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Jette Waldinger-Thiering: Chancengleichheit statt Schubladendenken
Presseinformation Kiel, den 26.09.2013Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-ThieringTOP 11 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes Drs. 18/1124 „Chancengleichheit statt Schubladendenken“Vorab möchte ich all die, die sich hier und heute ganz besonders aufregen, daran erinnern, dassdieser Gesetzentwurf sicher nicht der Weisheit letzter Schluss ist. So gut und richtig dieNeuerungen auch sind: Wir befinden uns in der Anhörungsphase. Wenn sich dieNotwendigkeit zeigt, können Dinge durchaus noch verändert werden. Und die Damen undHerren, die unbelehrbar bleiben und lieber grundsätzlich von Einheitsschulen undEinheitslehrern reden, möchte ich freundlich daran erinnern, dass dieser Entwurf Ergebniseines Dialogs ist. Damit ist also genau der Elternwille, der so gern gegen uns ins Feld geführtwird, in vielen Bereichen ausschlaggebend.Für mich als relativ neue Abgeordnete hier im Landtag ist und bleibt es unbegreiflich, dass dieOpposition nicht ein einziges gutes Haar am Bildungsdialog lassen kann. Warum kann mannicht einfach anerkennen, dass dieser Dialog der umfassendste ist, den die Politik mit denVerantwortlichen im Bildungsbereich je geführt hat? Wo früher wichtige Interessengruppen 2einfach von runden Tischen ausgeschlossen wurden, haben heute alle die Möglichkeit, sicheinzubringen. Diejenigen, die dabei waren und diesen Prozess unvoreingenommen beurteilenkönnen oder dürfen, bestätigen es: Nicht nur in den großen Dialogveranstaltungen sondernvor allem auch in den Arbeitsgruppen wird sachlich, konzentriert und absolut konstruktivzusammengearbeitet. Vor diesem Hintergrund kann ich mir die miesepetrige Haltung unsererVorgänger wirklich nur dadurch erklären, dass man sich darüber ärgert, nicht selbst auf dieIdee gekommen zu sein. Oder man erkennt erst jetzt, dass es ein Fehler war, regelmäßig überdie Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden zu haben.Wie dem auch sei: Spätestens mit dem vorliegenden Entwurf lässt sich eins ganz deutlicherkennen: Während unsere Vorgänger in der Schullandschaft ein heilloses Durcheinanderangerichtet haben, finden sich heute sehr viele Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen undLehrer aber auch Eltern im neuen Schulgesetz wieder. Sie alle fühlen sich auf diesem Wegmitgenommen. Natürlich können nicht auf einen Schlag sämtliche Probleme gelöst werden.Aber als Ergebnis dieses Dialogs steht in jedem Fall ein Gesetzentwurf, der die Schulbildung inSchleswig-Holstein neu definiert. Aus Sicht des SSW ist das wichtigste dabei, dass dieserEntwurf kein weiteres ideologisches Konstrukt ist, wie die Opposition gerne behauptet. Nein,dieser Entwurf ist schlicht und einfach Ausdruck einer konsequenten Orientierung an derChancengleichheit für die Kinder und Jugendlichen in unserem Land.Diese Koalition hat den klar formulierten Anspruch, dass jede Schülerin und jeder Schülerunabhängig vom finanziellen und sozialen Status der Eltern den bestmöglichen Abschlusserreichen soll. Das ist mehr als eine bloße Floskel. Es ist unsere Überzeugung. Mit Blick auf dieZukunft ist uns ganz einfach klar, dass wir mehr junge Menschen zu möglichst hochwertigenAbschlüssen führen müssen. Und ich bin mir sicher: Mit diesem Gesetzentwurf werden wirdieses Ziel auch erreichen. Gestärkte Gemeinschaftsschulen werden in Zukunft neben starkenGymnasien dafür sorgen, dass mehr junge Leute einen solchen, höheren Abschluss schaffen. So 3sieht eine Politik aus, die Heranwachsenden Bildungschancen eröffnet, anstatt sie vorschnellauszusieben und in Schubladen zu stecken.Die Kernpunkte des neuen Schulgesetzes dürften allen bekannt sein: Wir setzen auf den Willenvieler Schüler und Eltern und damit auf ein zeitgemäßes Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasienund Gemeinschaftsschulen. Dabei bleiben aber sowohl die bestehenden G9-Gymnasien alsauch die Y-Gymnasien erhalten. Mit diesem Entwurf modernisieren wir unser Schulsystem,ohne dabei bewährte Strukturen zu zerschlagen. Dies gilt im Übrigen auch für dieRegionalschulen im Land: Wie bekannt soll ein Großteil der über 40 Schulen alsGemeinschaftsschule fortgeführt werden. Dies entspricht in einer Vielzahl der Fälle nicht nurden Bedürfnissen der Eltern. Es entspricht vor allem dem Wunsch der