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Anke Spoorendonk zu TOP 42 - Ostseeaktivitäten der Landesregierung 2009/10
Presseinformation Kiel, den 10. September 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke Spoorendonk TOP 42 Ostseeaktivitäten der Landesregierung 2009/10 Drs. 17/643Wie seine Vorgänger ist auch der diesjährige Ostseebericht der Landesregierung informativund umfassend. Dennoch hält sich das Vergnügen ihn zu lesen in Grenzen, weil in keinsterWeise daraus hervorgeht, welche Strategie die Landesregierung angesichts der imDoppelhaushalt veranschlagten Kürzungen überhaupt verfolgt. Projekte werden gelobt, ohnedass Gedanken darüber verloren werden, welche Konsequenzen angedachte Einsparungen fürdie Ostseepolitik des Landes haben werden.Die massive Reduzierung des Landeszuschusses für Academia Baltica muss zum Beispiel inZusammenhang mit der Umsetzung der EU-Ostseestrategie und der Federführung Schleswig-Holsteins bei der Erarbeitung des Ostseegeschichtsbuches gesehen werden, denn dies soll dieAkademie laut Bericht leisten. Auch wenn Staatssekretär Maurus im Rahmen derAusschussberatung zum Doppelhaushalt 2011-2012 versuchte, die Konsequenzen der besagtenKürzung zu relativieren, so bleibt doch unterm Strich ein komischer Nachgeschmack, weilgenau dieses Projekt als etwas Besonderes und als „made in Schleswig-Holstein“hervorgehoben wird. 2Hinzu kommt, dass der vorliegende Ostseebericht ein ganz anderes Problem deutlich macht,nämlich die Frage, wie die Landesverwaltung künftig aufgestellt sein soll, damit sie der Politik -sprich: Der Landesregierung - in qualifizierter Weise zuarbeiten kann.Dass die Landesregierung die eigene Rolle in der Ostseekooperation - laut Bericht - eher sosieht, dass sie „begleitet“ als dass sie gestaltet und nach vorn gerichtet agiert - das ist aus Sichtdes SSW ein weiteres grundsätzliches Problem.Denn richtig ist, dass Schleswig-Holstein ein großes Interesse daran hat, eine Vorreiterrolle inSachen Schiffssicherheit und integrierter Meerespolitik zu spielen. Redlicher Weise führe ichhinzu, dass die Landesregierung dies ähnlich sieht. Was ich vermisse, ist aber eine eigeneStrategie, die sie dann auch in die verschiedenen Gremien einspeist. Insgesamt ist schwererkennbar, ob nach der Landtagswahl im letzten Jahr überhaupt etwas Eigenständiges vonSeiten der Landesregierung gekommen ist.Ganz aktuell werden wir im Europa-Ausschuss hoffentlich Näheres darüber erfahren, wie dieLandesregierung gedenkt mit dem neuen Vorstoß der Europäischen Kommission umzugehen.Denn beschlossen werden soll eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Ratesüber ein gesondertes Unterstützungsprogramm zur Weiterentwicklung der integriertenMeerespolitik der EU. Konkret stellt sich die Kommission für die Jahre 2011-2013 eine Förderungvon insgesamt 50 Mio. Euro vor, womit natürlich nicht alle Ziele für eine integrierteMeerespolitik umgesetzt werden können. Die spannende Frage lautet also, ob esVerteilungskämpfe geben wird und wie sich Schleswig-Holstein hier am besten aufstellenkann. Denn natürlich ist es in unser aller Interesse, wenn es der Landesregierung gelingt,weiterhin eine führende Rolle in Sachen „Clean Baltic Shipping“ zu erhalten.Der Ostseebericht spricht traditionell eine ganze Reihe von Einzelaspekten an. Zum Themagrenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Dänemark hatten wir im September eine Debatte 3hier im Landtag. Daher klammere ich diesen Bereich heute aus, wobei ich davon ausgehe, dasswir im zuständigen Ausschuss Konkreteres über die neue Dänemark-Strategie derLandesregierung erfahren.Lassen Sie mich zuletzt noch einen Aspekt ansprechen, der aus Sicht des SSW andeutet, wo dieReise in der Ostseepolitik übergeordnet gesehen hingeht. Der Bericht erläutert u. a auch dieNeustrukturierung des Ostseerates, wobei ich nicht auf Einzelheiten eingehen werde, sondernnur noch einmal auf die Auflösung der Arbeitsgruppe Demokratische Institutionen hinweise.Diese Auflösung hat eine lange Vorgeschichte, die u. a. damit zu tun hat, dass es nach dem Jahr2000 nicht mehr gelang, die Position des Ombudsmanns für Menschenrechte und Demokratiezu erhalten. Der Schleswig-Holsteinische Landtag hatte sich danach einstimmig für den Erhaltausgesprochen, soll heißen: Ich wüsste gern, wie sich Schleswig-Holstein und die Bundesebenezu dem weiteren Prozess verhalten. Wird die Dimension „Zivilgesellschaft und Demokratie“künftig ausgeklammert, geht eine wesentliche Perspektive in der Ostseezusammenarbeitverloren.