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Anke Spoorendonk zu TOP 21 - Entwicklungpolitische Verantwortung anerkennen
PresseinformationKiel, den 22. Februar 2012 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 21 Entwicklungpolitische Verantwortung anerkennen Drs. 17/2157Eine der zahlreiche Auswirkungen der Finanzkrise besteht darin, dassentwicklungspolitische Ziele mehr denn je in den Hintergrund der politischenAufmerksamkeit und des politischen Handels getreten sind. Die globale Solidarität kannsich allerdings nicht in einer Landtagsdebatte erschöpfen, nach dem Motto „Gut, dasswir darüber geredet haben“.Tatsächlich sinken die ODA (Official Development Assistance)-Ausgaben imLandeshaushalt und liegen derzeit unter 200.000 Euro. Dieses Feigenblatt ist überausdürftig. Die Landesregierung verwies in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage desKollegen Schippels darauf hin, dass bei „der Entwicklungszusammenarbeit dieBemühungen zur Haushaltskonsolidierung berücksichtigt werden müssen.“ Damit hat esSchleswig-Holstein auf den allerletzten Rang unten allen Bundesländern geschafft, alsentwicklungspolitisches Schlusslicht der Bundesrepublik.Aus der besagten Antwort der Landesregierung geht weiterhin hervor, dass sie für sichnicht beansprucht, eine eigene Strategie bei der Entwicklungszusammenarbeit zu 2verfolgen. Es ist also die Aufgabe des Landtages, dieses zu ändern. Fraglich ist aber ausSicht des SSW, ob die von der Fraktion Die Linke angeführten Vorschläge zielführendsind.Die Selbstverpflichtung des Landes in Sachen Beschaffung wäre natürlich einMeilenstein in der Entwicklungspolitik. In Lübeck hat man sich per Ratsbeschluss derFair-Trade-Bewegung angeschlossen und ermuntert die regionale Wirtschaft, fairgehandelte Produkte anzubieten bzw. auszuschenken. Lübeck erfüllt damit dieVoraussetzungen einer Fair-Trade-Stadt. Das Gleiche gilt für das Studentenwerk, das FairTrade Kaffee in den Mensen anbietet. Das sind Bausteine für eine entwicklungspolitischeStrategie, weil die Erzeuger unabhängiger vom Welthandel werden und abseits derherrschenden Spekulationsgeschäfte rund um Rohstoffe wie Kakao und Kaffee einestabile Wirtschaft aufbauen können.Die Strukturprobleme der südlichen Länder fußen auf der Ausbeutung durch dieentwickelte Welt; sei es durch ruinöse Preise oder etwa durch subventionierte EU-Exporte, die beispielsweise in Kamerun die ansässigen Hühnerbetriebe in die Pleite trieb.Realistischer Weise wage ich aber zu bezweifeln, ob es möglich sein wird, aufLandesebene dieses verpflichtend durchzuführen. Das müsste im Ausschuss geklärtwerden. Fakt ist aber auch: Eine solide wirtschaftliche Grundlage versetzt die Erzeuger inder Dritten Welt in die Lage, ihre Kinder von der Produktion freizustellen und sie zurSchule zu schicken. Wer Geld ansparen kann, investiert in seinen Betrieb und kann sichauch eine medizinische Versorgung leisten. Stärken wir die Erzeuger, dann ist das einekonkrete Maßnahme für die südlichen Länder.Wir wissen alle, dass das Eine-Welt-Engagement in Schleswig-Holstein ausschließlichvon regionalen NGO’s getragen wird. Wer sich die Netzwerkliste anschaut, sieht, dass die 3Kirche vertreten ist und viele Bildungsträger. Das Land hat sich völlig aus dieser Arbeitzurückgezogen, da hilft es auch nichts zu sagen – wie geschehen in der vorher zitiertenKleinen Anfrage des Kollegen Schippels – dass die Landesregierung neben fachlicherBeratung insbesondere Veranstaltungen und Seminare zu Nachhaltigkeitsthemeninitiiert. Das wirkt lustlos und wenig engagiert. Damit meine ich nicht, dass neue Stellenoder Institutionen geschaffen werden sollen. Um seiner entwicklungspolitischenVerantwortung gerecht zu werden, müsste das Land aber schon mehr leisten und dort,wo es direkten Einfluss hat, auch gezielt darauf hinwirken, dass „global gedacht undlokal gehandelt“ wird. Soll heißen, Bingo Lotto ist gut, aber Konzepte fürBildungskooperationen wirken nachhaltiger. Das gilt nicht zuletzt für denHochschulbereich, wobei ich lobend den Studiengang Energie- und Umweltmanagementan der Uni Flensburg erwähnen möchte, weil dort Studienplätze gezielt für Studierendeaus Ländern der Dritten Welt reserviert werden. Damit solche Ansätze verstetigt werdenkönnen, brauchen wir neue konzeptionelle Überlegungen – und dass sich das Land denHut der Verantwortung aufsetzt.