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26.01.12 , 16:28 Uhr
SPD

Hans Müller zu TOP 37 + 57: Freie Bühnen sind unverzichtbar für die Kulturlandschaft!

Es gilt das gesprochene Wort!
Kiel, 26. Januar 2012


TOP 37 + 57: Zukunft des Landestheaters + Bericht zur Lage der Soziokultur und der freien Theater (Drucksache 17/2187, 17/1704 und 17/1923)



Hans Müller:
Freie Bühnen sind unverzichtbar für die Kulturlandschaft!

Der deutsche Kulturwissenschaftler Hermann Glaser forderte schon in den siebziger Jahren, dass jegliche Kultur Soziokultur sein solle. Das mag heute geradezu banal klingen, war damals aber ein notwendiger Weckruf. Bedingt durch die Erfahrungen des Naziregimes, das Kultur als Vehikel zur Systemstabilisierung nutzte.
Der Sozialdemokrat Hermann Glaser forderte eine Kulturpolitik, die über die Förderung von Museen und Konzerthallen hinausging und sich als Teil einer umfassenden Gesellschaftspolitik verstand. Es war in erster Linie die Kulturpolitik der SPD, die in den siebziger Jahren diesen Impuls aufnahm. Diese freundliche wie realistische und zutreffende Einschätzung stammt übrigens von der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren e. V.
Vor rund drei Jahren schon machte die Antwort der Landesregierung auf unsere Große Anfrage zur Kultur in Schleswig-Holstein deutlich, dass sich die Funktion der soziokulturellen Zentren seit ihrer Gründung mit ihrer Öffnung – auch für die höheren Altersgruppen – dramatisch gewandelt hat. Soziokultur ist nicht identisch mit Subkultur. Es geht heute schon längst nicht mehr darum, Kontrapunkte zur so genannten etablierten Hochkultur der Museen und der Konzerthallen zu setzen, sondern darum, die demokratische Gestaltung von Kultur von unten zu erleichtern bzw. erst einmal zu ermöglichen. Würden sie von den Kommunen und dem Land kaputt gespart, träfe das nicht nur die wenigen bezahlten und die ehrenamtlichen Mitarbeiter, es träfe die Grundversorgung der Bevölkerung mit kulturellen Angeboten bis ins Mark.
Die Finanzierung der Zentren und der freien Theater ist traditionell schon mager. Die Grenzen sind erreicht. Ob sich im nächsten Doppelhaushalt Änderungen ergeben, wird sich zeigen. 2



Planungssicherheit ist aber das Mindeste, das wir für diese Einrichtungen sicherstellen sollten, auch für die freien Theater im Land, die neben den großen Bühnen für die Kulturlandschaft in Schleswig-Holstein unverzichtbar sind, denn sie erreichen viele Menschen, die normalerweise nicht den Weg in die großen Theater finden.
Sie sind kein Nischenphänomen. Wenn sie 2010 insgesamt 1.414 Aufführungen und andere Veranstaltungen mit fast 113.000 Besuchern organisieren konnten, zeigt das ihre Bedeutung. Aber sie brauchen Planungssicherheit - noch mehr als die Großen.
Dass die tribüHne in Lübeck aufgelöst wird, ist schade, und ich hoffe sehr, dass die Eutiner Festspiele ihre neue Chance erfolgreich nutzen können.
Es ist ein bisschen schwierig, von den freien Theatern auf die Zukunft des Landestheaters zu kommen. Irgendwann wird im Ältestenrat vermutlich beschlossen, alle kulturrelevanten Punkte als Sammeltagesordnungspunkt „Gedöns“ in die Tagesordnung einzureihen. Ich möchte hier nochmals klar betonen, dass die Verantwortung für den Theaterbau in Schleswig nicht beim Land, sondern bei der Stadt liegt. Wer hier glaubt, irgendeine Regierung könne eben mal schnell bis zu 20 Mio. € für einen Theaterneubau aus dem Ärmel schütteln, gibt sich Illusionen hin. Falls es hier eine Bereitschaft aller Beteiligten gibt, den kommunalen Finanzausgleich bezüglich des Vorwegabzugs für die Standorte der Theater und Orchester so zu ändern, dass auch ein Neubau dadurch abgedeckt werden kann, werden wir dem sicher keine Steine in den Weg legen.
Ich habe aber wenig Hoffnung, dass es dazu kommt, da die Signale aus dem kommunalen Bereich, unter anderem aus Flensburg, nicht im mindesten in diese Richtung deuten. Bei einem Bauprojekt in einem Volumen zwischen 16 und 20 Mio. € auf private Spenden zu setzen, wird nicht sehr weit führen. Der Presse zufolge sind bisher Spenden in einer Größenordnung von 0,7 Mio. € eingegangen. Das wird nicht ausreichen.
Wir sollten den Bericht der Landesregierung und die Probleme des Landestheaters im Bildungsausschuss vertiefen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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