Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Anke Spoorendonk zu TOP 26, 30 - Studierendenansturm als Chance begreifen und Mangel an studentischem Wohnraum endlich gegensteuern
Presseinformation Kiel, den 05. Oktober 2011 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 26, 30 Studierendenansturm als Chance begreifen und Mangel an studentischem Wohnraum endlich gegensteuern Drs. 17/1881, 1886Max Frisch schrieb 1965 in seinem Buch „Siamo Italiani - Die Italiener“ den Satz: „… man hatArbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.“ Vor dem gleichen Phänomen stehen wirjetzt wieder. Die Politik und die Wirtschaft haben nach Studenten gerufen, und es kommenMenschen. Mit anderen Worten: Es reicht nicht aus, einfach nur mehr Studienplätze an denHochschulen zu finanzieren, wir brauchen auch soziale Rahmenbedingungen für dieseStudienanfänger. Wir brauchen Wohnraum, wir brauchen Versorgung, wir brauchenBetreuung.Der Hochschulpakt I war statistisch gesehen ein Erfolg. Nicht nur in Schleswig-Holstein wurden4% mehr Studierende aufgenommen, als ursprünglich kalkuliert. Deutschlandweit haben statt91.000 Studienanfängerinnen und Studienanfängern 182.000 junge Menschen ein Studiumaufgenommen. Mit dem Hochschulpakt II soll dieser Erfolg weitergeführt werden. Endlichkommen die vielen Studierenden, nach denen sich Wirtschaft und Politik seit vielen Jahrensehnen. Denn gerade in Deutschland studieren im europäischen Vergleich immer noch zu 2wenig junge Menschen, obwohl die Zahl der Hochschulabsolventen von 2000-2008 um mehrals ein Drittel gestiegen ist. Ganz richtig schreiben die Grünen daher in ihrem Antrag, dass derStudierendensturm eine Chance ist und für die Hochschulen ein Standortfaktor.Der Anstieg der Studierenden ist aber mit zwei Problemen verbunden. Zum einen haben durchdie Aussetzung der Wehrpflicht mehr junge Menschen die Möglichkeit ein Studiumaufzunehmen, als ursprünglich geplant. Diese zusätzlichen Studienanfänger sollen lautLandesregierung im Rahmen des Hochschulpakts finanziert werden. Die Landesregierungrechnet bis 2015 mit 1.263 zusätzlichen Studienanfängern - ob diese Zahlen stimmen und wiedie Studienplätze finanziert werden sollen, bleibt aber im Dunkeln. Bei dieser Gelegenheitmöchte ich an den Vorschlag der Landesregierung erinnern, schleswig-holsteinischeStudienplätze an andere Bundesländer zu verschachern, um so die Eigenfinanzierung derPlätze durch das Land zu vermeiden. Schon jetzt ist also klar, dass wir mehr Studienanfängerbekommen werden, als das Land überhaupt gewillt ist zu finanzieren.Zum anderen haben wir das Problem, dass die jungen Menschen nicht nur einen Platz imHörsaal brauchen. Sie brauchen auch soziale Rahmenbedingungen, um ein Leben führen zukönnen. An allererster Stelle steht da natürlich der Wohnraum. Die Versorgung mitWohnraum, den Studierende überhaupt finanzieren können, ist in Schleswig-Holstein schonjetzt schlecht. Weder kann das Studentenwerk den gut 45.000 Studierenden mit 3.404Studentenwohnplätzen ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellen. Noch kann lautMieterbund der freie Wohnungsmarkt ausreichend kleine günstige Wohnungen zur Verfügungstellen. Da hilft es wenig, wenn Staatssekretärin Frau Andreßen in der Sitzung desBildungsausschusses am 18. August für einen phantasievollen Umgang mit dieser Situationplädiert. Campingplätze oder Turnhallen sind für 1-2 Wochen vielleicht noch ganz witzig. Aufdie Dauer ist das aber weder eine phantasievolle noch eine witzige Lösung, sondern einProblem. 3Das Studentenwerk hat in den letzten Jahren mehr als deutlich gemacht, dassFörderprogramme notwendig sind, um für mehr studentischen Wohnraum zu sorgen. 2010war dafür bereits eine Lösung zwischen Studentenwerk und Ministerium in Sicht, dann kamder Sparhaushalt. Dem Studentenwerk hat die Landesregierung nicht nur eine vonursprünglich drei Millionen Euro Zuschuss gekürzt. Die Landesregierung findet es auch völlig inOrdnung, wenn die Studierenden durch erhöhte Semesterbeiträge und höhere Mensapreise dieKürzungen des Landes auffangen. Die Debatte um Studiengebühren durch die Hintertür isthier nicht weit weg.Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl Studierender in den nächsten Jahren stetig wächst.Nicht nur aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge und der Aussetzung der Wehrpflicht,sondern weil junge Menschen generell häufiger ein Studium anstreben. Diese jungenMenschen sind unsere Zukunft, sie brauchen Bildung und Wohnraum. Aus Sicht des SSW istdringender Handlungsbedarf geboten, um das absehbare Chaos für die Studierenden inGrenzen zu halten.