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19.06.09 , 12:26 Uhr
SSW

Anke Spoorendonk zu TOP 30 - Förderbescheid für das Maritime Science Center

Presseinformation
Kiel, den 17.06.2009 Es gilt das gesprochene Wort



Anke Spoorendonk
TOP 30 Förderbescheid für das Maritime Science Center (Drs. 16/2712)

Man sollte wissen, wann das Spiel aus ist. Die Fraktionen von CDU und SPD haben deutlich zu
verstehen gegeben, dass sie nicht länger gewillt sind, die Planung des Maritimen Science
Centers zu unterstützen. Der Finanzausschuss des Landtages hat sein Votum abgegeben. Damit
ist das Urteil gefällt. Das Maritime Science Center Kiel war von Anfang an ein Fliegender
Holländer, der immer wieder an die harten Klippen der Realität schlug. Jetzt ist er gestrandet,
und das ist gut so.


Das Maritime Science Center war ein Projekt, das man am besten mit „nice to have“ beschreiben
könnte. Es war schön und groß und hätte ohne Zweifel der Landeshauptstadt eine herrliche
Attraktion hinzugefügt. Wahrscheinlich deshalb hat es für die CDU und die SPD lange eine
untergeordnete Rolle gespielt, dass das MSC finanziell ein Luftschloss war, das stets auf –
vorsichtig ausgedrückt – sehr optimistischen Annahmen beruhte. Es war von Anfang an klar,
dass ein großes Risiko bestand, dass diese Einrichtung von der öffentlichen Hand dauerhaft
hätte alimentiert werden müssen. Es wären enorme Besucherzahlen notwendig gewesen, um
einen wirtschaftlichen Betrieb zu sichern. Wir haben mittlerweile eine Vielzahl von Gutachten 2

gesehen, die alle zu unterschiedlichen Besucherzahlen kamen, je nachdem was für einen
wirtschaftlichen Betrieb erforderlich schien. Seriös sieht anders aus. Wenn aber die
Besucherzahlen nicht Stimmen, dann entsteht eine Finanzierungslücke für den laufenden
Betrieb, die nicht von den betriebswirtschaftlich arbeitenden Betreibern übernommen worden
wäre. Sie hatten im Vertrag nämlich einen Notausgang eingebaut. Wäre alles gut gegangen,
dann hätte die Tochter eines amerikanischen Konzerns 8 % Unternehmerlohn einbehalten.
Hätte das MSC einen Unterschuss erwirtschaftet, dann hätte der Betreiber nach 6 Monaten
aussteigen können und die Allgemeinheit wäre auf dem MSC und der Zeche sitzen geblieben.
Auch das ist nicht unbedingt seriös.


Zum anderen ist es eine Tatsache, dass Science Center nicht einmal gebaut werden und dann
für immer fertig sind. Alle Erfahrungen zeigen, dass sie nur überlebensfähig sind, wenn sie alle
paar Jahre für Unsummen umgestaltet und erweitert werden. Auch diese so genannte „Re-
attraktivierung“ war für das MSC wirtschaftlich kaum darstellbar. Es sei denn, die Öffentlichkeit
wäre wieder mit Millionen eingesprungen, und das können wir heute nicht. Die CDU und die SPD
haben daher vollkommen Recht: In der aktuellen Finanzkrise kann sich Schleswig-Holstein schon
gar nicht mehr leisten, ein so teures Spielzeug mit 26 Millionen Euro zu fördern und mit
Steuermitteln am Leben zu halten.


Hinzu kommt, dass Besucher nun einmal nicht vom Himmel fallen. Deshalb war mit diesem Plan
auch immer die Sorge verbunden, dass andere Einrichtungen in Schleswig-Holstein mit
sinkenden Besucherzahlen rechnen mussten. Aus Kiel wurde zwar immer wieder betont, dass
das MSC ein ganz anderes Konzept verfolge, das der Phänomenta oder dem Multimar
Wattforum keine Konkurrenz mache. Aber wer zum Beispiel die Phänomenta in Flensburg kennt,
weiß, dass solche Einrichtungen nicht zuletzt von Schulklassen leben, die zu hunderten jedes
Jahr nach Flensburg pilgern, um das Science Center zu besuchen. Die Zahl der Klassenfahrten
richtet sich aber nicht nach der Zahl der Science Center. Das MSC hätten so den anderen
Einrichtungen in Schleswig-Holstein das Wasser abgegraben, die ebenfalls mit öffentlichen
Fördermitteln angeschoben wurden. 3



Der SSW kann also die Forderung der Grünen nicht unterstützen, dass Wirtschaftsminister Biel
den Förderbescheid für das MSC trotzdem unterschreiben soll. Man kann ein totes Pferd nicht
dadurch wiederbeleben, dass man ihm eine neue Geburtsurkunde ausstellt. Das Maritime
Science Center in Kiel wäre finanziell nur überlebensfähig, wenn es von der öffentlichen Hand
permanent mit Geld gefüttert würde – Geld, das nur aus neuen Krediten kommen kann. Das
kann sich aber weder das Land noch die Stadt Kiel leisten. Deshalb ist die Entscheidung der
Großen Koalition goldrichtig.

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