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Anke Spoorendonk zu TOP 10 - Neuregelung der Wahl von Landrätinnen und Landräten
PresseinformationKiel, den 16. September 2009 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 10 Entwurf eines Gesetzes zur Wahl der Landrätinnen und Landräte Drs. 16/2766Heute werden wir einen historischen Fehler beheben und die Abschaffung derDirektwahl der Landräte und Landrätinnen in die Wege leisten. Das konnte nur gelingen,weil die Regierungsfraktionen auf die ursprünglich geplante Einführung desVerwaltungsausschusses auf Kreisebene verzichtet haben, die ja eigentlich gleichzeitigmit der Abschaffung der Direktwahl verabschiedet werden sollte. Das war richtig und imInteresse der Sache der beste Weg. Die Stellungnahmen der Kreise haben den enormenBeratungsbedarf bei diesem Punkt gezeigt; auch der SSW hat bereits frühzeitig diesesGremium kritisiert, dass in geheimer Sitzung und unter weitgehendem Ausschluss derkleinen Fraktionen die Geschicke des Kreises bestimmen sollten. Gut, dass derVerwaltungsausschuss erst einmal vom Tisch ist. Die Einführung desVerwaltungsausschusses ohne mündliche Anhörung durchzuziehen, wäre absolutundenkbar gewesen gewesen. 2Andererseits wäre dieser Umweg überflüssig gewesen und die Abschaffung derDirektwahl schon länger umgesetzt sein können, wenn die Regierungskoalitionen 2006dem SSW-Gesetzentwurf gefolgt wären. Schon damals lagen die Defizite der Direktwahlkommunaler Verwaltungschefs auf der Hand. An der Situation hat sich nichts geändert,nur dass die Wahlbeteiligung noch tiefer gesunken ist und das politische Ehrenamt nochmehr unter der Vormacht des Verwaltungschefs leidet.Der Zeitdruck, der schon im Dezember dazu führte, dass das Vorschaltgesetz innerhalbeiner Sitzung durchgepeitscht werden musste, hätte also vermieden werden können,wenn die Regierungsfraktionen eher Einsicht bewiesen hätten.Genau da liegt das Problem: die Regierungsfraktionen haben jahrelang die Augenverschlossen vor der Verschiebung der Macht auf der kommunalen Ebene weg vomEhrenamt hin zum Hauptamt. Sie haben sinkende Wahlbeteiligungen und dieVerschiebung der Machtbalance in den Kreisen tatenlos geschehen lassen. Sie sindjahrelang nicht in die Puschen gekommen. Der historische Fehler der Einführung derDirektwahl wird heute in allerletzter Sekunde behoben.Dennoch ist nicht einzusehen, warum die Große Koalition einen historischen Fehlerbehebt und gleich einen neuen macht: nämlich die Unterscheidung von gewähltenLandrätinnen und Landräten einerseits und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeisternandererseits. Beide, Bürgermeister und Landräte, stehen der Verwaltung vor. Beidewerden mit sinkender Wahlbeteiligung gewählt und beide verfügen auf Kosten dergewählten Gemeindepolitiker über eine wachsende politische Macht. Viele direktgewählte Verwaltungschefs führen sich auf kommunaler Ebene wie Sonnenkönige auf, 3die auf dem hohen Ross manche Parade gegen die ehrenamtlich gewählten Vertreterreiten. Die Zahl der Sonnenkönige mag reduziert werden, doch das Problem bleibtweiterhin bestehen.Dennoch ist der eingeschlagene Weg richtig. Er entspricht dem, was der SSW in seinemGesetzentwurf vorgelegt hat. Doch die Abschaffung der Direktwahl kann nur der Anfangeiner Neubesinnung aufs kommunale Ehrenamt sein.