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Jette Waldinger-Thiering: Befristete Lehrerstellen müssen die Ausnahme sein
Presseinformation Kiel, den 18.06.2013Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-ThieringTOP 37 Verträge von Lehrkräften nicht mit Ferienbeginn enden lassen Drs. 18/926Die FDP greift mit ihrem Antrag ein sehr wichtiges Thema auf. Die Praxis, Lehrkräftenbefristete Arbeitsverträge zu geben die mit Ferienbeginn enden, kann mit gutem Rechtkritisiert werden. Auch die Feststellung, dass dieses Vorgehen besonders unredlich ist wenn dieLehrerinnen und Lehrer noch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, ist richtig. Ganzgrundsätzlich kann es aus Sicht des SSW nicht angehen, dass die Länder hier auf Kosten derArbeitslosenversicherung sparen. Und es darf auch nicht sein, dass den jungen motiviertenLehrkräften keine echte Perspektive und keinerlei Sicherheit geboten wird. Um ehrlich zu seinhalte ich gerade diesen Punkt für besonders wichtig: Denn genau diese jungen Lehrerinnenund Lehrer sind es, die wir unbedingt im Land halten wollen.Was mir an dem Antrag allerdings sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass so getan wird, als wäredieses Phänomen neu. Denn so ist es ganz sicher nicht. Der Bundesrechnungshof hat schon vorüber 10 Jahren auf dieses Problem hingewiesen und dabei, ganz nebenbei bemerkt, vor allemsüdliche Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern oder Hessen im Visier gehabt. Anstatt 2also so zu tun, als hätte man hier einen Riesenskandal aufgedeckt, halte ich ein wenig Demutund eine konstruktive Haltung für angemessen. Ein Bildungsminister Klug hat in dieserAngelegenheit zumindest nicht besonders tatkräftig gehandelt. Ich stelle also fest: DiesesProblem ist weder neu noch ist es in Schleswig-Holstein besonders stark ausgeprägt.Doch auch wenn ich meine, dass bei diesem Thema Augenmaß gefragt ist sage ich trotzdemdeutlich: Der SSW ist mit dem Anspruch in diese Koalition eingetreten, dass es keine prekärenArbeitsverhältnisse in unserem Land geben darf. Schon gar nicht, wenn das Land derArbeitgeber ist. Und diese Haltung teilen auch unsere Koalitionspartner. Für den SSW kann ichdeshalb ganz deutlich sagen: Wir können nicht auf der einen Seite Tariftreue einfordern undauf der anderen eine Praxis mittragen, bei der systematisch von armutsförderndenZeitverträgen Gebrauch gemacht wird. Dieser Zustand muss so schnell wie möglich beendetwerden.Wie Sie alle wissen, hat die Ministerin genau diese Absicht bereits Anfang Mai im Rahmeneiner Veranstaltung in Berlin erklärt. Unser gemeinsames Ziel ist daher, alle Möglichkeiten zurReduzierung der befristeten Beschäftigung bei angestellten Lehrerinnen und Lehrernauszunutzen. Die Tatsache, dass diese Praxis weit verbreitet ist, macht das Problemhierzulande nicht weniger schlimm. So viel ist klar. Aber wir müssen die Dinge auch imVerhältnis sehen: Fast 80 Prozent der rund 1800 Lehrerinnen und Lehrer, die zeitlich befristeteVerträge haben, sind bis zum Ende des Schuljahres beschäftigt. Die Arbeitsverhältnisse derrestlichen 20 Prozent können häufig nicht fortgeführt werden, weil es sich hier zum Beispielum Schwangerschafts- oder Krankheitsvertretungen handelt. Fakt ist daher: So ungerechtdiese Praxis für die Betroffenen auch ist - es handelt sich hier um die Ausnahme und nicht etwaum die Regel.Doch keine Frage: Natürlich sind diese Zahlen zu hoch und wir werden selbstverständlich allesdafür tun, um sie zu senken. Deshalb bitten wir die Landesregierung, dem Bildungsausschuss 3im August einen Bericht vorzulegen, damit wir alle eine aktuelle Faktenlage haben. Aus Sichtdes SSW sollten wir alles dafür tun, um Zeitverträge für Lehrkräfte zur absoluten Ausnahme zumachen. Das sind wir den jungen Lehrerinnen und Lehrern im Land ganz einfach schuldig.