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Anke Spoorendonk zu TOP 8 - Gebührenfreies Studium in Schleswig-Holstein
Presseinformation Kiel, den 14. September 2011 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 8 Gebührenfreies Studium in Schleswig-Holstein Drs. 17/1782In der Sommerpause ist fast untergegangen, dass die Landesrektorenkonferenz auf ihrer SitzungEnde Juni die Einführung nachgelagerter Studiengebühren forderte. Für uns stand fest, dassdiese Aufforderung in Zusammenhang mit der dramatischen Unterfinanzierung unsererHochschulen gesehen werden muss. Es war ein Hilfeschrei. Gleichwohl ist der von denLandesrektoren aufgezeigte Weg, die finanzielle Situation der Hochschulen zu verbessern, dervöllig falsche.Die negative Wirkung von Studiengebühren ist vielfach belegt. Auch die Rektoren wissen genau,dass Studiengebühren die soziale Schieflage an den Hochschulen weiter verschärfen. Die Datenliegen vor: so finanzierten im letzten Jahr die Eltern die Gebühren bei 59% der Studierenden.Diejenigen ohne zahlungskräftige Eltern, haben also das Nachsehen.Die Hans-Böckler-Stiftung hat im letzten Jahr eine Studie in Auftrag gegeben, aus der eindeutighervorgeht, dass Arbeiterkinder nicht nur im Studium selbst, sondern bereits vorher in ihrer 2Studienentscheidung benachteiligt sind. Von 100 Akademikerkindern studieren 81, von 100Arbeiterkindern dagegen nur 24. Sie können sich das Studium schlichtweg nicht leisten, denn dasBAföG trägt dem Finanzbedarf einer Studenten oder einer Studentin nicht Rechnung. Dieunzureichende Finanzierung hat System: Heute können weniger Studierende ihre Ausbildunghauptsächlich durch das BAföG finanzieren als noch 1993. Ein niedriger ökonomischer Status derEltern ist an Universitäten und Fachhochschulen ein erheblicher Nachteil und was den Zugangangeht, eine wachsende Hürde. Das meinte übrigens auch die OECD, die sich bekanntlich inihrem neu veröffentlichten Bildungsbericht u.a. darüber auslässt, dass sich die Bundesrepublikbei den Bildungsausgaben mittlerweile wie „unter ferner liefen“ verhält.Dabei ist die universitäre Bildung Teil der gesellschaftlichen Verantwortung. Es geht nicht umdas individuelle Glück des Einzelnen, sondern darum, dass die gesamte Gesellschaft von einemhohen Qualifikationsniveau und Knowhow profitiert. Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen.Der SSW hat sich in der Vergangenheit - wiederholt und ohne Einschränkungen - für dieBeibehaltung des gebührenfreien Erststudiums ausgesprochen. Das tut übrigens auch dieLandesregierung, zumindest ist es in ihrem Koalitionsvertrag so festgelegt. Wie dünn das Eis ist,machte aber die Aussagen des Kollegen Günther als hochschulpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion deutlich. Hinzu kommt – auch das sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden – dassdie Studierenden, z.B. der Uni Lübeck, zu recht den Landesrektoren darauf aufmerksam machen,dass gerade sie mit großem Engagement entscheidend zur Rettung der Universität beigetragenhaben. Dass sie den Vorstoß der Landesrektorenkonferenz als Affront erleben, kann ich gutverstehen.Ich fasse zusammen: Studiengebühren verschärfen die soziale Selektion, die bereits durch dieunzureichende Studienförderung gegeben ist. Gebühren lösen darüber hinaus keineswegs dasProblem struktureller Unterfinanzierung und rechnen sich auch volkswirtschaftlich nicht. Darumsind sie abzulehnen und als politische Forderung endgültig auszusortieren. Zu dem gleichenSchluss scheint ja auch die Freie und Hansestadt Hamburg gekommen zu sein, wo man mit 3Beginn des Wintersemesters die Studiengebühren wieder abschaffen wird – schon aus diesemGrund wäre es nicht nachvollziehbar, wenn Schleswig-Holstein den entgegengesetzten Weggehen würde.Die Fraktion der Linken schlägt nun vor, dieses auch in das Hochschulgesetz aufzunehmen. Dasist ein sympathischer Ansatz – aber mehr als Symbolpolitik ist das nicht, darüber sollten wir unsim Klaren sein. Wichtiger wird sein, was „hinten raus kommt“ – dazu gehört auch die vernünftigeFinanzierung unserer Hochschulen..