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Flemming Meyer zu TOP 46 - Bericht der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten
Presseinformation Kiel, den 26.08.2011Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 46 Bericht der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten Drs. 17/1380Der Tätigkeitsbericht der Bürgerbeauftragten für soziale Angelegenheiten ist wie gewohntausführlich, zeigt aber keine Entspannung der Lage: Das Arbeitspensum und die Schwerpunktehaben sich kaum verändert. Fast 3.600 Petitionen wurden von Frau Wille und ihrem Team imJahr 2010 bearbeitet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 3 Prozent.Und mit Blick auf den gesamten Zeitraum seit der Einrichtung des Amtes wird deutlich, dasssich die Zahl der Menschen, die sich mit einem Problem an die Beauftragte wenden, leiderunverändert auf höchstem Niveau bewegt. Erfreulich ist, dass auch im letzten Jahr dem weitüberwiegenden Teil der Petenten schnell und effektiv geholfen wurde. Aus Sicht des SSW stehtfest, dass ohne diese wertvolle Beratungsarbeit noch viel mehr Bürgerinnen und Bürger an derSozialgesetzgebung verzweifeln würden. Wir danken der Bürgerbeauftragten und ihrem Teamdaher ausdrücklich für die geleistete Arbeit.Grundsätzlich erfüllt uns der unverändert hohe Beratungsbedarf, der durch den vorliegendenBericht wieder einmal deutlich wird, mit Sorge. Dies gilt besonders für die hohe Zahl der Beschwerden rund um den Bereich Hartz IV. Damit wird leider wieder einmal bestätigt, dassdie Probleme in den Bereichen Leistungsgewährung und Verwaltungshandeln weiter bestehen.Dass die zuständigen Behörden die rot-grüne Hartz-Reform auch nach Jahren nicht im Griffhaben, halten wir für erschreckend. Hier wird deutlich, dass die Hartz-IV-Gesetzgebungeindeutig ungenügend ist und dringend grundlegend geändert werden muss. Die vergangenenkleinen Reformen der Reform haben an diesem Problem nichts geändert. Im Gegenteil: Siehaben die bestehenden Missstände mitunter sogar noch verschärft.Der Bericht zeigt unter anderem, dass es den Mitarbeitern in der Arbeitsverwaltungoffensichtlich auch heute noch an Orientierung und an Sicherheit im Umgang mit dem viel zukomplexen Regelwerk fehlt. Eine hohe Personalfluktuation und ständig veränderte interneRegelungen tragen ihren Teil zu diesem Problem bei. Die Folgen sind, neben einer langenBearbeitungsdauer, häufig unübersichtliche und unverständliche Bescheide, die fürUnzufriedenheit bei den Betroffenen sorgen. Doch auch die Kritik der Bürgerbeauftragten amStil der Bescheide halten wir für berechtigt. Dass durch die unverhältnismäßige Androhung vonSanktionen eine Kultur des Misstrauens geprägt wird, ist wenig überraschend. Wir hoffen, dassdie Landesregierung diese Warnung auch zum Anlass nimmt, um hier wirklich etwas zuverändern.Mit der Einführung der Hartz IV Gesetze war nicht zuletzt das Ziel verbunden, dieArbeitsuchenden nicht nur zu „Fordern“, sondern endlich auch stärker zu „Fördern“. Es isteinfach enttäuschend, dass sich hier auch nach Jahren so wenig getan hat. Um dieses Ziel zuerreichen, braucht es eine persönliche und individuelle Beratung durch gut geschulte undmotivierte Mitarbeiter. Sie müssen die Möglichkeiten haben, sich umfassend fortzubilden, umdie anspruchsvolle Vermittlungsarbeit erfolgreich auszuführen. Selbstverständlich ist dieseAufgabe mühsamer und anstrengender als die bloße „Verwaltung“ der Arbeitssuchenden.Doch dieser Ansatz ist zentral, wenn es darum geht, den Hilfesuchenden echte beruflicheChancen zu eröffnen. Leider bestätigen Frau Wille und ihr Team den Eindruck, dass die individuelle Betreuung und Förderung noch viel zu kurz kommt. Auch heute fühlen sich vieleRatsuchende alleine gelassen und hilflos.Natürlich muss nicht zuletzt der Bund die vielen Unzulänglichkeiten und Problemen rund umdas System Hartz IV zum Anlass nehmen, um diese Gesetze endlich einer grundlegendenRevision zu unterziehen. Der Weg, hier und da kleine Nachbesserungen vorzunehmen, bringtuns ganz offensichtlich nicht weiter. Dies belegt auch der diesjährige Bericht eindeutig. Nebenden Problemen im Bereich des SGB II zeigt er aber auch andere soziale Bereiche auf, in denenoffensichtlich Nachbesserungsbedarf besteht. Hierzu zählt zum Beispiel die überfälligelandeseinheitliche Sozialstaffel für Kindertageseinrichtungen. Aus unserer Sicht tut dieLandesregierung gut daran, diese Hinweise endlich ernst zu nehmen und den genanntenProblemen entschlossen zu begegnen.