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25.02.11 , 14:47 Uhr
B 90/Grüne

Marret Bohn zur Situation Alleinerziehender

Presseinformation

Es gilt das gesprochene Wort. Landtagsfraktion Schleswig-Holstein TOP 13 – Situation Alleinerziehender Pressesprecherin Claudia Jacob Dazu sagt die sozialpolitische Sprecherin der Landeshaus Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Marret Bohn: Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0172 / 541 83 53 presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 141.11 / 25.02.2011


Tatkräftige Unterstützung und eine verlässliche Infrastruktur für Alleinerziehende
Wer Kinder erzieht, verdient Respekt. Doch Respekt und warme Worte allein reichen nicht! Familien brauchen gute Rahmenbedingungen, tatkräftige Unterstützung und eine verlässliche Infrastruktur. Das gilt besonders für Alleinerziehende. Alleinerziehende sind im Alltag stärker belastet.
Sie müssen nahezu alle Entscheidungen alleine treffen – auch schwierige. Sie sind in kritischen Situationen in der Regel auf sich gestellt. Alleinerziehende sind öfter von Ar- mut betroffen als Paare mit Kindern. Aufgrund dieser Belastungen haben Alleinerzie- hende sogar einen schlechteren Gesundheitszustand.
Und Kinder von Alleinerziehenden haben ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Beein- trächtigungen. Nicht weil ihre Mütter oder Väter schlechte Eltern sind, sondern weil die Rahmenbedingungen für Familien mit einem Elternteil in unserer Gesellschaft zu wün- schen übrig lassen.
Alleinerziehende sind keine Randgruppe. Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahr- hunderts ist ihre Zahl kontinuierlich gestiegen. Nahezu jedes siebte Kind in den alten Bundesländern wird von einem Elternteil alleine großgezogen – auch in Schleswig- Holstein. Nach den Angaben in der Großen Anfrage ist die Gesamtzahl der Alleinerzie- henden zwischen 2005 und 2009 ebenso stabil geblieben wie ihre Zusammensetzung. Nach wie vor bestehen die allermeisten Ein-Eltern-Familien aus Mutter und ein bis drei Kindern.
Seite 1 von 2 Sicherlich gibt es inzwischen auch einige allein erziehende Väter, aber es sind wenige. Reine Vater-Familien sind selten und sie leben zumeist mit nur einem, eher älteren Kind zusammen. Noch seltener sind ausländische Ein-Eltern-Familien, allein erziehen- de ausländische Väter existieren nicht – zumindest in der Statistik.
Die Ein-Eltern-Familie ist eine Familiensituation unter vielen geworden. Stigmatisierung und Vorurteile wurden zurück gedrängt. Aber sie sind noch nicht ganz verschwunden. Hieran müssen wir weiter arbeiten. Und wir müssen die Unterstützungsstrukturen in der Familienpolitik so fortentwickeln, dass sie der Lebenswirklichkeit von Alleinerziehenden und ihren Kindern besser Rechnung tragen.
Ein Blick in den schwarz-gelben Koalitionsvertrag auf Bundesebene macht einen fast glauben, Union und FDP hätten das verstanden. Dort heißt es: „Wir wollen die Rah- menbedingungen für Alleinerziehende durch ein Maßnahmenpaket verbessern. Dieses soll insbesondere in verlässlichen Netzwerkstrukturen für Alleinerziehende lückenlos, flexibel und niedrigschwellig bereit gestellt werden.“
Der Blick auf die Wirklichkeit des Regierungshandelns in Berlin ist allerdings ernüch- ternd. Was unternimmt die Bundesregierung tatsächlich für Alleinerziehende? Den An- spruch auf einen Kitaplatz für Kinder unter drei Jahren zu verteidigen, reicht nicht aus. Nicht nur quantitativ, auch qualitativ brauchen wir deutliche Verbesserungen.
Wo sind die Ganztagsplätze, auf die berufstätige Mütter und Väter dringend angewie- sen sind? Sie fehlen an allen Ecken und Enden. Stattdessen will die Bundesregierung das Betreuungsgeld einführen, die sogenannte Herdprämie. Die wäre vielleicht für die letzte Generation von Müttern gut gewesen. Für die heutige Generation von Müttern ist sie der völlig falsche Weg. Das Betreuungsgeld würde die Alleinerziehenden in eine be- rufliche Einbahnstraße führen. Das ist nicht gut für die Alleinerziehenden. Und das ist in den Zeiten des Fachkräftemangels nicht gut für Schleswig-Holstein.
Dabei gibt es sehr gute Beispiele, wie es anders gehen kann. Im Süden Schleswig- Holsteins, in der Metropolregion Hamburg, gibt es gute Beispiele für Projekte für Allein- erziehende. Die Projekte „Helena“, „Vita“ und „AnkeR“ im Süden Schleswig-Holsteins, in der Metropolregion Hamburg zeigen, dass es anders geht. Sie sind Leuchttürme in der Arbeitslandschaft für Alleinerziehende. Bei der Integration in den Arbeitsmarkt von Alleinerziehenden gibt es viel zu tun. Hierbei sollten alle anpacken. Wichtig sind Be- rufsausbildungen in Teilzeit, Betriebskindergärten und Betriebe, die sich für familien- freundliche Arbeitsbedingungen einsetzen.
Alleinerziehende brauchen zusätzlich niedrigschwellige Unterstützungsangebote, die ihnen den Alltag erleichtern und ihre Gesundheit stärken. Was sie nicht brauchen kön- nen, sind Sparmaßnahmen bei Frauenhäusern, in der Jugendhilfe und der freien Ju- gendarbeit. Aber genau dies haben CDU und FDP mit der Verabschiedung ihres Dop- pelhaushaltes im Dezember getan. Schwarz-gelb in Schleswig-Holstein steht schwarz- gelb im Bund in nichts nach. Eins ist klar: Familienfreundlich geht anders. Liebe Kolle- ginnen und Kollegen, die Lebensbedingungen von Alleinerziehenden in Schleswig- Holstein müssen verbessert werden. Daran sollten wir uns alle beteiligen. Ich beantrage weitere Beratung im Sozialausschuss.

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