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Lars Harms: Planungssicherheit bei niedrigem Zinsniveau zu erreichen
Presseinformation Kiel, den 21.11.2013Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 25 + 32 Keine Spekulation mit Steuergeldern und Bericht zur Zinssicherung Drs. 18/1283 und 18/1307 „Es geht hier darum, für den Haushalt des Landes Schleswig- Holstein über einen längeren Zeitraum Planungssicherheit bei niedrigem Zinsniveau zu erreichen.“Eine vorausschauende Planung, die Risiken der Zukunft versucht zu minimieren, ist eigentlichkonservatives Handeln im besten Sinne. Genau das tut das Finanzministerium, wenn es um dieZinssicherung geht. Es geht hier nicht um Spekulation, wie es der Antrag der FDP suggerierenwill, sondern es geht hier darum, für den Haushalt des Landes Schleswig-Holstein über einenlängeren Zeitraum Planungssicherheit bei niedrigem Zinsniveau zu erreichen.Natürlich kann niemand das Zinsniveau der nächsten Jahre voraussehen. Aber es ist, glaubeich, auch für jeden Bürger einzusehen, wenn man als Staat versucht, ein niedriges Zinsniveaudauerhaft zu sichern. Das ist im Übrigen etwas, was auch jeder Häuslebauer macht. AuchPrivatleute versuchen, das jeweils niedrige Zinsniveau für sich abzusichern. Und jeder, der nuneinen neuen Hypothekenkredit abschließen will, hat natürlich ein Interesse daran, dieNiedrigzinsphase dauerhaft auszunutzen. Also wird er möglicherweise einen kleinen 2Zinsaufschlag zahlen, um langfristig mit seinem Zinsniveau trotzdem unter der zukünftigenZinsentwicklung zu bleiben. Dieses Verhalten würde niemand als Spekulation brandmarken.Im Gegenteil, ein solches vorausschauendes Handeln wäre ein grundsolidesFinanzmanagement. Und genau das tut die Finanzministerin auch.Das derzeit niedrige Zinsniveau soll über einen längeren Zeitraum bewahrt werden. Wer sichdie Zinsentwicklung bei der EZB seit 1999 ansieht, kann sehen, dass derHauptrefinanzierungszins immer zwischen 2,5 % und 4,75 % lag. Das ist vermutlich derZinsspielraum, der als normal gelten darf. In 2009 sank der Zins im Rahmen derFinanzmarktkrise erstmals auf unter 2 % und er liegt derzeit bei 0,25 %. Das heißt, dasZinsniveau ist auf einem historischen Tiefstpunkt und bezogen auf denHauptrefinanzierungszinssatz der EZB kann es sicherlich nicht mehr weiter nach unten gehen.Nun wissen wir alle, dass der Zinssatz nach 2009 insbesondere wegen der Kapitalmarktkrisegesunken ist. Die Krise ist sicherlich nicht überall überstanden, aber man kann schon sagen,dass es aus deutscher Sicht vor 4 Jahren noch schlimmer aussah, als es jetzt ist. Dies könnte einAnzeichen dafür sein, dass der Kreditbedarf für die Wirtschaft wieder steigen wird und dass wirdann auch mit steigenden Zinsen für Kredite zu rechnen hätten. Da kann man sich dann schonGedanken machen, ob es nicht klug wäre, sich das derzeitige günstige Zinsniveau längerfristigzu sichern. Mit Zocken hat das relativ wenig zu tun.Jetzt mag man behaupten, dass Deutschland nicht allein da steht und dass es anderen Ländernin der Tat schlechter geht und diese eben noch nicht aus der Krise herausgekommen sind. Dasstimmt – zumindest teilweise. Griechenland hat noch einen weiten Weg vor sich und auch dieLänder des Balkans haben enorme wirtschaftliche Schwierigkeiten. Allerdings muss man dazuauch sagen, dass die besagten Länder nur marginal zum gesamten BruttosozialproduktEuropas beitragen. Viel entscheidender sind die Entwicklungen in wirtschaftsstärkeren Ländernwie Spanien, Portugal oder Irland. Während das vielzitierte Spanien bisher immer noch zu den 3Stützerländern des Europäischen Stabilitätsmechanismus gehört und somit zumindest formalauch seinen - unheimlich schwierigen - Beitrag leistet, waren Portugal und Irland – genausowie Griechenland – ausschließlich auf Hilfeleistungen aus diesem Mechanismus angewiesen.Dass Spanien in der Lage ist, auch etwas zum Stützungsmechanismus beizutragen, ist an sichschon ein längerfristiges Zeichen, dass Reformen hier greifen. Nun hat aber auch Irlandangekündigt, in Zukunft keine Leistungen mehr aus dem Rettungsschirm erhalten zu wollen,weil man meint, es auch ohne schaffen zu können. In Portugal diskutiert man in die gleicheRichtung. Es sieht somit auch in diesen Ländern nach einer Verbesserung der Situation aus, sodass möglicherweise die EZB irgendwann die Zinsen wieder erhöhen kann, schließlich hat dieEZB das Zinsniveau gerade auch für solche Länder niedrig gehalten.Die meisten verfügbaren Daten und Erfahrungswerte lassen es realistisch erscheinen, dass dasZinsniveau im Zeitraum der nächsten 5 Jahre wieder ansteigen wird. Vor diesem Hintergrundmacht es Sinn, sich das derzeit niedrige Niveau so lange wie möglich zu sichern und es istlobenswert, dass das Finanzministerium im Haushalt deutlich macht, wie viel mehr sieausgeben wird, um langfristig kostengünstiger da zu stehen. Das was durch dieLandesregierung getan wird, ist nicht nur finanzpolitisch gut, sondern auch für die Bürgerinnenund Bürger transparent. Besser kann man es nicht machen.