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Anke Spoorendonk zu TOP 19 - Zusammenarbeit bei der Unterrichtsversorgung
Presseinformation Kiel, den 8. Juli 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke Spoorendonk TOP 19 Zusammenarbeit mit Hamburg bei der Sicherung der Unterrichtsversorgung Drs. 17/595Der vorliegende Antrag der SPD lässt sich eigentlich nur zusammen mit der Kleinen Anfrageund der dazu herausgegebenen Pressemitteilung der SPD vom 25. Mai verstehen. Demnachnutzt die Landesregierung bei der kurzfristigen Sicherstellung von Unterrichtsvertretungennicht die Möglichkeit, diese Stellen mit Hamburger Inhabern des Ersten Staatsexamensbefristet zu besetzen. Die SPD schlägt daher vor, Absprachen zu schaffen, nach denenbefristete Tätigkeiten im jeweils anderen Bundesland auch im Heimatbundesland ohneNachteile anerkannt werden.Aus Sicht des SSW ist diese Zielsetzung erst einmal grundsätzlich zu begrüßen. Mit einergewissen Flexibilität und den ja bereits vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten könnte eineLösung geschaffen werden, um nicht-besetzte Vertretungsstellen für das jeweilige Schuljahrdoch noch zu besetzen. Dieser Vorteil würde vor allem den Hamburger Speckgürtel treffen, dawohl kaum ein Hamburger bereit wäre, für ein paar Monate nach Flensburg oder Husum zu 2ziehen. Dies soll aber kein Grund sein, diese Möglichkeit nicht trotzdem in Anspruch zunehmen.Angesichts der Verhandlungen zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg zumGastschulabkommen, ist es allerdings nicht weiter verwunderlich, dass es derzeit keineZusammenarbeit zwischen den beiden Bundesländern gibt, um die Unterrichtsvertretung überdie Landesgrenzen hinaus sicherzustellen. Die Situation zwischen den beidenBildungsministerien dürfte relativ belastet sein, so dass hier fraglich ist, ob eines der beidenBundesländer derzeit überhaupt an einer stärkeren Zusammenarbeit im Bildungsbereichinteressiert ist. Man sollte nämlich nicht vergessen, dass Kooperationen immer auch aufVertrauen aufbauen. Und die Verhandlungen um das Gastschulabkommen haben deutlichgemacht, dass Schleswig-Holstein und Hamburg es gerade nicht einfach miteinander haben.Aus Sicht des SSW löst der vorgelegte Antrag der SPD nicht das grundlegende Problem desLehrermangels. Derzeit haben Lehramts-Absolventen sowieso die Möglichkeit, sich in allenBundesländern zu bewerben. Dass dies aufgrund der unterschiedlichen Schulstrukturen undauch Lehrerausbildungen nicht immer leicht ist, ist nur eine Seite der Medaille. Die andere Seitesieht nämlich so aus, dass viele Bundesländer in Konkurrenz zueinander um Lehrerinnen undLehrer stehen und dabei die Bundesländer mit den besseren Besoldungsbedingungen auchbesser abschneiden.Ich verrate Ihnen ja kein Geheimnis, wenn ich sage, dass Schleswig-HolsteinsBesoldungsbedingungen nicht zu den besten in Deutschland gehören. Wenn wir also wollen,dass Hamburger mit dem ersten Staatsexamen kurzfristig in Schleswig-Holstein tätig werdenund diese befristete Tätigkeit anschließend ohne Probleme in ihrem Heimatbundeslandanerkannt wird, müssen wir auch akzeptieren, dass Schleswig-Holsteiner mit dem erstenStaatsexamen kurzfristig in Hamburg eingesetzt werden und hier die Gefahr besteht, dass sieaufgrund der besseren Besoldungsbedingungen auch gleich dort bleiben. So sinnvoll und gut 3der Vorschlag der SPD daher ist, muss man ihn auch mit Vorsicht angehen, damit wir nichtdurch die Hintertür unseren Lehrermangel verschärfen.Ein noch viel größeres Problem, das mit diesem Antrag nur am Rande angesprochen wird, istaußerdem das Thema Lehrerbedarfsplanung. Bisher sind die Arbeitsmärkte für Lehrerinnenund Lehrer, gerade in Überschusssituationen, entlang der Grenzen zu anderen Bundesländernfaktisch weitestgehend abgeschottet. Überschusssituationen sind allerdings so eine Sache, dadie Lehrerbedarfsplanung insgesamt unwahrscheinlich kompliziert und unsicher ist. DieTrägheit und antizyklische Bewegung dieses Systems wird seit der ersten bundesweitenBedarfsplanung der KMK 1963 immer wieder festgestellt. Mit anderen Worten, es herrscht einegewisse Ohnmacht bei der Steuerung dieses Arbeitsmarktes, der sich nicht durchprognostische Aussagen beeinflussen lässt. Kurzfristige Lösungen sind daher gut, aber lösennicht das grundlegende Problem der Lehrerbedarfsplanung in Schleswig-Holstein.