma Danfoss entwickelt: Firmenbesuche, Gewerkschafts- und Betriebs- ratsgespräche, leider meistens aber: Entlassungen in vielen größeren (700) und klei- neren Schritten.

Die unendliche Geschichte des Danfoss Werkes Flensburg – einige Beispiele:

• Danfoss gegründet in Flensburg 1956, lange Zeit der größte Arbeitgeber in Flensburg • Jüngste Geschichte: Binnen 3 Jahren wurde die Belegschaft halbiert von 1.450 auf 700 MitarbeiterInnen. • Von Januar bis Mai 2009 wurden knapp 200 Stellen gestrichen, • Und nun sind ab 2010 durch Produktionsverlagerung nach China 450 Mitarbei- terInnen betroffen,

Meine persönliche Wertung dazu: Das spricht nicht für die offizielle Begründung - Ab- bau und Verlagerung wegen Finanz- und Wirtschaftskrise -, das spricht eher für sys- tematische Planung gegen den Standort Flensburg von langer Hand. Aber nie mit offenen Karten. Denn noch im April 2009 vereinbarten Geschäftsführung und Betriebs- rat, die ausgehandelte Tariferhöhung ab Mai auf Dezember zu verschieben. Im Ge-



Herausgeber: Landeshaus SPD-Landtagsfraktion Postfach 7121, 24171 Kiel Verantwortlich: Tel: 0431/ 988-1305/1307 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Petra Bräutigam Fax: 0431/ 988-1308 Internet: www.spd.ltsh.de -2-



genzug : keine weiteren Kündigungen. Was für ein Hohn! Jetzt müssen ab Juni selbst- verständlich die 2,1 % mehr gezahlt werden.

Es geht nicht nur um Danfoss, es geht um die Stadt Flensburg und die Region. Flens- burg war viele Jahre Spitzenreiter bei den landesweiten Arbeitslosenzahlen, z. T. mit über 20%.

Nach deutlicher Erholung, u. a. durch aktive Wirtschafts- und Ansiedlungspolitik näherte sich Flensburg der 10 %-Quote. Das hätten wir als großen Erfolg angesehen. Jetzt steigt die Quote erneut: Alleine vom Mai 2008 auf Mai 2009 um 12,8 %, den höchsten Wert in SH. Mit 12,9 % bildet Flensburg erneut das Schlusslicht der Arbeits- losenzahlen, ohne die aktuellen Danfoss-Entlassungen. Im Landesteil Schleswig gab es zusätzlich im April 1.244 Personen in Kurzarbeit bei 92 Betrieben.

Googelt man Danfoss, liest man seitenlang nur von Erfolgen, Zuwachs und Aufkauf. 1933 wurde die Firma gegründete und wuchs schnell. Auch der Vorstandsvorsitzende Jörgen M. Clausen, der 1996 ernannt wurde, konnte binnen 12 Jahren den Umsatz mehr als verdoppeln. Darüber hinaus war gerade er ein großer Verfechter und Befür- worter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Bei vielen Treffen forderte er immer wieder auch andere Unternehmen auf, es ihm gleich zu tun. Er genießt Anse- hen und Bewunderung.

Hohe Maßstäbe gelten auch bei der Unternehmenskultur: „Danfoss ist ein dänisches Familienunternehmen mit globaler Ausrichtung und ausgeprägten Werten. Daher ist Umwelt- und Sozialverantwortung für Danfoss eine Richtschnur, unabhängig vom Sitz des Unternehmens.“ Oder zu Kommunikation: „Sie (die Firma) führt die Dialoge mit Kunden, Mitarbeitern, der Presse, Politikern und Behörden…“ Soweit die Theorie, die Praxis erleben wir ganz anders. -3-



Das schlimmste ist eigentlich die Erkenntnis: Es ist alles schon mal dagewesen. Als 2005 eine Entlassung von 700 Mitarbeitern im Folgejahr 2006 angekündigt wurde, reagierten alle in der Region mit großer Verantwortung: Es wurde ein Zukunftspakt zwischen dem Flensburger OB, Jörgen Mads Clausen für Danfoss und Minister Dr. Rohwer für die Landesregierung abgeschlossen, der Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft und der wirtschaftlichen Kooperation in der Region Flensburg/Schleswig / Sönderjylland beinhaltete. Danfoss kündigte alleine für die Standort Flensburg Investi- tionen von 30 Mio. € in 3 Jahren an.

Eine Pendleroffensive sollte gestartet werden. Damals 2.000, heute 18.000 - ein Er- folg sicher, aber eher den verschiedenen Konjunkturen in Dänemark und Deutschland geschuldet.

Dieser Zukunftspakt, Herr Minister Biel, wäre eine gute Grundlage für die Gespräche im Juli. Er sollte bekräftigt, erneuert werden und auch für die Fa. Danfoss in Flensburg weiterhin eine Verpflichtung bleiben. Es sollten die Arbeitnehmer und die Gewerk- schaften einbezogen werden. Sie sind das eigentliche Kapital einer Firma, auch von Danfoss. Nur der Bruch von Vereinbarungen, die schonungslosen Entlassungen nach Jahrzehnten treuer und zuverlässiger Arbeit bei Danfoss macht sie zu Demonst- ranten und Außenstehenden.

Was kann man tun für die Arbeitsplätze, für die Menschen in der Region? Solidari- sieren, demonstrieren, zuhören, Briefe schreiben, Gespräche führen und vieles mehr. Das sind probate Mittel und sie helfen den Betroffenen durch aus. Aber, das reicht nicht. Wichtiger ist es, ganz konkrete Angebote zu machen. Und da fällt mein Blick bisher ausschließlich auf unseren Arbeitminister Uwe Döring. Er war vor Ort, er hat geworben für das deutsche Modell der Kurzarbeit, mit dem viele Firmen derzeit versu- chen, über eine Flaute hinweg zu kommen. Danfoss übrigens nicht völlig unbekannt, aber Gespräche vor Ort sind sehr hilfreich. -4-



Der Knackpunkt liegt meines Erachtens darin: Will die Chefetage von Danfoss über- haupt den Standort im Grenzland, den Standort Flensburg erhalten? Ich schließe mit einem Zitat von Jörgen Mads Clausen anlässlich der Unterzeichnung des Zukunftspak- tes: „Ich sehe die Erklärung als langfristige Verpflichtung an. Ich hänge sehr an dieser Region – sie darf nicht zum Verlierer werden!“

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