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Lars Harms zu TOP 17 - Asylrecht weiterentwickeln- Teilhabe und Chancen verbessern - Ressentiments bekämpfen
Presseinformation Kiel, den 20. März 2013Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 17 Asylrecht weiterentwickeln- Teilhabe und Chancen verbessern - Ressentiments bekämpfen Drs. 18/598Deutschlands Asylrecht steckt immer noch in den 1990ern fest. Je näherman die Gegebenheiten beleuchtet, je mehr Anhaltspunkte wird manfinden, die darauf hinweisen, dass die Gesetzeslage nicht mehr zeitgemäßist. Der Antrag regt in diesem Zusammenhang gleich mehrereVeränderungen an.Der SSW steht dem Arbeitsverbot schon seit Jahren kritisch gegenüber.Asylbewerber müssen so schnell wie möglich eine Chance zur täglichenArbeit bekommen. Denn machen wir uns doch nichts vor, viele von ihnen 2werden einen Duldungsstatus bekommen. Das heißt, dass diese Menschennicht kurzfristig, sondern langfristig hier bleiben werden und dazubrauchen diese Frauen und Männer regelmäßige Arbeit. Arbeit kann einenbedeutenden Beitrag zur Lebensqualität und zur Integration dieserMenschen sichern. Und zu einem würdevollen Leben gehört unsererMeinung nach, dass man für seinen eigenen Lebensunterhalt sorgen darf.Das Arbeitsangebot muss in Zukunft nach Leistung, Motivation undBereitschaft verteilt werden, unabhängig von Nationalität oderAufenthaltsstatus. Die Menschen kommen nicht hierher, um den ganzenTag fernzusehen, sondern weil sie sich hier ein neues und vor allemstabileres Leben aufbauen wollen. Zu einem solchen Leben gehört ebenauch eine berufliche Beschäftigung.Deshalb dürfen Asylsuchende nicht mehr auf dem Arbeitsmarktbenachteiligt werden.Dass eine Arbeitsaufnahme auch die staatlichen Kassen und somit auchdie Bürger in diesem Land entlastet, ist darüber hinaus einleuchtend. Werarbeitet, ist keine zusätzliche Belastung für den Sozialstaat. Mehr noch,Arbeit bedeutet auch eine Chance auf Integration sowie Partizipation amgesellschaftlichen, kulturellen und politischen Alltag. Und etwas Bessereskann es eigentlich sowohl für Einheimische als auch für Asylbewerbernicht geben. 3Ein weiterer Punkt, der in diesem Antrag dargelegt wird, ist der Aspekt derSachleistungen. Der Vorrang von Sach- gegenüber Geldleistungen fürAsylbewerber ist unserer Meinung weder zeitgemäß, noch finanziellvorteilhaft. Ganz im Gegenteil, Sachleistungen haben etwasErniedrigendes. Sie entmutigen die Asylsuchenden zusätzlich in ihrereigenständigen Lebensführung. Konsumgutscheine vermitteln das Gefühlvon Minderwertigkeit und das unabhängig davon, ob das Herkunftslanddes Asylbewerbers nun Serbien oder Syrien heißt. Das Bestreben vomBundesinnenminister diesbezüglich ist nicht nur unmenschlich, sondernschafft Asylbewerber erster und zweiter Klasse. Darüber hinaus sindSachleistungen für die Kommunen besonders kostspielig, weil sie dieVergabe der Sachleistungen gründlich administrieren und kontrollierenmüssen.Eine ganz andere Baustelle ist die Residenzpflicht. Auch hier macht manden Asylbewerbern das Leben noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Ichmöchte noch einmal klarstellen: Asylbewerber sind nicht das Problem,sondern sie haben ein Problem, das wir lösen können. Mobilität ist einganz entscheidender Faktor, um arbeiten und auch vernünftig leben zukönnen. Deshalb sollten Asylbewerber auch die Möglichkeit bekommen,sich dort niederzulassen, wo ihre Arbeit gebraucht wird. Dazu brauchen 4wir eine Lockerung der Residenzpflicht auf Bundesebene, beispielsweisemittels einfacher Meldeauflagen, wie es auch in anderen EU Staatenüblich ist. Mehr noch, man müsste hier ernsthaft erwägen, ob die deutscheErfindung der unsichtbaren Grenzen innerhalb der Bundesrepublikendgültig abgeschafft werden kann. Ein einheitliches menschenwürdigesSystem ist auf EU-Ebene schon lange überfällig. In Zukunft sollte sich einFlüchtling nicht mehr überlegen müssen, in welches EU-Land er fliehensollte, um Asyl zu bekommen zu können. Das Asylrecht muss jetzt endlichim Jahre 2013 ankommen und EU-weit einheitlich sein. Denn mitveralteten Regelungen ist niemanden geholfen, dies gilt besonders für dieAsylsuchenden. Das Asylrecht auf Bundes- und EU-Ebene leidet unter einermassiven Stagnation.Jahr für Jahr reihen sich die verstrichenen Kompromisse aneinander. UndJahr für Jahr rennt die Bundesrepublik den Urteilen der Gerichte inLuxemburg und Karlsruhe hinterher. Eine Erfolgsgeschichte sieht andersaus.Wir müssen uns endlich von dieser Stagnation befreien. Die folgendenAusschussberatungen werden dazu hoffentlich beitragen können.