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Lars Harms zu TOP 23 - Keine Steuersenkungen zu Lasten des Landes und der Kommunen, Steuervereinfachung hat Vorrang vor Steuersenkungen
Presseinformation Kiel, den 25.08.2011Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 23 Keine Steuersenkungen zu Lasten des Landes und der Kommunen, Steuervereinfachung hat Vorrang vor Steuersenkungen Drs.17/1632, 1723Die Verankerung der landeseigenen Schuldenbremse in unserer Verfassung liegt geradeeinmal etwas mehr als ein Jahr zurück. Die schwierige finanzielle Situation Schleswig-Holsteinszwingt uns zur stufenweisen Rückführung der Neuverschuldung. Diese Entscheidung wurdevon fast allen Fraktionen mitgetragen. Und auch wenn wir über den Weg, auf dem dieSchuldenbremse umzusetzen ist, wiederholt gestritten haben, sind wir uns grundsätzlich darineinig, dass ohne eine solche Regelung die Handlungsfähigkeit des Landes bedroht ist.Einig sind wir uns sicher auch darüber, dass dieser Weg heute und in Zukunft alles andere alseinfach ist. Doch gerade, weil es so eine anspruchsvolle Aufgabe ist, haben wir unsereSchuldenbremse an eine Reihe von Bedingungen geknüpft. Besonders wichtig ist derverpflichtende Grundsatz des strukturell ausgeglichenen Haushalts gemäß Artikel 53 Absatz 1der Landesverfassung. Die Landesregierung muss demnach bei ihrer Mitwirkung an derBundesgesetzgebung und in Angelegenheiten der Europäischen Union die Schuldenbremse mit beachten. Das heißt konkret, dass sie keinen Beschlüssen zustimmen sollte, die zuMehrausgaben oder zu Mindereinnahmen des Landes führen. Angesichts der aktuellenSteuersenkungsdebatte, die in einer solchen Belastung münden könnte, unterstützen wir denAntrag der Grünen selbstverständlich ohne Einschränkung.Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Aus Sicht des SSW wäre die Zustimmung derLandesregierung zu den aktuellen Steuersenkungsplänen eine massive Verletzung desGrundprinzips der Schuldenbremse. Wer vor dem Hintergrund des vereinbarten Abbaupfadesvermeintlichen Mindereinnahmen zustimmt, ohne dafür eine entsprechendehaushaltswirksame Kompensation auszuhandeln, nimmt in Kauf, dass Schleswig-Holsteinlangsam an seinen Schulden erstickt und seine politische Gestaltungsmöglichkeiten völligaufgibt. Dies darf unter keinen Umständen passieren. Die Landesregierung ist in der Pflicht, imBundesrat gegen derartige Vorhaben zu stimmen, um den damit verbundenen Schaden vomLand abzuwenden. Wir erwarten, dass den Worten des Ministerpräsidenten, nach denen dieaktuellen Pläne nicht zu Lasten des Landes gehen dürften, auch Taten folgen.Manch einer hat vor dem Hintergrund der Wahlumfragen vielleicht Verständnis für dieseSteuergeschenke der FDP – ich ganz sicher nicht. Denn Fakt ist, dass der Ruf nachSteuersenkungen zu einem völlig unpassenden Zeitpunkt kommt. Trotz der günstigenkonjunkturellen Entwicklung und steigender Steuereinnahmen sind die Haushaltsrisiken desBundes unverändert hoch. Vor allem die anfallenden Ausgaben im Rahmen der Energiewendeund die möglichen Milliardenaufwendungen für weitere EU-Rettungspakete sind enormeUnsicherheitsfaktoren. Der Aufschwung nach der vergangenen schweren Wirtschafts- undFinanzkrise scheint sich zu stabilisieren. Diese Entwicklung ist ohne Zweifel erfreulich. DochBund und Länder haben gerade erst einen umfassenden Konsolidierungspfad eingeschlagen,der keine Steuergeschenke erlaubt. Für uns steht fest: Die Konsolidierungsbemühungen habengerade in der heutigen Aufschwungphase Vorrang vor irgendwelchen Steuergeschenken anwen auch immer. Aus Sicht des SSW bietet die günstige konjunkturelle Entwicklung durchaus die Chance,endlich Vereinfachungen im Steuerrecht zu erreichen. Hier geben wir Union und FDP Recht.Indem wir zum Beispiel die Ausnahmetatbestände bei der Mehrwertsteuer reduzieren oderaber eine gleichmäßigere Besteuerung von Einkommen einführen, können wir insgesamt zumehr Gerechtigkeit innerhalb des Steuersystems kommen. An diesen Aufgaben sollte in derheutigen Lage verstärkt gearbeitet werden. Doch grundsätzlich gilt, dass am derzeitigenNiveau der Steuerbelastung festgehalten werden muss, um trotz der schmerzhaftenKonsolidierungsbemühungen noch ein Minimum an Gestaltungsspielraum zu erhalten.Der SSW ist der Auffassung, dass dem Staat eine Verantwortung für die Lebensumstände derBürger zukommt. Hierzu zählt der Ausgleich sozialer Härten ebenso wie die Investitionen in diewirtschaftsnahe Infrastruktur oder in die Bildung. Hierfür wird auch heute noch Geld benötigt.Andere Länder sind uns immer noch voraus, was die Kinderbetreuung angeht. Wir habenimmer noch Defizite beim Ausbau der Ganztagsschulen. Wir stehen immer noch vor großenProblemen bei der Verkehrsinfrastruktur. Wir haben es immer noch nicht geschafft, eine Kulturdes Förderns und Forderns bei der Lösung des Arbeitslosenproblems zu etablieren. Wo manhinsieht gibt es riesige Herausforderungen, die ohne Geld nicht zu meistern sind. Und deshalbbraucht der Staat seine Steuereinnahmen zum Wohle der Bürger. Und wir als Schleswig-Holsteiner brauchen sie umso mehr, damit wir unsere Schuldenbremse auch einhalten können.Deshalb Steuervereinfachung – Ja, Steuersenkung – Nein!