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Lars Harms zu TOP 18, 28, 40 und 42 - Mindestlohn und gleicher Lohn für Leiharbeiter
PresseinformationKiel, den 23.03.2012 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 18, 28, 40 und 42 Gesetzentwurf und Anträge zum Mindestlohn und zum gleichen Lohn für Leiharbeiter Drs 17/2380, 17/2330, 17/2376 und 17/2378„Gleiche Arbeit, gleicher Lohn“ sollte eigentlich in unserem Land eine Selbstverständlichkeitsein. Deshalb ist es umso schockierender, dass die Mehrheit im Bundestag und Bundesratanscheinend genau diese Auffassung nicht vertritt. Wie anders ist es zu erklären, dass dieschwarz-gelbe Mehrheit – trotz vorliegender entsprechender Gesetzentwürfe – sich nichtdurchringen konnte, bei der letzten Änderung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes diesenGrundsatz mit in den Gesetzestext aufzunehmen. Immer noch ist es so, dass Leiharbeiterschlechter bezahlt werden können, als die Kollegen, die zur Stammbelegschaft gehören. Füruns als SSW ist das ein unhaltbarer Zustand, der umgehend geändert werden muss.Deshalb wollen wir, dass die Landesregierung eine Initiative im Bundesrat startet, die diesenGrundsatz „Gleiche Arbeit, gleicher Lohn“ auch für Leiharbeiter einfordert. Im Gegensatz zuden Linken verteufeln wir die Leiharbeit nicht. Sie kann dazu beitragen, Produktionsspitzenkurzfristig abzudecken und sie kann auch dazu beitragen, gesicherte Perspektiven für den 2einzelnen Arbeitnehmer zu bieten. Sie kann das aber nur, wenn der Leiharbeiter auch dengleichen Lohn wie der Angehörige der Stammbelegschaft erhält. Nur dann wird Lohndumpingals Triebfeder der Leiharbeit ausgeschlossen und nur dann kann Leiharbeit seinen eigentlichenAuftrag erfüllen – nämlich ausschließlich eine von vornherein zeit-begrenzte Ergänzung zurdauerhaften Beschäftigung zu sein.Rund 65.000 der gut 820.000 Leiharbeiter in Deutschland sind Aufstocker. Dies kann man aufzweierlei Art und Weise deuten. Erstens, viele können von ihrer Arbeit durchaus existieren undsind auch in der Leiharbeit nicht auf staatliche Transferleistungen angewiesen. Das heißt, mankann Leiharbeit auch vernünftig organisieren. Gleichwohl sagt dies noch nichts überLohngerechtigkeit aus. Denn wenn man zwar kein Aufstocker ist, heißt das noch lange nicht,dass man den gleichen Lohn wie sein fest beschäftigter Kollege erhält. DerGerechtigkeitsaspekt muss also losgelöst von der Frage des Aufstockens gesehen werden.Gleichwohl ist es schockierend, dass auch in der Leiharbeitsbranche Aufstocken durchaus Gangund Gäbe ist. Und das ist ja nicht auf diese Branche beschränkt, sondern dies ist eingesellschaftliches Problem, das grundsätzlich angegangen werden muss. Es kann doch nichtsein, dass der Staat mit dem Steuergeld seiner Bürger Unternehmen subventioniert, die nurDumpinglöhne zahlen wollen. Hier muss etwas getan werden und hier muss es einenflächendeckenden Mindestlohn geben. Das würde im übrigen auch das Problem mit denWerkverträgen besser lösen als die Vorschläge, die im Antrag der Linken vorgelegt wordensind. Deshalb fordern wir gemeinsam mit der SPD, dass ein flächendeckender bundesweiterMindestlohn eingeführt wird, der in regelmäßigen Abständen durch eine unabhängigeExpertenkommission aus Tarifparteien und Wissenschaft überprüft und angepasst wird.Es gibt rechtliche Bedenken, ob man Mindestlöhne auf Landesebene – gleich welcher Art –gesetzlich festlegen kann, wie es der grüne Gesetzentwurf vorsieht. Was wir aber können, istdass wir so weitestgehend wie möglich, selbst mit gutem Beispiel voran gehen. Deshalb 3begrüßen wir es gemeinsam mit der SPD, dass das Land schon für seine Mitarbeiter mehr zahltals die 8,50 Euro, die die Grünen verlangen, nämlich 8,92 Euro. Und deshalb wollen wir, dass dieVertreter des Landes in den Unternehmen und Einrichtungen, in denen wir denbeherrschenden Einfluss haben, diese Lohnuntergrenze von 8,92 Euro ebenfalls durchsetzen.Ebenfalls wollen wir, dass ein Mindestentgelt eingehalten wird, wenn wir als Land Leistungenvon Dritten einkaufen. Wir meinen, dass dies eine Selbstverständlichkeit ist, wenn es umverantwortliche und nachhaltige Beschaffung geht. Und auch das können wir selber politischbestimmen, wenn wir denn wollen. Wir vom SSW und die Kolleginnen und Kollegen der SPDwollen das in jedem Fall.Und drittens wollen wir prüfen, ob auch Zuwendungen des Landes an eine gerechte Bezahlungvon Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des Begünstigten gekoppelt werden können. Es istnicht nachvollziehbar, dass ein Unternehmen eine Zuwendung erhält und dann quasi alsDankeschön Dumpinglöhne bezahlt. Auch hier gibt es dringenden Handlungsbedarf; auchwenn wir wissen, dass man dieses schwierig rechtlich umsetzen kann. Trotzdem muss derVersuch gemacht werden und deshalb muss genau geprüft werden, wie wir auch dieseUngerechtigkeit beseitigen können.Mit der Zustimmung zu unseren gemeinsamen Anträgen mit der SPD stimmen Sie, liebeKolleginnen und Kollegen, für mehr Gerechtigkeit bei den Löhnen und gegen eine staatlicheSubventionierung von Unternehmen, die ihren Beschäftigen faire Löhne vorenthalten. Siestimmen also für eine gute Sache.