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Anke Spoorendonk zu TOP 17 - Keine neuen Beauftragten schaffen
Presseinformation Kiel, den 17. Dezember 2009 Es gilt das gesprochene WortAnke Spoorendonk TOP 17 Keine neuen Beauftragten schaffen Drs. 17/78Bis zur Kabinettspressekonferenz am Dienstag dieser Woche wussten wir nichts Genaues überdie Berufung neuer Beauftragten durch die Landesregierung. Der Koalitionsvertrag zwischenCDU und FDP sieht vor, dass es sie geben soll, und aus der Gerüchteküche des Landtages warschon frühzeitig zu hören, dass vorgesehen war, den Kollegen Arp zum Beauftragten für denMittelstand zu ernennen, während der Kollege Lehnert das gleiche für den Bereich Integrationmachen sollte. Seit Dienstag wissen wir nun also, dass die neuen Beauftragten derLandesregierung ein Büro erhalten – ihnen steht ein Dienstwagen und eine Schreibkraft zurVerfügung, war in Presseberichten nachzulesen.Vor diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig, dass die Kollegin Heinold dazu für Bündnis90/Die Grünen eine Kleine Anfrage stellte. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhangweniger die Fragen als die Antwort der Landesregierung, denn sie war mehr als kaltschnäuzig:„Die Fragen können derzeit nicht beantwortet werden. Die Landesregierung hat dieseAngelegenheit noch nicht beraten“, heißt es lapidar. 2Aus Sicht des SSW stellt sich damit die Frage, wie denn der entsprechende Passus desKoalitionsvertrages überhaupt zu verstehen ist. Denn im Grunde wäre doch zu erwartengewesen, dass nicht nur der Bedarf, sondern auch der konkrete Rahmen für die Einrichtung vonzwei neuen Beauftragtenstellen in den Koalitionsverhandlungen festgelegt worden wäre.Ansonsten müsste man doch wissen, dass man sich dem Vorwurf aussetzt, Wein zu trinkenund Wasser zu predigen, wenn es um Personaleinsparkonzepte und ähnliches geht. Es bleibtalso die Vermutung, dass es bei dieser Berufung letztlich darum geht, Trostpflaster für zweiverdienstvolle Abgeordnete zu verteilen, die bei der Verteilung von Posten nach derLandtagswahl irgendwie zu kurz gekommen waren.Damit kein falscher Zungenschlag entsteht: Der SSW steht weiterhin zu den Beauftragten inSchleswig-Holstein. Mit der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten, demFlüchtlingsbeauftragten und dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung, die nunmehrallesamt beim Landtag angesiedelt sind, hat unser Petitionswesen drei starke Säulen. Hinzukommt der Datenschutzbeauftragte, der im Sinne des Informationsfreiheitsgesetzes auchOmbudsmann für den freien Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu öffentlichenInformationen ist.Und wir stehen dazu, dass die Institution der Minderheitenbeauftragten etwas andere Wurzelnals die anderen Beauftragten hat. Dennoch wäre es vielleicht an der Zeit, einmal grundsätzlichdarüber nachzudenken, ob nicht auch diese Beauftragtenstelle künftig beim Landtagangesiedelt sein sollte. Zumal die aktuelle Personalunion von hauptamtlicherKulturbeauftragter im neuen Kulturministerium und ehrenamtlicherMinderheitenbeauftragter des Ministerpräsidenten nicht glücklich ist, um es einmal milde zuformulieren.Doch mit alledem haben die beiden neu geschaffenen Beauftragtenstellen herzlich wenig zutun. Denn mit ihnen werden die parlamentarischen Staatssekretäre, von denen sich Schleswig- 3Holstein aus guten Gründen Ende der 90’er Jahre verabschiedet hatte, durch die Hintertürwieder hereingelassen. Nicht die Haushaltssituation sollte also hier an erster Stelle diskutiertwerden, sondern die alte Grundsatzfrage von Trennung von Amt und Mandat. Dass dasEinknicken der FDP mich besonders empört, will ich nicht verhehlen.Wenn die Landtagsfraktionen von CDU und FDP durch die Haushaltsstrukturkommission,informelle Kabinettsitzungen und Beauftragte immer mehr in die Regierungsarbeiteingebunden werden, dann verlieren sie das letzte Bisschen an Unabhängigkeit, das dieAbgeordneten brauchen, um die Landesregierung zu kontrollieren. Den Schaden hat wiedereinmal die Demokratie in Schleswig-Holstein.