Regionalschulen selbst,weil viele bereits wie Gemeinschaftsschulen arbeiten. Ein Schulschließungsgesetz sieht völliganders aus! Standorte mit zu geringen Schülerzahlen haben nun einmal eher düstereZukunftsaussichten. Auf diese Entwicklung hat der Gesetzentwurf überhaupt keinen Einfluss.Gleichwohl sehen wir, dass Bildungsangebote in der Fläche gestärkt werden müssen.Ich habe es mehrfach betont und will es auch heute gerne wiederholen: SPD, Grünen und SSWist es besonders wichtig, dass das übergeordnete Prinzip des längeren gemeinsamen Lernensgestärkt wird. Denn es ist gerade dieser Ansatz, der von unglaublich vielen Schülerinnen undSchülern sowie Eltern ausdrücklich gewünscht wird. Schon mit der Erhöhung derDifferenzierungsstunden haben wir hier einen wichtigen Schritt getan. Und auch wenn dieserSchwerpunkt von CDU und FDP aus rein ideologischen Gründen weiterhin nicht gewollt seinmag, bin ich fest davon überzeugt, dass wir damit bildungspolitisch auf dem richtigen Wegsind.Kein Zweifel: Übergeordnet betrachtet ist das vorliegende Gesetz absolut modern undrichtungsweisend. Es ist eben nicht der Wunsch nach kurzfristigem Erfolg sondern nachwirklich zukunftsfesten Strukturen, der für diesen Entwurf ausschlaggebend ist. Die 4Gemeinschaftsschule wird nach skandinavischem Vorbild gestärkt. Die massiven undeinseitigen schwarz-gelben Einsparungen im Bildungsbereich werden zurückgenommen. Undnicht zuletzt werden auch die deutschen Schulen in freier Trägerschaft, die unsereBildungsvielfalt bereichern und Großartiges leisten, in Zukunft auch finanziell stärkerunterstützt.Es verwundert sicher nicht, wenn ich in diesem Zusammenhang auf eins hinweise: Die neueFinanzierung für Schulen in freier Trägerschaft hat eindeutig auch eine minderheitenpolitischeDimension. Denn wie sie alle wissen, sind wir in diesem Jahr zu einer gerechten Finanzierungfür die dänischen Schulen zurückgekehrt. Und diese gerechte Finanzierung beruht aufderselben Grundlage wie die Finanzierung der freien Schulen. Ich denke es ist allen klar, dassdas Land eine besondere Verantwortung für die Finanzierung der dänischen Schulen hat. Siesind nämlich Regelschulen für die dänische Minderheit. Der dänische Schulverein erfüllt einenGewährleistungsauftrag, der sonst durch das öffentliche Schulsystem erfüllt werden müsste.Das heißt im Klartext: Gäbe es die dänischen Schulen nicht, müsste die Beschulung der Kinderder dänischen Minderheit mit Unterricht in dänischer Sprache im öffentlichen Schulsystemerfolgen. Eine Gleichstellung mit den öffentlichen Schulen ist also nicht nur bildungspolitischsinnvoll und rechtlich geboten sondern auch ganz einfach gerecht.Und noch ein wichtiger Hinweis: Für die friesische Sprache verhält es sich ganz ähnlich: Nichtnur aus unserer Landesverfassung - sondern insbesondere aus der europäischen Charta derRegional- und Minderheitensprachen entsteht die Verpflichtung, diese Minderheit zu schützenund zu fördern. Für das Friesische gilt genauso der Anspruch, dass kulturelle Eigenständigkeitnicht zuletzt auch über das Bildungssystem sichergestellt werden muss. In unseren Augen wirddieser Verpflichtung des Landes im Schulgesetz noch nicht deutlich genug entsprochen.Deshalb ist klar, dass wir hier im Rahmen des Anhörungsverfahrens zu entsprechendenNachbesserungen kommen müssen. Und das wird uns auch gelingen. 5Meine Damen und Herren: Unser wichtigstes bildungspolitisches Ziel ist und bleibt es, mehrSchülerinnen und Schüler an einen höheren Bildungsabschluss heranzuführen als bisher. Dabeigeht es nicht nur um Abiturienten, sondern eben gerade auch um alle anderenSchulabschlüsse. Ein höherer Schulabschluss für alle muss das Ziel sein! Wir wollen nichtzuletzt den sozial Schwächeren und den Menschen mit Migrationshintergrund größereBildungschancen geben. Natürlich ist bis dahin noch ein weiter Weg zu gehen. Und wir sinduns auch darüber bewusst, dass ein neues Schulgesetz allein nicht alle Herausforderungen desSchulalltags vor Ort lösen kann. Es gibt noch eine Menge zu tun. Und aus unserer Sicht ist undbleibt es unheimlich wichtig, den Dialog mit allen Beteiligten weiter zu führen. Wir wollen denWeg der vergangenen Monate weiter gehen und gemeinsam mit den Verantwortlichen, mitSchülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrern die passenden Antworten auf die verschiedenenbildungspolitischen Herausforderungen in unserem Land finden.