Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Lars Harms zu TOP 22 + 23 - Bericht über die Eckpunkte des mit dem Stabilitätsrat vereinbarten Sanierungsprogramms
Presseinformation Kiel, den 16.12.2011Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 22 + 23 Bericht über die Eckpunkte des mit dem Stabilitätsrat vereinbarten Sanierungsprogramms Drs. 17/2029, 2037Der Stabilitätsrat hat zu Beginn des Monats verkündet, dass das SanierungsprogrammSchleswig-Holsteins geeignet ist, um einen ausgeglichenen Haushalt im Jahr 2020 zuerreichen. Nicht zuletzt weil die Konsolidierung Voraussetzung für den Erhalt der Finanzhilfevon Bund und Ländern ist, sieht der SSW diese Entwicklung grundsätzlich positiv. Wenn wiruns allerdings die Liste der Konsolidierungsmaßnahmen anschauen, trübt sich das Bild. Dennhier sehen wir, dass die Landesregierung die Einschnitte in den Sozialhaushalt oder bei derKultur und den Minderheiten unverändert als nahezu unumgängliche Bedingung für einegelungene Konsolidierung darstellt.Eine solche Sicht können wir ganz und gar nicht teilen. Der SSW ist nach wie vor derAuffassung, dass ein erfolgreicher Konsolidierungskurs nicht zwangsläufig zu Lasten derÄrmsten und Schwächsten im Land gehen muss. Die vorgesehenen Maßnahmen undKürzungen im aktuellen Doppelhaushalt sind nicht alternativlos. Wir sehen heute wie auch für 2die Zukunft durchaus Spielräume, um auch in einer angespannten Haushaltslage eine andere,sozial gerechtere und zukunftsweisendere Politik zu machen. Die Voraussetzung hierfür istschlicht und einfach der politische Wille. Doch leider habe ich für den SSW immer wiederdeutlich machen müssen, dass wir bei dieser Landesregierung keine Ideen, keine Visionen undkein Konzept dafür erkennen können, wie Schleswig-Holstein weiterentwickelt werden soll.Ich will damit sagen, dass wir unser Land nicht einfach gesund sparen können. Bewährte undunentbehrliche Strukturen, beispielsweise im sozialen, kulturellen oderminderheitenpolitischen Bereich, müssen nachhaltig gesichert und ausgebaut werden. Es istund bleibt eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik, Schleswig-Holstein zukunftsfähig zuerhalten. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies auch vor dem Hintergrund der Sparvorgabenmöglich ist. Voraussetzung hierfür ist, dass die Landesregierung im Bundesrat keinenunsäglichen Steuergeschenken zu Lasten der Länder zustimmt und die Einnahmeseite desLandeshaushalts genau in den Blick nimmt.Die Erhöhung der Grunderwerbsteuer ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch der Ansatz,in Zukunft verstärkt kostendeckende Gebühren für Verwaltungsleistungen zu erheben undeine permanente Aufgabenkritik zu üben, wird von uns begrüßt. Daneben wird es aber kaumreichen, auf zweifelhafte Mehreinnahmen aus der Liberalisierung des Glücksspiels zu bauen.Aus Sicht des SSW ist es viel sinnvoller, die gegenwärtige positive Entwicklung derSteuereinnahmen zum Anlass für eine grundlegende Revision des Steuerrechts zu nehmen.Hierauf muss die Landesregierung auf Bundesebene drängen. Allein die Reduzierung derermäßigten Mehrwertsteuer auf den ursprünglichen Zweck würde für Schleswig-Holsteinzusätzliche Einnahmen in einer Größenordnung von bis zu 600 Millionen Euro bedeuten.Auch die Pläne, zu gemeinsamen Anleihen von Bund und Ländern zu kommen, müssen endlichin die Tat umgesetzt werden. Im Gegensatz zu gemeinsamen Anleihen der EU-Mitgliedstaaten 3bestehen hier durch die gemeinsame Finanzverfassung keinerlei rechtliche und inhaltlicheEinwände. Durch dieses Instrument würden für Schleswig-Holstein bekanntlich zwischen 20und 40 Millionen Euro jährlich an Zinsersparnissen wirksam werden. Die aktuellen Signale ausBerlin stimmen uns hoffnungsvoll und wir drücken unserem Finanzminister natürlichweiterhin die Daumen für die Verhandlungen in dieser wichtigen Sache.Ich fasse zusammen: Trotz der schwierigen finanziellen Situation dürfen wir die Weichen fürunser Land nicht so stellen, dass ihm Zukunftschancen genommen werden. Mit Augenmaß,mit sozial ausgewogenen Reformen des Steuersystems und dem nötigenVerhandlungsgeschick auf Bundesebene kann der nötige Freiraum erhalten werden, um diesesLand trotz Konsolidierungskurs aktiv weiterzuentwickeln. Für den SSW steht fest, dass nichtnur der Erhalt der sozialen und kulturellen Infrastruktur Aufgabe der heutigen und derkommenden Landesregierung ist. Schleswig-Holstein muss vor allem auch durchBildungsinvestitionen für die Zukunft vernünftig aufgestellt werden. Deshalb istBildungsabbau und Kulturlosigkeit für uns nicht die Antwort auf unser Finanzproblem.