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Flemming Mezer zu TOP 35 - Geeignete Sammelsysteme für nicht verwendete oder abgelaufene Arzneimittel bereitstellen
Presseinformation Kiel, den 25.2..2010 Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 35 Geeignete Sammelsysteme für nicht verwendete oder abgelaufene Arzneimittel bereitstellen Drs. 17/266Wer heute wie gewohnt seine Altmedikamente zur Entsorgung in der Apotheke abgeben will,kann durchaus auf Ablehnung stoßen. Die Abgabe beim Händler war lange Zeitselbstverständlich, liegt aber seit Juni vergangenen Jahres im Ermessen des einzelnenApothekers. Dieser entscheidet seitdem selbst, ob er Altarzneien annehmen und auf eigeneKosten entsorgen will.15 Jahre lang finanzierte die Wirtschaft das Abholsystem „Remedica“, in dem die Apotheken alsSammelstelle dienten und die Firma Vfw die Entsorgung übernahm, selbst. Verbraucherkonnten so kostenlos und sicher ihren Medikamentenabfall abgeben. Verhandlungen über einNachfolgemodell für die bundesweit rund 4 Millionen Euro teure Lösung wurden Ende 2009ergebnislos beendet. Vereinzelte regionale Modelle mit eher geringem Zulauf ändern nurwenig daran, dass der Verbraucher immer häufiger auf seinen alten und nicht verwendetenPillen und Tropfen sitzen bleibt. 2Rein rechtlich sind Arzneimittel dem Restmüll zuzuordnen. Aber die Auffassung, dass es sichhierbei um ein äußerst sensibles Produkt handelt und eine sachgerechte Entsorgungnotwendig ist, dürften alle Anwesenden teilen. Denn auch wenn die Verbrennungabgelaufener Medikamente in Müllanlagen als sicher gilt, birgt dieser Entsorgungswegerhebliche Risiken. Der problemlose Zugang zu den abgelaufenen Medikamenten im Hausmüllist ein alarmierendes Beispiel. Kinder können hierdurch schwer zu Schaden kommen. AuchMissbrauchs- und Vergiftungsfälle durch Suchtkranke sind bekannt, und auf diesem Weg nichtauszuschließen.Doch es gibt weitere Risiken, die mit einer Entsorgung im häuslichen Umfeld verbunden sind.Fast die Hälfte der Verbraucher gibt in Umfragen an, alte Tabletten oder flüssige Arzneimittelgelegentlich in der Toilette und im Abfluss herunterzuspülen. So gelangen zusätzliche Mengender schwer abbaubaren Wirkstoffe in das häusliche Abwasser. Der Einfluss desMedikamentengebrauchs auf die Umwelt nimmt auch aus diesem Grund stetig zu:Forschungsergebnisse bestätigen das Vorkommen verschiedenster Humanpharmaka inOberflächengewässern, im Grundwasser und sogar im Trinkwasser. Außerdem belegen immermehr Daten, dass ein Teil dieser Stoffe negative und bisher kaum kalkulierbare Auswirkungenauf die Tier- und Pflanzenwelt haben. Hinzu kommt, dass die demographische Entwicklungeinen steigenden Arzneimittelbedarf mit sich bringt und dieses Problem noch verschärft.Durch das Fehlen einer flächendeckenden Lösung gibt es zu diesen unsachgemäßen undschlicht gefährlichen Entsorgungswegen heute oftmals kaum eine Alternative. DieVerbraucher vermissen schlicht und einfach ein sicheres und leicht zugängliches System, umihre Altmedikamente loszuwerden. Ansätze einer flächendeckenden Lösung dieses Problemsdurch Pharmaindustrie und Apotheken sind nicht in Sicht. Doch nicht allein die Verantwortunggegenüber den Kindern und der Umwelt macht ein schnelles Handeln notwendig. 3Der SSW bezieht sich in seinem Antrag ganz konkret auf die Richtlinie des EuropäischenParlaments und des Europäischen Rates zur Schaffung eines Gemeinschaftskodexes fürHumanarzneimittel. Nach dieser haben sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Unionausdrücklich dazu verpflichtet, schon zum Oktober 2005 geeignete Sammelsysteme für nichtverwendete oder abgelaufene Arzneimittel bereitzustellen. Die Notwendigkeit, einegesetzliche Lösung für dieses Problem zu finden liegt auf der Hand. Und die verschiedenengenannten Gründe belegen, dass dies dringend geschehen muss.Unsere Forderung an die Landesregierung ist deshalb, schnellstmöglich aktiv zu werden undauf Bundesebene und im Bundesrat auf die Schaffung geeigneter Sammelsystemehinzuwirken. Hier sollten die Apotheken ihrer Produktverantwortung dadurch gerecht werden,dass sie weiterhin als Sammelstelle für den Verbraucher dienen. Außerdem müssen sie aktivauf die Möglichkeit der Rückgabe hinweisen. Die Abholung und Entsorgung desMedikamentenabfalls muss aus den genannten Gründen auf einem risikolosen undumweltverträglichen Weg erfolgen. Der SSW fordert daher, dass bei der Schaffung einessolchen Systems vor allem die Sicherheit des Entsorgungswegs maßgebend ist. HalbherzigeLösungen oder eine weitere Verzögerung bringen Schäden und Gefahren mit sich, die wir unsganz einfach nicht leisten können.Dem vorliegenden Berichtsantrag können wir zustimmen. Zur weiteren Behandlungbeantragen wir daher die Überweisung an den zuständigen Ausschuss.